Lebendiges Kapital

Bevölkerungsrückgang? Toter Ortskern? Brach liegendes Vereinsleben? In Dreis Fehlanzeige: Fünf Immobilienleerstände zählt der Ortsbürgermeister, und um die Zukunft des Ortskerns will man sich im Rahmen der Städtebausanierung kümmern.

Wenn die Kinder es wie ihre Eltern halten und Dreis als Wohnort schätzen, wird auch die Bevölkerungszahl stabil bleiben. Vieles spricht dafür. Sicher profitiert der Ort davon, das Heckenland als Einzugsgebiet zu haben und günstig zu Wittlich zu liegen, das schnell erreichbar ist und vielen Dreisern Arbeit gibt. Aber auch im Ort ist nicht nur fürs Wohnen gesorgt. Wenn die Dreiser als Kunden ihre heimische Wirtschaft vom Handwerksbetrieb bis zum Lebensmittelgeschäft nutzen, wird Dreis lebenswert bleiben. Dafür spricht auch der soziale Zusammenhalt, den die Vereine mit ihren zum Teil stolzen Mitgliederzahlen eindrucksvoll belegen. Dazu kommen der Sinn fürs Feiern und der Wille, dafür etwas beizutragen und sich nicht, wie vielerorts ins schmucke Einfamilienhäuschen zurück zu ziehen und zu hoffen, dass sich sonst wer um Traditionen und Freizeitangebote kümmert. Dass es mit den Ansiedlungen im Gewerbegebiet nicht voran geht wie erhofft, dass ein Baugrundstück zu bekommen für Auswärtige fast unmöglich ist, scheint weniger tragisch. Wichtiger ist wohl, dass die "Eigeninitiative" weiter vererbt wird, denn der persönliche Einsatz aller ist für die Ortsgemeinde das wichtigste Dreiser Kapital. Der Einsatz für die Gemeinschaft schafft Nähe, Verantwortung und Stolz. Da Kinder ja durch Nachahmung lernen, stehen die Zeichen für die Zukunft nicht schlecht, zumal die immer auf die Vergangenheit aufbaut. Und die wird auch gepflegt: vom Fotoarchiv bis zur Ortschronik bis hin zur Chronik der Pfarrkirche. Vielleicht ist auch der Glaube wichtig für den Ort. Was wäre, wenn die Pfarrkirche, wie anderenorts ja schon passiert, kein Ort mehr fürs Gebet wäre und als weltliche Immobilie verkauft würde? Dazu sagt ein Bürger klipp und klar: "Das ist ausgeschlossen. Vorher wird Dreis geschlossen." s.suennen@volksfreund.de

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