Keine Heimatgeschichten von Mia Licht „Lecker an Bord“ auf der Mosel: Eine vergebene Chance in Bernkastel-Kues
Bernkastel-Kues · Es ist bereits die vierte Folge, in der „Lecker an Bord“ die Mosel zeigt. Ganz zu Beginn weckt die Sendung von WDR und SWR eine Hoffnung, die sich bis zum Ende langsam zerschlägt.
Es war bisher eine stürmische Fahrt in der neuen Staffel „Lecker an Bord“. Nicht was die Reise auf der Mosel betrifft, sehr wohl aber mit Blick auf die Reaktionen mancher Zuschauer. Nach all den Jahren, in denen man sich an die Protagonisten der Sendung gewöhnt hatte, stand plötzlich ein neues Gesicht vor der Kamera – ein anderes Gesicht fehlte dafür.
Eigentlich hätte man Heinz-Dieter Fröse in der Sendung erwartet. Schließlich hat er die beiden Köche Björn Freitag und Frank Buchholz bisher als Skipper über die Flüsse geschippert. Dieses Mal reisen die Köche aber auf einem neuen Hausboot mit Skipperin Mia Licht. Sie kommt tatsächlich von der Mosel. In der vierten Folge (Erstausstrahlung am 02. Oktober, 20.15 Uhr im WDR und SWR) hätte sich genau daraus auch der Stoff für eine große Versöhnung mit dem Publikum ergeben können. Doch es sollte nicht sein.
“Lecker an Bord“ erreicht auf der Mosel Bernkastel-Kues
Wenn die neue Folge „Lecker an Bord“ enttäuscht, liegt das ganz bestimmt nicht an den Köchen. Es liegt auch nicht an der Region, die sie besuchen. Dieses Mal macht die Crew Halt in Bernkastel-Kues. Die Zuschauer sehen spannende Menschen, spannende Orte und spannende Zutaten. Es geht zum Pionier der Morchel-Züchter, in einen beeindruckenden Naturgarten und zu einem Selbstversorger-Paar mit besonderen kulinarischen Spezialitäten.
Es ist übrigens eine Episode fürs vegetarische Essen. Bei den Leckerbissen, die am Abend auf den Tisch kommen, vermisst wohl niemand ein Stück Fleisch. Es herrscht wie immer die ganz große Wohlfühlatmosphäre. Wenn es sich am Ende so anfühlt, als ob etwas fehlt, liegt es jedenfalls nicht an der Küche.
Gleich zu Beginn der Folge erfahren die Zuschauer: Das hier ist der Heimathafen der Skipperin. Die Sendung sagt das zu Beginn mehr als einmal. Frank Buchholz setzt sich zu Mia Licht ans Steuer. Die beiden sind sich einig, dass es in Bernkastel-Kues wirklich schön ist. Als Zuschauer könnte man denken, bei dieser Unterhaltung müsste noch mehr herausspringen. Aber vorerst ist es im Fernsehen an der Zeit für einen Schnitt.
Das Hausboot legt an. Die Skipperin ist im Heimathafen eingetroffen. Was fragt denn ein Koch bloß bei dieser Gelegenheit, wenn er mit ihr entspannt an der Mosel steht? Wenn es nach „Lecker an Bord“ geht, fragt er überhaupt nichts. Dass die Einheimische anfangen könnte, jetzt richtig was zu erzählen, steht nicht auf dem Plan. Es geht einfach weiter wie immer.
Die Einheimische kommt bei „Lecker an Bord“ nicht zu Wort
Die Köche machen sich auf den Weg zu kulinarischen Entdeckungen. Sie finden echte Delikatessen und liefern tolle Bilder für die Zuschauer. Die Hoffnung darauf, dass Mia Licht etwas über ihr Zuhause erzählen darf, verschieben die optimistischen Zuschauer vielleicht noch auf später. Schließlich werden beim abschließenden Abendessen wieder alle zusammen sitzen. Dann müsste doch Zeit für ein entspanntes Gespräch sein. Darf die Skipperin vielleicht etwas Kluges und Unterhaltsames über die Heimat erzählen?
Vermutlich ist es keine Überraschung mehr, dass die Sendezeit stattdessen anders verwendet wurde. Seltsam sieht es aus, wenn die Einheimische so gut wie nichts beitragen darf. Es ist, als ob die Fernsehproduktion nicht weiß, was sie mit der Neuen anfangen soll. In dieser Folge haben WDR und SWR eine Chance verpasst. Die Skipperin hätte wirklich mehr sein müssen als eine irrelevante Nebendarstellerin.