"Lejwe Lütt" han doch Zaiet

KLEINICH. Mit "Stekkelcha in Kirchspielsplatt" sorgten Hobby-Autoren mit Unterstützung von Mundart-Barde Manfred Pohlmann für einen lustigen - und Dank der Damen der Volkstanzgruppe auch agilen - Abend.

 Die Volkstanzgruppe des Heimat- und Verkehrsvereins Kirchspiel Kleinich sorgte im Wechsel mit moselfränkischen Hobby-Autoren für eine gelungene Auftakt-Veranstaltung der Mundarttage.Foto: Ursula Schmieder

Die Volkstanzgruppe des Heimat- und Verkehrsvereins Kirchspiel Kleinich sorgte im Wechsel mit moselfränkischen Hobby-Autoren für eine gelungene Auftakt-Veranstaltung der Mundarttage.Foto: Ursula Schmieder

"Unn uhs lääft de Zaiet davon, die mia jo eijentlich goa nett honn." - Mit ihrem Beitrag "Kä Zaiet" nahm Ursula Hacker Lust und Last des zeitsparenden Fortschritts unter die Lupe. Obwohl die "Leit" früher das Wasser mühselig vom Brunnen herbei schleppen mussten und heute jeder ein "Rohrsystem mit warm und hääs" hat, wird Zeit immer knapper: "Uhs Zaiet gett emma knabber - emma häst et dabba, dabba". Eine Ursache sah die Hobby-Autorin in den 1000 Ersatz-Aktivitäten und nahm daher Trimm- und Reise-Stress auf die Schippe. Literarische Unterstützung bekam sie von Sigrid Neu, die von einer Einkaufsfahrt zum "Globus in Simmare" erzählte. Der beschauliche "Enkof" von Gefriergut und Co geriet fast zu einem Ehe-Drama. Auch Hannelore Schug hält die "Moddersproch" hoch. Bedauerte, dass Mütter "schwätze mit ihre Kinna so fein", und kaum mehr ein "Krobbes" der jungen Generation etwas mit "Gehannstrauwe" (Johannisbeeren) anzufangen wüsste. Das Publikum schmunzelte und brach beim Kuhstall-Geplauder auf Hochdeutsch in herzhaftes Lachen aus. Zur Auftakt-Veranstaltung der Moselfränkischen Mundarttage hatten sich mehr als 100 Personen im Kleinicher Gemeindesaal eingefunden. Ausrichter des "4. Kirchspiels Abend" war - unterstützt von der Verbandsgemeinde - der Heimat- und Verkehrsverein Kirchspiel Kleinich. Vorsitzender Friedhorst Kirst begrüßte die Gäste in moselfränkischer Reimform. Worin ihm Bürgermeister Erich Ströher nicht nachstand, der dann aber eingestand, das "Platt geschriebene" sei gar nicht so gut zu lesen. Bereichert wurde der Abend durch einen kurzen nordischen Beitrag. Gerichtet an die "lejwe Lütt" steuerte Bürgermeister Ulf Hangert - begleitet von "ming Fruh"- seinen Heimatdialekt beispielsweise mit "datt gajt nett" bei. Hans-Günter Schmidt aus Emmeroth verließ sich bei der Moderation lieber aufs Hochdeutsche. Dabei erinnerte er an alte Zeiten, als es noch ein Geschäft im Dorf gab, wo man vom Nagel über die Kuhkette bis zur Fleischwurst und zum Mehl alles bekommen konnte. "Wenn Mädchen zum Tanzboden gehen, muss man in Sorge bei stehen", kündete Schmidt einen der drei Auftritte der Volkstanzgruppe des Heimat- und Verkehrsvereins an. Die Gruppe erntete für die komplizierten Schritte viel Applaus, schließlich war die älteste der zum Teil recht betagten Damen sogar schon 81 Jahre alt. Höhepunkt des Abends war der Auftritt von Manfred Pohlmann. Der Barde vom Mittelrhein unterhielt sein Publikum auf Deutsch, Französisch und Moselfränkisch. Dabei wechselten mal freche, mal lustige Melodien mit getragenen wie "Loss mia meij Pädchen, ich loss dia de Strooß", das heißt: lass mir meinen Pfad, ich lass dir die Straße. Dazwischen informierte der Liedermacher über die Besonderheit des Dialektes.

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