AUS DEM ARCHIV: Mai 2019 Ein Mann für den unaufgeregten Dialog – Leo Wächter wird neuer Bürgermeister der VG Bernkastel-Kues

Bernkastel-Kues · Leo Wächter gewinnt die Bürgermeisterwahl in der VG Bernkastel-Kues. Im Februar 2020 tritt er die Nachfolge von Ulf Hangert an. 

 Leo Wächter verfolgt bei Sachbearbeiter Patrick Klippel den Eingang der Wahlergebnisse. Foto:Clemens Beckmann

Leo Wächter verfolgt bei Sachbearbeiter Patrick Klippel den Eingang der Wahlergebnisse. Foto:Clemens Beckmann

Foto: TV/Clemens Beckmann

Ehrenamtlicher Beigeordneter, hauptamtlicher Beigeordneter, hauptamtlicher Bürgermeister: Eine solche politische Vita erscheint gradlinig und logisch. Das ist sie aber nicht. Die ehrenamtliche Tätigkeit mündet eher selten in eine Vollbeschäftigung. Bei Leo Wächter ist das geschehen. Ungewöhnlich dabei: Den Sprung in die Hauptamtlichkeit wagte er erst mit Anfang 50. Der Finanzfachmann, der bis dahin die Bilanzen großer Firmen geprüft hatte, trat am 1. Oktober 2011 sein Amt als Beigerodneter an. Nun folgt der nächste Schritt. Am 1. Februar 2020 löst der 60-Jährige den in den Ruhestand gehenden Ulf Hangert an der Spitze der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues ab.

Was er sicher weiß: Es wird nur eine acht Jahre dauernde Amtszeit werden. Eine Wiederwahl ist aus Altersgründen nicht möglich. Wer Leo Wächter kennt, der weiß auch: Der neue Lebensabschnitt wird keine Zeit, in der er sich langsam auf den Ruhestand vorbereitet. Als hauptamtlicher Beigeordneter mit festen Zuständigkeitsbereichen (Werke, Bauen, Wirtschaftsförderung, Soziales) hat er bereits zentrale Felder beackert. Zudem ist er Geschäftsführer des kommunalen Mosel-Kinos.

Wer eine VG mit 28 000 Einwohnern in 23 Orten, einschließlich der Stadt Bernkastel-Kues, auf die Pflichtaufgaben Schule, Feuerwehr, Wasser und Abwasser reduziert und sie als Schreibstube der ihr angehörenden Gemeinden sieht, der irrt: Es ist viel mehr, auch wenn der VG-Rat als höchste Instanz nur wenig Entscheidungsbefugnis hat.

Leo Wächter möchte als Bürgermeister in starkem Maße auch Moderator sein, damit die VG ihre Attraktivität behält beziehungsweise wieder gewinnt.  Das Ehrenamt ist ihm wichtig. Vieles hat er da in der Vergangenheit bereits angeleiert und begleitet. Es gibt einen Pflegestammtisch und auch wieder einen Unternehmerstammtisch. „Ich will wissen, was die Menschen bewegt, und sie zusammenführen“, sagt Wächter. Sein Motto: „Ich möchte die VG so ausrichten, dass es für alle Generationen interessant ist, hier zu wohnen.“

Menschen sollen möglichst lange eigenständig bleiben können. Dafür gibt es unter anderem in mehreren Orten Tagespflege-Stationen. Wächter, der sich als „Kind der Region“ bezeichnet, möchte ihre Zahl ausweiten.

Wenn der demografische Wandel zuschlägt und Arbeitskräfte fehlen sollen Modelle geschaffen werden, die es bisher nicht gibt. Betriebskindergärten zum Beispiel. Auch über die Rahmenbedingungen der Arbeit will Wächter im größeren Kreis nachdenken. „Wir brauchen mehr Flexibilität“, sagt er. Dafür sei ein Dialog mit den Unternehmen nötig.

Wächter wird natürlich auch der Vorgesetzte von vielen Menschen  sein. Alleine in der Verwaltung in Bernkastel-Kues gibt es etwa 75 Beschäftigte. Ihm sei der unaufgeregte Dialog wichtig, hebt er hervor. „Ich möchte viele Meinungen einholen.“ Den Ortsbürgermeistern will er als Kümmerer zur Seite stehen.  Selbstherrlichkeit sei für ihn bei seinem Tun ein Fremdwort.

Wächters großer Vorteil. Durch seine politische Arbeit, unter anderem als Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbandes, und auch sein Engagement auf Vereinsebene ist er gut vernetzt. Sein Arbeitspensum ist bisher schon hoch. Viel seltener kann seine Frau Monika, mit der er in Ürzig lebt, ihn auch in den kommenden acht Jahren nicht zu Gesicht bekommen. Zeit für den Garten, den Weinberg und seine drei alten Traktoren will sich der Vater einer erwachsenen Tochter aber nehmen.

 Ergebnis VG BKS Bürgermeister 2019 Wächter

Ergebnis VG BKS Bürgermeister 2019 Wächter

Foto: TV/Hettinger

Bei der Wahl am Sonntag vereinigte Wächter, der ohne Gegenkandidat war, 74,4 Prozent der Stimmen auf sich. Die Wahlbeteiligung lag bei 64,4 Prozent „Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden“, so Wächters erste Reaktion kurz nach 21.30 Uhr. „Das ist eine Bestätigung meiner bisherigen Arbeit aber auch eine Herausforderung für die Zukunft.“

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