Langer Weg ins volle Zelt

WITTLICH. Das Bungert Oktoberfest – sehr viele Menschen und noch mehr Bier an jedem Wochenende. Doch was tut sich an einem Samstagabend vor dem Zelt?

Samstag, 22 Uhr, zehn Grad auf dem Thermometer. Sie stehen mit T-Shirt oder ärmellosem Top vor dem Eingang: Jung und Alt wartet seit mehr als einer Stunde auf den Einlass ins warme Zelt - doch nichts geht mehr. Das Zelt ist prallvoll mit tausenden von feiernden Menschen. Von drinnen tönen die Klassiker und auch draußen in der Schlange sind die ersten dabei, ihre "Hände zum Himmel" zu strecken. Und da laufen Sie schon: Die Rettungskräfte des Malteser Hilfsdienstes - nicht zum ersten Mal an diesem Abend benötigt ein Volltrunkener offensichtlich Hilfe beim Nüchternwerden - es ist erst kurz nach 22 Uhr. Während sich immer mehr Menschen der sich nicht bewegenden Schlangen vor den beiden Eingängen anschließen, kommen auch immer mehr aus dem Inneren des Zeltes heraus. Während dort das Kondenswasser unaufhörlich von der Decke tropft, ertönt vor Eingang eins ein lauter Freudenschrei: Gerade hat Thomas, 25 Jahre, aus Wittlich, eine Mitteilung aufs Handy bekommen: Der junge Mann hat doch tatsächlich fünf Richtige im Samstagslotto! "Geil! Geil! Geil!" - mehr bringt er nicht mehr über die Lippen und verschwindet mit Freundin wieder im Zelt. Währenddessen stellen sich etwa 15 Männer auf der großen Wiese gegenüber in eine breit gefächerte Reihe auf und "erleichtern" sich. Einige Mitglieder einer belgischen Reisegruppe ergreifen bereits die Flucht. Ein langer Tag für die belgischen Gäste

Gerade noch ohne umzufallen schaffen sie es in den Bus. Der Fahrer lässt wissen: Um halb neun sind die Belgier erst in Wittlich angekommen - es ist nun 23 Uhr. Auch die wartenden Taxis bekommen ihre ersten Aufträge. Horst Fischer, seit 25 Jahren Taxifahrer, ist seit der ersten Stunde des Wittlicher Oktoberfestes dabei und hat schon allerlei erlebt, erzählt er. An diesem Abend fällt ihm besonders auf, wie viel vor dem Zelt los ist. "An anderen Tagen stehen die Leute vielleicht 15 Minuten an und sind dann im Zelt verschwunden." Doch heute stehen sie sage und schreibe schon über eineinhalb Stunden vor den Eingängen, und nichts tut sich. Der Sicherheitsdienst geht noch von einer Wartezeit von mindestens 30 Minuten aus. Doch dann tut sich am Eingang zwei etwas: Tatsächlich kommen dort gegen 23.30 Uhr fast alle wartenden ins Zelt und bezahlen die drei Euro Eintrittspreis. Vor dem Zelt ändert sich an der Situation nur eins: Die Malteser-Sanitäter laufen immer öfter durchs Bild. Bis halb eins hat Taxifahrer Horst noch Zeit für ein kleines Schwätzchen, dann geht so langsam der Betrieb los. Jetzt kommen doch mehr Leute aus dem Zelt, als rein wollen. Auch die Polizei hat sich schon seit längerem etwas vom Eingang entfernt positioniert - doch bis jetzt ist alles ruhig. Erfahrungsgemäß könnte es zu noch späterer Stunde etwas spannender werden, sagt einer der Beamten, und auf einmal verschwindet der Streifenwagen auch: ein Unfall. Einige kaputte Bierflaschen auf der Straße, ausgelastete Taxis und viel Arbeit für die Sanitäter, lautet das Resümee gegen halb zwei. Am nächsten Wochenende wird sich wohl kaum ein anderes Bild zeigen beim Oktoberfest in Wittlich.

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