Langzeitfolgen noch nicht absehbar

WITTLICH. Dramatische Folgen für die Umwelt sind auch noch Monate nach dem Unfall auf der B 51 bei Neuendorf festzustellen. Wie groß das Schadensausmaß dieses Unfalls war, machte Joachim Gerke, Leiter der Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz Trier, bei seinem Vortrag anlässlich der Wittlicher Gefahrguttage deutlich.

Gerke schilderte den Gästen in der Wittlicher Feuerwache zunächst einmal den Unfallhergang: In der Nacht vom 1. auf den 2. April habe der unter Alkoholeinfluss stehende Fahrer eines mit dem Insektizid "Perfekthion" beladener LKW auf einer Gefällstrecke die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und sei gegen den Mittelpfeiler einer Feldwegebrücke geprallt. Zehn Tonnen der Ladung hätten damals nach Angaben der Feuerwehr vor Ort nicht geborgen werden können. Gerke schilderte auch die besonderen Schwierigkeiten: Die Papiere hätten nicht mehr aus dem Fahrerhaus geborgen werden können und die Ladung sei nur in italienischer und spanischer Sprache beschriftet gewesen. Erst das Transport-, Unfall-, Informations- und Hilfeleistungssystem (TUIS) der chemischen Industrie, die in solchen Fällen die Einsatzkräfte vor Ort unterstütze, habe über den Produktnamen die Brisanz der Situation erkannt.1500 Tonnen Erde ausgehoben

Noch in der selben Nacht habe man die Einleitung aus der Straßenentwässerung in den nahe gelegenen Reutherbach verschlossen und die Gefahr schien gebannt. Zwei Tage sei die TUIS im Einsatz gewesen, schilderte Gerke den Ablauf weiter. Zwei Tage nach dem Unfall hätten die ersten Messergebnisse vorgelegen und es sei deutlich geworden, dass über eine bis dahin nicht bekannte Drainage doch eine große Menge des Schadstoffes Dimethoat in den Reutherbach und damit in die Prüm gelaufen sei. Die nun folgenden Sanierungsmaßnahmen schilderte Gerke als sehr umfangreich. 1500 Tonnen belastetes Erdreich habe eine Fachfirma ausheben und acht Kubikmeter hoch konzentriertes Produkt-Wasser-Gemisch aus dem Bereich des Brückenfundamentes und 650 Kubikmeter belastetes Drainage-Wasser abpumpen müssen.Schäden auf 86 Wasser-Kilometern

Die Folgen des Unfalls nannte Gerke dramatisch. Er zeigte eine Karte, auf der das Ausmaß der Schädigung zu erkennen war. Auf einer Fließstrecke von 86 Kilometern habe man starke Schäden durch Dimethoat festgestellt. Ein Fischsterben sei nicht ausgelöst worden durch den toxischen Schlag. Die Schäden hätten sich erst über einen längeren Zeitraum ausgewirkt. Im Prüm-Oberlauf zwischen der Unfallstelle und der Stadt Prüm seien 75 bis 90 Prozent der Insektenarten und Kleinkrebse vernichtet worden. Die Köcherfliegen seien über den gesamten Verlauf des Gewässers bis auf wenige Arten vollständig ausgelöscht. Die Langzeitfolgen für den Fischbestand infolge des Mangels an Insekten sei noch nicht absehbar. Auch für die Menschen schilderte Gerke gravierende Auswirkungen. Es habe speziell über Ostern ein Verkaufsverbot für Berufsfischer gegeben, es sei davor gewarnt worden, mit dem Wasser in Kontakt zu kommen und das Vieh zu tränken. Ein Rasthof musste schließen wegen der Straßensperrung und die Anwohner der Umleitungsstrecke seien stark belastet worden. Für die Zukunft wünschte sich Gerke mehr Verantwortungsbewusstsein aller Beteiligten, um solche gravierenden Gefahrgutunfälle künftig vermeiden zu können.

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