Verkehr Corona setzt neuem Linienbündel zu: Massiver Rückgang der Fahrgäste

Bernkastel-Wittlich · Der Landkreis Bernkastel-Wittlich erwartet hohe Kosten für den ÖPNV. Die Corona-Krise verschärft das noch, denn im Lockdown fahren weniger Menschen mit dem Bus.

 Die Auslastung der Busse ist während der Pandemie deutlich zurückgegangen.

Die Auslastung der Busse ist während der Pandemie deutlich zurückgegangen.

Foto: vetter friedemann

Ein Angebot schaffen, um die Leute dazu zu bewegen, das Auto stehen zu lassen und damit die Umwelt zu schonen. Das war der Ansatz einer umfassenden Neustrukturierung des Busverkehrs im ländlichen Raum in der Region Trier. Ein Baustein davon ist das Linienbündel Mosel, das im September 2019 an den Start ging.
Nun, nach über einem Jahr stellt sich die Frage, wie erfolgreich das Konzept ist - und was es bislang gekostet hat.

Insgesamt wurden der Takt der einzelnen Fahrten und die Linien erweitert. Die Moselorte im Landkreis Bernkastel-Wittlich werden seitdem mit Anschluss in den benachbarten Landkreis im Stundentakt angefahren. Sogar manche Orte, die in den Vorjahren mangels Nachfrage nicht mehr angefahren wurden, wurden wieder in den Fahrplan aufgenommen.

Ein weiterer Schritt dieser Strukturreform war die Veränderung des Bezahlmodells. Seit der neue Busplan gilt, bezahlt der Kreis den Busbetreiber, in diesem Fall die Moselbahn, für den Betrieb der Linien und finanziert das wiederum mit dem Erlös aus den Fahrkartenverkäufen - das bedeutet, dass der Kreis Finanzierungslücken selbst schließen muss. Das war politisch so gewollt, denn es war nicht zu erwarten, dass bei einer Ausweitung des Angebotes sich sofort eine entsprechende Nachfrage einstellt. Im Gegenteil: der Kostenträger, der Landkreis, bereitete sich auf ein Defizit vor. Bereits für das letzte Quartal 2019, rechnete man mit 180 000 Euro Zuschuss. Insgesamt wurde mit einem Gesamtdefizit von 695 000 Euro gerechnet. Zum Vergleich: 2018 lag der Fehlbetrag noch bei 270 000 Euro was damals auf den ohnehin zu finanzierenden Schulbusverkehr zurückzuführen war.

Für das vergangene Jahr sah die Planung für den gesamten ÖPNV im Landkreis ein Defizit von 1,5 Millionen Euro vor. Im nächsten Jahr, wenn auch das Linienbündel Kondelwald aktiv wird, wird mit einem Defizit von 2,1 Millionen Euro gerechnet. Die Fahrscheinerlöse sind dabei bereits mit eingerechnet.

Dann kam allerdings die Corona-Krise. Rolf Tödtmann, damals Geschäftsführer der Moselbahn, heute Manager bei der Nassauischen Verkehrsgesellschaft, geht davon aus, dass es bis zu drei Jahren braucht bis sich die Branche von dem Einbruch durch den Corona-Lockdown erholt. Ohne den Rettungsschirm des Bundes, der die Einnahmeverluste ausgleichen soll, könnte sich der Öffentliche Personennahverkehr in Deutschland nicht mehr finanzieren.

Hinzu kommen im Landkreis die ohnehin einkalkulierten Defizite durch die Ausweitung des Linienbündels Mosel. Derzeit laufen noch die Auswertungen der Jahresabschlüsse, wie Manuel Follmann von der Kreisverwaltung erläutert. Er weist darauf hin, dass konkrete Aussagen über das Kosten-Nutzen-Verhältnis eines klar definierten Linienbündels – wie in diesem Fall des Linienbündels Mosel – nur beschränkt möglich seien, da die Einnahmen auf Grund des Einnahmenaufteilverbundes im ÖPNV nicht bei den jeweiligen Einnahme-Linien bleiben werden. Insofern ist es schwierig, ein Linienbündel aus dem Gesamtabschluss herauszurechnen.

 Felix Klormann vom Verkehrsverbund Trier, in dem der Landkreis Bernkastel-Wittlich Mitglied ist, weist ebenfalls auf diese Problematik hin und die Folgen der Kontaktbeschränkungen der Corona-Krise. „Aufgrund der Kontaktbeschränkungen, die das letzte Jahr geprägt haben, und der damit verbundenen massiven Fahrgastrückgänge (insbesondere im Frühjahr und im Herbst 2020) können wir derzeit jedoch keine belastbaren Aussagen zu Einnahmen, Fahrgastaufkommen oder Kosten machen,“ sagt Klormann. Das neue Bündel „Mosel“ sei erst im September 2019 gestartet. Demnach habe es bedingt durch Corona nur sechs „reguläre Monate“ mit normalem Fahrbetrieb gegeben: September 2019 bis Februar 2020. Klormann: „Dieser Zeitraum ist für die Etablierung eines neuen ÖPNV-Angebotes definitiv zu kurz. Daher können wir derzeit auch keine fundierten Aussagen dazu machen, wie das Angebot vor Beginn der Pandemie angenommen wurde.“

 Die Verkaufsdaten der Moselbahn sowie deren Fahrgastzahlen für den Monat November seien bereits erhoben, aber noch nicht ausgewertet. Klormann: „Dies wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen und die daraus resultierenden Ergebnisse liefern lediglich einen punktuellen Hinweis, da sich aufgrund fehlender Vergleichswerte daraus zunächst keine Rückschlüsse auf die Entwicklung der Fahrgäste sowie Einnahmen ziehen lassen.“

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