"Laute Anlage gegen leisen Schießstand"

Landscheid-Niederkail · Die Initiatoren und Planer sehen sich am Ziel. Aus ihrer Sicht steht dem Bau des größten deutschen Schießplatzes in Landscheid nichts mehr im Wege. Doch das letzte Wort wird die Politik haben.

Landscheid-Niederkail "Wir sind jetzt da, wo wir hin wollten. Auch wenn es bis zu dem Level von heute länger gedauert hatte," sagt Bernd Bahr, Geschäftsführer der Target World Landscheid GmbH & Co. KG in der vollbesetzten Kailbachhalle. Mit "länger gedauert" meint er, dass sich die 2014 begonnene Bearbeitung von mehr als 400 Einwendungen und Hinweisen zu dem Projekt durch die Verbandsgemeindeverwaltung Wittlich-Land länger hingezogen hat als geplant. Auf dem Podium neben ihm sitzen Investor Michael Ostendorf und Kurt-Alexander Michael, Präsident des Landesjagdverbandes (LJV). Das Publikum davor ist zweigeteilt: Da sind einerseits die gewählten Vertreter der Ortsgemeinde Landscheid und ihrer Ortsteile sowie der Verbandsgemeinderat Wittlich-Land mit Bürgermeister Dennis Junk, dazu kommen zahlreiche Bewohner der betroffenen Orte. Dass sie und der TV dabei sind, hatten die Veranstalter zunächst nicht geplant, sondern nur die Kommunalpolitiker eingeladen. Das wiederum führte zu Irritationen und Ärger im Vorfeld, zur Intervention von Bürgermeister Dennis Junk und zur Korrektur der Einladung. Ein weiterer Stein des Anstoßes war, dass der Investor in der Einladung so getan hatte, als sei die Sache in trockenen Tüchern. Doch zu diesem Zeitpunkt lag laut Bürgermeister Junk noch keinerlei Stellungnahme seitens der VG vor.
Nun wirkt die Stimmung leicht angespannt, als Investor Ostendorf zur Einführung nochmals sein Unternehmen vorstellt - die JWO-Gruppe und Europas modernster Farbproduzent, Gewinner des "Blauen Engels" und des Deutschen Nachhaltigkeitspreises. Nachhaltigkeit und umfassender Schutz von Mensch, Tier und Umwelt sind dann die Stichworte für TWL-Geschäftsführer Bahr, der - unterstützt von den Planern Peter Rosenkranz und Christina Sondermann - das Projekt nochmals ausführlich präsentiert.
Folgt man seinen Worten, können Landscheid und die gesamte Region durch die Großanlage Target World nur gewinnen: Hoher Bekanntheitsgrad auch international, eine Attraktion, die Umsatz, Steuereinnahmen, Aufträge und Arbeitsplätze bringt. Bahrs Hauptargumente sind die Themen Natur- und Umweltschutz, Lärmschutz, Übererfüllung der gesetzlichen Normen. "Die Anlage ist so konzipiert, dass die Geräuschemission unter den gesetzlichen Maximalwerten der TA-Lärm liegen wird," erklärt er. Bahr und LJV-Präsident Michael weisen auf die steigende Bedeutung der Schießausbildung für Jäger hin. Michael: "Landscheid wird daher im Westen des Landes unser Schwerpunktschießstand bleiben." Bahr ergänzt: "Wir ersetzen nur eine laute Anlage gegen einen leisen Schießstand."
Die anwesenden Kommunalpolitiker reagieren mit Skepsis. Tenor: Viele schöne Zahlen, aber alles Theorie. Wir sollen es glauben - prüfen können wie es heute nicht. Ortsvorsteher Michael Comes von Burg wird deutlich und erntet viel Applaus: "Wir sind hier langsam an der Grenze der Belastbarkeit mit Schießstand, Autobahn und Flugplatz. Wer seine Ruhe haben will, der kommt bald nicht mehr in die Eifel, sondern bleibt lieber in der Stadt."
Bürgermeister Junk: "Ich selbst habe kein Interesse an der Anlage, respektiere aber die Meinung anderer." Wenn die Mehrheit des Landscheider Rats am 24. August dafür sei, werde das Verfahren fortgesetzt. Wenn nicht, müsse der VG-Rat am 4. September den Flächennutzungsplan nicht fortsetzen. Junk: "Dann wird darüber zu entscheiden sein, wie es mit der alten Anlage weiter geht."Meinung

Bisher nur graue Theorie
Der Worte sind nach Jahren genug gewechselt. Die Tabellen, Dezibelzahlen und Kartenwerke mit Schussrichtungen und Lärmzonen sind bekannt. Der große Disput in Landscheid-Niederkail bliebt am Montagabend aus. Die Investorenseite gibt sich selbstbewusst und siegessicher. Oder ist es das Pfeifen im dunklen Wald. Denn am 24. August könnte der Gemeinderat Landscheid das Riesenprojekt mit einer einzigen Abstimmung kippen. Die erste war bekanntlich knapp dafür ausgefallen. Target World - ein Glücksfall oder Fluch für Landscheid und Region? Wer weiß das schon, denn bisher ist alles nur Planung und graue Theorie. mosel@volksfreund.deExtra: DATEN ZUM TWL-PROJEKT


Standort: Bestehende WTC-Anlage, Erweiterung des Areals auf rund 150 000 Quadratmeter. Einrichtung: Komplett neue Wurfscheibenanlage mit Schussrichtung Norden. Eine Bogenschießanlage, gedämpfte Kugelschießstände, dazu Outdoor-Shop, Gastronomie und Büchsenmachergeschäft. Der Betrieb soll an sieben Tagen möglich sein. Projektgegner: eine Bürgerinitiative, BUND und Nabu. Geprüft wurden 462 Einwände, davon 429 von Privatpersonen und 33 von Behörden und Kommunen.

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