Lauter als der Rasenmäher

Als gebürtiger Moselaner bin ich zu dieser Info-Veranstaltung gefahren, um zu hören und zu sehen, welche Auswirkungen die geplante massive Ausweitung des nächtlichen Frachtflugverkehrs auf die Moselregion hat.

Anscheinend durch die Leichtgläubigkeit von Teilen der Hunsrück-Bevölkerung versuchte das Flughafenmanagement, den Moselanern gleich ein ganzes Rudel Bären aufzubinden. Zwei Beispiele hierzu: Auf den Vorwurf, dass der gesamte Nachtflugverkehr vom Flughafen Frankfurt auf den Hahn verlagert werden soll, entgegnete der Geschäftsführer des Flughafens Hahn, Jörg Schumacher, dass es am Frankfurter Flughafen außer dem Nachtpost-Stern mit 14 Flugbewegungen in der Nacht überhaupt keinen nächtlichen Flugbetrieb gebe. Der Nachtpoststern würde jedoch bei Verhängung des Nachtflugverbots in Frankfurt eingestellt. Demzufolge müsste auch kein Nachtflugverkehr von Frankfurt auf den Hahn verlagert werden. Komisch, im Gutachten des Flughafens Frankfurt "Kooperationsmöglichkeiten des Flughafens Frankfurt am Main mit Hahn und anderen Flughäfen mit dem Ziel der Verkehrsverlagerung" steht, dass bei Einführung eines Nachtflugverbots in Frankfurt schätzungsweise 100 Passagierflugbewegungen jede Nacht und 294 wöchentliche Frachtflugverbindungen irgendwo untergebracht werden müssen. Noch schlimmer die Geschichten über die angeblich so leisen Flugzeuge. Der Flughafen hat errechnen lassen, dass voll geladene 400-Tonnen-Jumbos bei Start in Richtung Trier nach einer Flugstrecke von 40 Kilometern trotz Kurvenflugs in Osann-Monzel nur noch kühlschrankleise 40 Dezibel laut und somit kaum mehr zu hören sind. Die Realität sieht ganz anders aus: Am Freitagabend ist um 20 Uhr am Flugplatz Hahn ein circa 25 Jahre alter 260-Tonnen-Frachtjumbo der nigerianischen MK-Airlines in Richtung Trier gestartet. Im Raum Morbach hat er gedreht und ist über Lötzbeuren kommend kerzengerade über meinen Wohnort in Richtung Kastellaun weitergeflogen. Zu diesem Zeitpunkt muss der Jumbo schon 45 bis 50 Stundenkilometer in der Luft gewesen sein. Dennoch war er genau zu erkennen, schätzungsweise 1200 bis 1400 Meter hoch. Beim Überflug zeigte mein Pegelmessgerät selbst in der Stellung "Low" einen maximalen Schalldruckpegel von 84,2 Dezibel an. Das donnerähnliche Grollen des Jumbos war noch minutenlang zu hören. Der Flieger war somit lauter als unser alter Rasenmäher und wesentlich lauter als unser Kühlschrank. Olaf Simon, Altlay

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