Let it snow! Schneemaschine selbst gemacht

Irmenach · Der Erbeskopf hat's: eine Schneekanone, die sozusagen dem Winter Nachhilfe auf der Piste erteilt. Und Familie Pistorius in Irmenach hat's auch, allerdings Marke Eigenbau: eine Schneemaschine, die weiße Pracht im Garten rieseln lässt und den Betrieb einer Schneebar ermöglicht.

Wer aus dem Moseltal heraus auf die Hunsrückhöhen fährt, hat am vergangenen Februarwochenende in den Abendstunden in Irmenach eine Entdeckung machen können. Statt sich im kalten Dunkel im Haus vor Kamin oder Heizung zu wärmen, stehen Menschen draußen herum. Kein Feuerschein erhellt die Szene, aber blaues und rotes Scheinwerferlicht fällt auf eine Art übermannshohes Türmchen. Die Irmenacher, inklusive Bürgermeister, lehnen an einer Art Bar. Die ist drei Meter lang und aus Schnee. Und zum Ausschank kommen Glühwein, Kinderpunsch und Cola und auch mal ein Schnaps. Das nennt sich "Schneeparty". Eingeladen hat ein Tüftler, Benjamin Pistorius. Der schreibt zwar im Augenblick an der Hochschule Trier, wo er Elektrotechnik studiert, an seiner Bachelorarbeit über Dieselhybridanlagen für die Stromerzeugung, aber er baut in seiner Freizeit offensichtlich auch gern, zum Beispiel eine Anlage zur Schnee-Erzeugung.

Seine Schwester Sabine nennt ihn einen "unglaublichen Tüftler" und schwärmt vom talentierten jüngeren Bruder: "So entstanden schon unglaublich gut geplante Baumhäuser, interessante Abseilbaumfällaktionen, Lastenlifte im Garten. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, bleibt er dran und lässt sich von nichts abhalten." Das gelte auch für die Herstellung von Schnee. Immerhin habe er schon als Kind die Beschneiungsanlage am Erbeskopf bewundert. Hinzu komme ein erbliches Interesse an Wetterphänomenen allgemein: Der Vater war Meteorologe bei der Bundeswehr. Und da es im Hunsrück nun mal oft kalt sei, aber dennoch noch lange kein Schnee falle, wurde das zu einem Projekt. "Seit vergangenem Jahr bastelt er akribisch an einer eigenen Schneekanone. Man nehme Hochdruckreiniger, Kompressor, Verneblerdüsen und ein Leitungsgestell, durch das das Wasser kommt. Auch dürfen Wasser- und Starkstromanschluss nicht fehlen. Alles packt man in einen isolierten Behälter, und schon kann man Schnee machen. Benjamin kann es selbst viel fachlicher erzählen", sagt die stolze Schwester. Jetzt steht die Konstruktion neben dem Bauwerk, das mit seiner Hilfe entstanden ist. "Wir nennen es einfach Schneebar", sagt Hobbytüftler Benjamin Pistorius, der sich über das Interesse freut: "Da die Kreisstraße hier entlang führt, halten viele an und machen auch Fotos. Das fällt ja auf, weil der Turm blau und rot beleuchtet ist." Beleuchtet hat er schon als Kind seine Legobauten mit ausrangierten Lichterketten. Was der Unterschied zwischen Paralell- und Reihenschaltung ist, war ihm also nicht lange ein unlösbares Rätsel. Physik habe ihm immer schon Spaß gemacht: "Als ich dann vom technischen Gymnasium in Wittlich gehört habe, habe ich das als passend empfunden. Kann ich nur empfehlen", sagt der heutige Student, der einmal als Ingenieur arbeiten will: "Im Bereich erneuerbare Energien für Stromerzeugung", sagt er. Und woher kommt sein Forscherdrang? "Vielleicht, weil ich als Kind wirklich viel draußen unterwegs war und auch daheim schon viel bauen konnte." Nun also eine Schneemaschine. Die technischen Daten reichen von 6000 Watt, einem Wasserreservoir für rund 3,3 Kubikmeter, was für sieben Stunden Beschneiung reiche, und eine Beschneiungsleistung von 1,8 Kubikmeter Schnee in der Stunde. Neben technischen Voraussetzungen wie dem richtigen Druck, der richtigen Wassertemperatur gibt es noch eine, die hat er nicht im Griff: Es muss draußen mindestens minus vier Grad Celsius kalt sein. Dann kann Benjamin Pistorius, den alle Benni nennen, dank seiner Maschine das Wasser fein zerstäuben, mit Druckluft vermischen und, so seine Erklärung: "Dadurch entstehen sehr schnell kleine Eiskristalle in der Luft, an welche sich die Wassertropfen aus den oberen Düsen anheften. Das Resultat ist Schnee."

Und was macht man im Hunsrück als jungen Mann damit? Eine Schneebar, wie man sieht.
Extra:

Let it snow! Schneemaschine selbst gemacht
Foto: Klaus Kimmling

Voraussetzungen für die Schneemaschine sind nach Angaben des Konstrukteurs eine Außen-Mindesttemperatur von minus vier Grad Celsius, eine Wassertemperatur im Wasserreservoir von rund drei Grad Celsius, ein Wasserdruck von rund 50 bar und Druckluft mit rund acht bar. Nachdem erste Versuche als Kind noch mit dem Wasserschlauch gescheitert waren, ruhte das Projekt bis zum so gut wie schneelosen Winter 2015/16, der zum Weitermachen anspornte. sos

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