Lebensabend nahe bei Cusanus

"Es ist etwas ganz Besonderes, in der Stiftung eines so berühmten Sohnes der Stadt Bernkastel-Kues zu leben", sagt Annelore Franzen. Und damit spricht die 88-Jährige ihren Mitbewohnern aus der Seele. Frauen und Männer haben es sich in der Sitzecke gemütlich gemacht und unterhalten sich mit der Mitarbeiterin des Trierischen Volksfreunds.

 Die Altenheimbewohner fühlen sich in der familiären Atmosphäre des Cusanusstiftes sehr geborgen. TV-Foto: Marita Blahak

Die Altenheimbewohner fühlen sich in der familiären Atmosphäre des Cusanusstiftes sehr geborgen. TV-Foto: Marita Blahak

Bernkastel-Kues. "Schön, dass Sie da sind und wir mal in die Zeitung kommen", strahlen die Bewohner. Draußen herrscht tristes Novemberwetter, drinnen heimelige Atmosphäre. Bereitwillig und spontan erzählen die Heimbewohner Agathe Kiesch (78 Jahre), Christine Kappes (85), Margarethe Riebes (88), Albert Neises (74), Friedel Schneck (81), Philipp Bohr (64), und Annelore Franzen (88), wie sie sich im Cusanusstift fühlen. Außer Margarethe Riebes, die ihr Zimmer im Nachbarhaus hat, leben alle anderen im historischen Gebäude, dem ältesten ununterbrochen geführten Altenheim in Deutschland.

"Cusanus kenn' ich gut, ich hab' schon in der Schule viel über diesen berühmten Mann gelernt", sagt Franzen. Früher sei sie oft mit dem Fahrrad von Graach kommend hier durchgefahren - vorbei an all den Männern, die im Hof des Stiftes auf der Bank saßen und Pfeife rauchten. "Ich habe nie gedacht, dass ich selbst einmal hier lande", lacht die alte Dame. "Auch mir gefällt es sehr gut hier", ergänzt Bohr. Er macht noch kleine Erledigungen und verteilt die Post im Haus. Einer, der seit 1991 und damit am längsten im Stift wohnt, ist der "Albert", wie sie alle nennen. "Der Glöckner vom Hospital" wird er liebevoll gerufen. Denn er betätigt in der Kapelle per Seil die beiden Glocken pünktlich vor jeder Mittwoch- und Samstag-Messe. Albert Neises ist auch sonst sehr aktiv, geht einkaufen, fährt die Leute im Rollstuhl zur Kapelle oder zum Essen, wo er auch die Tischklingel läutet und das Gebet spricht. "Wir werden hier im Cusanusstift bestens umsorgt", betonen die alten Leute. Nicht nur das Essen sei gut, auch die familiäre Atmosphäre lasse jeden Neuankömmling sich gleich geborgen fühlen. Und für Geburtstagskinder gibt es stets eine rote Rose.

Langeweile kommt keine auf. Man kann sich im Heimbeirat oder bei der Stiftszeitung engagieren. Und der Begleitende Dienst bietet jede Menge Angebote an Freizeitmöglichkeiten und willkommener Abwechslung: ob Gesprächs- oder Spielkreis, Backen und Kochen, Ausflüge machen und vieles mehr. "Ein solch nettes Wohnumfeld findet man selten", bestätigen auch Angehörige. "Cusanus hatte mit seiner Einrichtung für alte Menschen eine wirklich gute Idee", bekräftigt die Runde. Aber auch die Seelsorge ist den Bewohnern wichtig. Sie vermissen die Gespräche mit dem vor einiger Zeit verstorbenen Rektor Alfons Bechtel, der gerne seine Runden durch die Zimmer drehte und für jeden ein offenes Ohr hatte. "Wir hoffen, dass wir bald wieder einen Rektor haben", steht ganz oben auf der Wunschliste der Bewohner.

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