Leukämie: Nach sechs Jahren kommt der Hilferuf - Hunsrücker spendet Stammzellen

Neuerkirch · Der Maschinenbaustudent Maximilian Hetzel spendet Stammzellen für einen Leukämiekranken. Vor sechs Jahren hat er sich typisieren lassen. Damals war der 24-Jährige Schüler an der Integrierten Gesamtschule Kastellaun.

 Maximilian Hetzel aus Neuerkirch hat sich 2007 typisieren lassen. Nun hat er bei der Stefan-Morsch-Stiftung Stammzellen gespendet. Foto: Stefan-Morsch-Stiftung

Maximilian Hetzel aus Neuerkirch hat sich 2007 typisieren lassen. Nun hat er bei der Stefan-Morsch-Stiftung Stammzellen gespendet. Foto: Stefan-Morsch-Stiftung

Neuerkirch. Der Stammzellspenderausweis der Stefan-Morsch-Stiftung ist ein kleines hellblaues Kärtchen. Maximilian Hetzel aus Neuerkirch (Rhein-Hunsrück-Kreis) hat ihn seit sechs Jahren. Damals ließ er sich als 18- Jähriger in die Stammzellspenderdatei aufnehmen - um vielleicht irgendwann irgendeinem fremden Menschen, der an Leukämie erkrankt ist, durch eine Stammzellspende das Leben zu retten. Jetzt bekam Maximilian Hetzel den Anruf der Stefan-Morsch-Stiftung, dass er helfen kann.
Rückblick: Im Oktober 2007 ruft die Integrierte Gesamtschule Kastellaun ihre Schüler zur Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke auf. Fast 40 Schüler melden sich, um freiwillig einen Fingerhut voll Blut abzugeben. Dieses Blut wird benötigt, um die Gewebemerkmale zu analysieren, die bei der Transplantation von Stammzellen entscheidend sind. Maximilian Hetzel ist einer dieser Schüler, die sich typisieren lassen: "In meinem Bekanntenkreis gab es einen Betroffenen. Als ich alt genug war, war es für mich keine Frage, dass ich mich registrieren lasse."
Jetzt - nach fast sechs Jahren - bekam er den Anruf, dass er der passende Spender für einen an Leukämie erkrankten Menschen ist. Der erste Gedanke des inzwischen 24-jährigen Maschinenbaustudenten: "Ich kann jemandem helfen." In Deutschland erkranken jedes Jahr fast 11 000 Menschen an Leukämie. Nicht immer können Chemotherapie und/oder Bestrahlung die Patienten heilen. Dann ist die Transplantation von Stammzellen die letzte Überlebenschance. Maximilian Hetzel wusste sofort: "Für den Patienten geht es um alles oder nichts." Nur 30 Prozent der Patienten finden einen geeigneten Spender im eigenen Familienkreis. Für die übrigen beginnt die Suche nach einem Spender, der nahezu identische Gewebemerkmale hat - also eine Art genetischer Zwilling ist - weltweit über ein Netzwerk, dem auch die Spenderdatei der Stefan-Morsch-Stiftung angehört.
Der junge Student der Fachhochschule Koblenz informiert sich intensiv darüber, was jetzt auf ihn zukommt. Familie und Freunde begleiten ihn dabei positiv. "Viele von ihnen sind auch typisiert", erzählt der sportliche Mann, der inzwischen nur noch wenig Zeit hat, Fußball zu spielen. Nach den Voruntersuchungen und den umfangreichen Vorgesprächen bei der Stefan-Morsch-Stiftung weiß er: Es gibt zwei Möglichkeiten, die Stammzellen aus seinem Körper zu entnehmen.
Bei der klassischen Methode der Knochenmarkentnahme entnehmen Mediziner etwa 0,8 bis 1,5 Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenknochen des Spenders - niemals aus dem Rückenmark. Dieser Eingriff dauert gerade mal eine Stunde. Die zweite Methode ist die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut - ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. Dieser Botenstoff löst beim Spender im Vorfeld oft grippeähnliche Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen aus. Diese verschwinden aber mit der Entnahme der Stammzellen. Maximilian Hetzel hat Rückenschmerzen, doch während der Entnahme der peripheren Blutstammzellen ist er trotzdem froh, sich zur Spende entschlossen zu haben: "Ich denke, man kann ruhig ein bisschen die Zähne zusammenbeißen, wenn man damit jemandem helfen kann." red
Extra

Prinzipiell kann sich jeder gesunde Erwachsene registrieren lassen. Mit dem schriftlichen Einverständnis der Eltern können sich Jugendliche bereits ab 16 Jahren typisieren lassen. Das Höchstalter für eine kostenlose Neuaufnahme in ihre Datei hat die Stiftung auf 40 Jahre festgelegt, da Spender, die älter als 40 Jahre sind, nicht mehr oder nur noch sehr selten von den Transplantationszentren als Spender angefordert werden. Die aktuellen Termine für die Typisierungsaktionen der Stefan-Morsch-Stiftung findet man auf der Internetseite www.stefan-morsch-Stiftung.de. Zudem gibt es die Möglichkeit, sich über die Internetseite auch online registrieren zu lassen. Über den Button "Online-Registrierung" auf der Startseite kann man sich eingehend informieren, die Einverständniserklärung ausfüllen und sich ein Entnahmeset zuschicken lassen - entweder für eine kleine Blutprobe oder einen Abstrich der Mundschleimhaut. In dem Päckchen ist das entsprechende Material, um sich bei seinem Hausarzt eine Blutprobe entnehmen zu lassen oder den Wangenabstrich durchzuführen. Dieses Päckchen wird dann einfach an die Stefan-Morsch-Stiftung zurückgesendet. red

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