Einbußen Leere Autos, leere Kassen – Corona-Krise verändert das Bernkastel-Wittlicher Taxi-Gewerbe (Video)

Wittlich/Bernkastel-Kues · Die Corona-Krise verändert das Taxi-Gewerbe, glaubt Manuel Priwitzer. Die Betriebe im Kreis Bernkastel-Wittlich kämpfen ums Überleben.

 Die Taxiunternehmen im Kreis leiden stark unter der Corono-Krise.

Die Taxiunternehmen im Kreis leiden stark unter der Corono-Krise.

Foto: Marc Fuchs/Fuchs Photographie

Der Chef fährt 24-Stunden-Schichten. „Ich als Inhaber mache momentan Tag- und Nachtschichten“, erzählt Manuel Priwitzer. Die Belegschaft ist in Kurzarbeit. Priwitzer hält die Stellung in der Taxizentrale Mosel in Bernkastel-Kues. „Man schläft zwischendurch. Das geht natürlich an die Substanz“, sagt er nach einer Woche. Die Corona-Krise hat die Taxiunternehmen im Kreis Bernkastel-Wittlich voll erwischt.

Um 50 Prozent eingebrochen sei der Umsatz, schätzen Priwitzers Kollegen Thomas Reitz und Muhamed Karavdic. „Aber es wird noch schlimmer“, glaubt Karavdic, der Inhaber von Taxi Jungen-Lombard mit Standorten in Wittlich und Manderscheid. Zu Umsatzeinbußen könne er noch nichts sagen, sagt Priwitzer, dessen Flotte von 35 Fahrzeugen außer von Bernkastel-Kues auch in Wittlich und Traben-Trarbach agiert.

 „Aber nach Kilometern waren es von Kalenderwoche neun zu Kalenderwoche dreizehn 85 Prozent weniger“, sagt er. „Das Nachtgeschäft ist komplett weggebrochen, weil die Gastronomie zu hat“, erzählt Thomas Reitz, dessen Unternehmen Fahrzeuge in Bernkastel-Kues und Morbach stationiert hat. „Barfahrten sind kaum mehr da“, ergänzt Karavdic. Zwei Fahrten mit Wanderern, die auf dem Lieserpfad unterwegs waren, habe man in der vergangenen Woche gehabt. „Ich hoffe, dass das ein bisschen mehr wird.“ Praktisch einzige Einnahmequelle der Taxiunternehmen sind momentan Krankentransporte von Dialyse-, Strahlen- und Chemotherapiepatienten zu deren Therapie. In diesem Bereich haben die Krankenkassen in den vergangenen Jahren die Preise aber sehr gedrückt, bedauert Priwitzer. Immerhin: Diese Fahrten werden per Rechnung bezahlt, so dass das Infektionsrisiko übers Bargeld wegfällt. Zum gegenseitigen Schutz von Taxifahrern und Fahrgästen ist in den vergangenen Tagen in den meisten Autos ein Spuckschutz eingebaut worden. Es gibt zwar auch Speziallösungen, die sind laut Priwitzer aber momentan weder schnell verfügbar, noch vernünftig finanzierbar. Selbst die durchsichtige Plane, die bei ihm zwischen Vorder- und Rücksitzen eingezogen wurde, ist mittlerweile schwer zu bekommen. „Wir haben einen Spuckschutz aus Plexiglas gebaut“, erzählt Karavdic von der Eigenkonstruktion mit Materialien aus dem Baumarkt und freut sich, dass dieser ankommt: „Die Leute finden das gut.“

Fahrgäste dürfen grundsätzlich sowieso nur noch hinten mitfahren. Desinfektionsmittel, Mundschutz, tägliche Desinfektion des Fahrzeuge sind weitere Maßnahmen. Trotzdem: Momentan sind weit weniger Taxen unterwegs. Bei Reitz sind es von normal zwölf Fahrzeugen nur noch acht. Bei Taxi Jungen-Lombard sind statt neun Autos nur noch drei bis vier unterwegs. Zwei Fahrzeuge hat Karavdic komplett abgemeldet, um Kosten zu sparen. Priwitzer, der mit der Taxizentrale Mosel auch Kollegen in Bitburg und Cochem verwaltet, erzählt, dass von 65 angeschlossenen Fahrzeugen im Schnitt nur noch 15 im System gemeldet sind.

 Ende April, spätestens Mitte Mai müsse das Geschäft wieder anziehen. „Bis Ende des Monats können wir es aushalten, aber es darf nicht länger dauern“, sagt Reitz, der einen Antrag für Soforthilfe gestellt hat. „Ich denke, unser Gewerbe wird sich durch die Krise sehr verändern“, glaubt Priwitzer. Mit Krediten sei wenig geholfen. Denn dann fehle nach der Krise durch Tilgungs- und Zinszahlungen der Spielraum für Investitionen. Und die sind bei Taxiunternehmen in Form von Fahrzeugen immer nötig. Priwitzer, der mit Aushilfen 140 Angestellte hat, macht sich um die Fahrer Sorgen. „Zulagen und Überstunden werden ja nicht ins Kurzarbeitergeld eingerechnet“, gibt er zu bedenken. Vom Trinkgeld ganz zu schweigen. Ein angestellten Taxifahrer habe deshalb in Kurzarbeit real 60 bis 65 Prozent Einbußen. Und dass in einem Niedriglohnsektor mit regulärem Bruttogehalt von etwa 1500 Euro!

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