Lehrreich für historische Bauforscher

TRABEN-TRARBACH. Traben-Trarbach ist wie keine andere Stadt dieser Größenordnung reich an kulturhistorisch überaus interessanten Bauten. Eines der ältesten Gebäude der Stadt ist der "Alte Kellereihof" in Trarbach aus dem 14. Jahrhundert, im Volksmund "Rittersaal" genannt. Neueste Forschungen haben ergeben, dass es sogar einen Vorgängerbau gab.

Trarbach im 14. Jahrhundert: Der Ort schickt sich an, zu einem bedeutenden Städtchen an der Mittelmosel zu werden. Möglich macht dies das Grafengeschlecht der Sponheimer, das um 1350 über Trarbach die Grevenburg erbauen lässt. Etwa zur gleichen Zeit lässt Johann III., ältester Sohn der Gräfin Loretta, für seinen Sohn Johan IV. eine neue Stadtresidenz, im Volksmund "Rittersaal" genannt, errichten. Heute ist das imposante Gebäude im Besitz der Familie Böcking, die es als Weingut nutzt. Der Bau ist insofern bemerkenswert, als das es sich viele Jahrhunderte lang um den "größten profanen Saalbau des gesamten Moselraumes zwischen Koblenz und Trier" handelte. Die Außenmaße betragen 20 mal 24 Meter. Am vergangenen Sonntag konnte das Gebäude im Rahmen des Tages des offenen Denkmals besichtigt werden. Dabei erhielten die rund 200 Besucher Informationen aus erster Hand. Studenten des Aufbaustudiengangs Baudenkmalpflege an der Fachhochschule Trier hatten drei Monate lang bauhistorische Untersuchungen an dem Gebäude angestellt. Ein verblüffendes Ergebnis: Es gab einen Vorgängerbau, auf dessen Ruinen der "Rittersaal" errichtet wurde. Die Reste dieses Baus sind auf die Zeit vor der Mitte des 14. Jahrhunderts zu datieren. Archive geben über diesen Bau keine Auskunft. Maren Lüpnitz, Lehrbeauftragte an der FH, erklärt die Besonderheit des "Rittersaals": "Für die historische Bauforschung ist das Haus sehr interessant. Wegen seiner Größe ist es an der ganzen Mosel einmalig. Ferner ist erstaunlich, was noch alles von dem Bau da ist." Dabei hat das Haus eine mehr als bewegte Geschichte hinter sich. Es diente den Grafen zunächst als Speichergebäude für die Lagerung von Getreide und Wein. Belegt ist, dass dort 1364 erstmals Wein eingelagert wurde. Die beiden imposanten Keller mit den Tonnengewölben werden heute noch genutzt. Interessant ist die Tatsache, dass das Tonnengewölbe vermutlich erst im 19. Jahrhundert eingezogen wurde. Vorher trug eine Holzbalkendecke die beiden Obergeschosse mit seinen riesigen Sälen. Eine bauhistorische Besonderheit ist ferner die Ende des 14. Jahrhunderts angebaute Kapelle, die man von der Schottstraße aus sehr gut sehen kann. Die einzelnen Bauphasen, so Maren Lüpnitz, sind bei genauer Betrachtung sehr gut nachzuvollziehen. Ein entscheidender Einschnitt war der große Stadtbrand im Jahr 1857. Dabei wurde die Innenausstattung vollständig zerstört. Der voluminöse Bau muss vor dem Brand durch den etwa fünf Meter höheren First und die steilere Dachneigung noch eindrucksvoller gewirkt haben. Im riesigen Saal des renovierungsbedürftigen Hauses finden heute gelegentlich private Feiern statt, auch Gottesdienste wurden dort bereits abgehalten.

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