Nostalgie Kochen wie in den 1930er Jahren

Longkamp · Einen wahren Schatz hat Leo Kolz in einem alten Küchenschrank in seiner Garage gehoben: das Kochbuch seiner Schwester, das zwischen 1930 und 1935 entstanden ist. Darin sind einige kulinarische Überraschungen zu finden.

 Leo Kolz hat das Kochbuch seiner Schwester aus der Sütterlinschrift in Normalschrift übersetzt.

Leo Kolz hat das Kochbuch seiner Schwester aus der Sütterlinschrift in Normalschrift übersetzt.

Foto: Christina Bents

Es gibt kaum noch jemanden, der heute noch die Sütterlinschrift lesen kann. Nur vereinzelt können es noch Menschen, die die Schrift zwischen 1915 und 1942 in der Schule als Pflichtfach gelernt haben. Leo Kolz aus Longkamp (Kreis Bernkastel-Wittlich) ist einer von ihnen. Der 93-Jährige sagt: „Es kommen immer wieder Leute mit Dokumenten oder Briefen, die in Sütterlin verfasst sind, die ich übersetze.“

Jetzt konnte er sein Wissen noch einmal einsetzen, als er in einem alten Küchenschrank, der in der Garage steht, das Kochbuch seiner bereits verstorbenen Schwester Rosa Kolz gefunden hat. „Ich wusste, in dem Schrank sind noch Papiere, wollte sie mir nochmal genauer ansehen, und da ist mir das Kochbuch in die Hände gefallen.“

Die Rezepte wurden zwischen 1930 und 1935 von ihr aufgeschrieben. Damals war Kochen in der Mädchenoberklasse Pflichtfach. „Ich weiß noch, dass eine Kochschule eingerichtet war. Sie wurde von der damaligen Lehrerin Frau Kaufmann geleitet“, erinnert sich Leo Kolz. Die erste Seite des Originals ist mit gezeichneten fertigen Speisen und Zutaten gestaltet. Dabei stehen außerdem der Name und Ort der Besitzerin. Mit Registern sind die einzelnen Vor- Haupt- und Nachspeisen übersichtlich gekennzeichnet, damit man sie schnell finden kann. Die Rezepte sind ausnahmslos in Sütterlin geschrieben und bei einigen haben sich auch Fehler in der Grammatik und im Satzbau eingeschlichen. Dazu meint Leo Kolz: „Ich habe beim Übersetzen des Buches ganz bewusst die Wortwahl und den Satzbau des Originals beibehalten, da dies für mich ebenso eine Überlieferung des Lebens und Schaffens der damaligen Zeit ist, wie die Erzählungen unserer Vorfahren und meine eigenen Erinnerungen.“

Obwohl  genaue Mengenangaben, wie in heutigen Kochbüchern fehlen, kann man interessante Entdeckungen machen, etwa dass man in den Hackbraten einen Hering eingearbeitet hat. Auffällig ist auch, dass häufig Maggi zum Einsatz kam. Das isst Leo Kolz auch heute noch gerne, wobei seine Frau Marlene ausschließlich „Maggi-Kraut“ aus dem Garten verwendet.

Viele Rezepte sind auch auf das Verwerten von Resten ausgelegt und haben einfache Zutaten, wie beispielsweise Gries- oder Brotsuppe. „Früher wurden 20 bis 25 Brote für eine Familie im Backofen gebacken. Da waren die letzten schon ein bisschen hart. Die hat man dann für Brotsuppe verwendet“, weiß er.

Leo Kolz, liegt die Bewahrung von Erinnerungen an frühere Zeiten am Herzen. Deshalb hat er bereits zwei Bücher verfasst. Anfang 2018 hat er ein 460-seitiges Buch „135 Jahre historische Zeitreise“ veröffentlicht, in dem er die Geschichte Longkamps in das Weltgeschehen einordnet. In seinem zweiten Werk „Meine Erlebnisse in den Kriegsjahren 1944-45“ hat er seine Erinnerungen aufgeschrieben.

 Leo Kolz hat das Kochbuch seiner Schwester aus der Sütterinschrift in Normalschrift übersetzt.

Leo Kolz hat das Kochbuch seiner Schwester aus der Sütterinschrift in Normalschrift übersetzt.

Foto: Christina Bents

 Das Kochbuch kann direkt man bei Leo Kolz, Telefon 06531/6590 bekommen.

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