Lebensgefährliche Hochzeitsreise

Wederath · Die Kreisstraße von Wederath nach Kommen ist derzeit wegen großer Schlaglöcher nur für land- und forstwirtschaftlichen Verkehr offen. Viele Autofahrer halten sich nicht an die Sperrung. Für wandernde Kröten bedeutet es das Todesurteil. Feuchtwarme Witterung lockt immer mehr Tiere in ihr Laichgebiet jenseits der Straße.

 Bei Kröten haben's die Männer gut. Sie werden vom viel größeren Weibchen getragen. Die K 105 wird für sie zur Todesfalle, klagt Ortsvorsteherin Daniela Petry. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Bei Kröten haben's die Männer gut. Sie werden vom viel größeren Weibchen getragen. Die K 105 wird für sie zur Todesfalle, klagt Ortsvorsteherin Daniela Petry. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Wederath. Seit 2006 hat die Wederather Ortsvorsteherin Daniela Petry dem Amphibientod den Kampf angesagt. Rund 3600 Krötenpaaren konnte sie und ihre Helfer seitdem auf ihrer "Hochzeitsreise" das Leben retten. Bis vor zwei Jahren holten sich die Aktivisten Fangzäune und Eimer beim Kreis ab und bauten sie auf, um die Tiere zweimal am Tag einzusammeln."Im letzten und dieses Jahr ist die K 105 wegen Schlaglöchern gesperrt worden. Da haben wir keine Fangzäune aufgebaut", erklärt Petry. Da die Straße nach Kommen für land- und forstwirtschaftlichen Verkehr offen ist, fahren weiter viele Personenwagen durch. Autoreifen sind für viele Kröten deshalb das letzte, was sie in ihrem kurzen Leben sehen.Wandern bis zu zwei Wochen

"An zwei Tagen waren die Tiere in diesem Jahr unterwegs. Ansonsten kann die Wanderung bis zu zwei Wochen dauern", weiß Alfred Stürmer. Der 75- Jährige ist Krötenhelfer der ersten Stunde. Ob das in diesem Jahr schon alles war, weiß er nicht. Bis zu 1000 Tiere sind sonst unterwegs. Von den Wiesen "Beim Redelborn" aus machen sich die Krötenpaare Richtung Feuchtgebiet jenseits der Straße auf den Weg. Dabei trägt das größere Weibchen ihren kleineren Gatten über die Straße, ein Kuriosum bei dieser Tierart. Bis zu zwölf Minuten kann es dauern, bis so eine Krötendame ihren Gatten auf die andere Straßenseite gebracht hat, wenn Autos kommen ein hoffnungsloses Unterfangen. Autos richten jeden Tag ein Massaker an. "Eine dauerhafte Lösung des Problems wäre gut", wünscht sich die Ortsvorsteherin, und appelliert an alle Autofahrer, den kleinen Umweg nach Kommen über die Kreisstraße 106 und die B 50 doch in Kauf zu nehmen: "Das sind gerade mal zwei Kilometer mehr."Nach Auskunft der Polizei droht den Autofahrern, die eine gesperrte Straße nutzen, ein Verwarnungsgeld von 15 Euro. Die Beamten der Polizei Morbach werden den Verkehr während der Krötenwanderung verstärkt überwachen. doth EXTRA AMPHIBIEN

Zu den einheimischen Amphibien oder Lurchen zählen Salamander, Molche, Unken, Kröten und Frösche. Insgesamt leben in Deutschland 21 Amphibienarten. Kröten sind in der Natur ein wichtiges Glied in der Nahrungskette. Sie vertilgen Insekten und sind selbst Leckerbissen für Graureiher und Ringelnattern. Kröten sind mehrheitlich terrestrisch lebende, dämmerungs- und nachtaktive Tiere, die sich tagsüber versteckt halten. Man unterscheidet eher "ortstreue" Arten, die Fortpflanzungsgewässer immer wieder aufsuchen (etwa die Erdkröte) von "vagabundierenden" Tieren, die neue Kleingewässer spontan besiedeln. Auf ihrer Wanderung sind Autos eine große Gefahr.red

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