Lieber an die Lieser als an die Mosel

Bausendorf · Mehr als 70 Bürger sind zur Informationsversammlung zur Kommunalreform in Bausendorf gekommen. Für keinen war die Fusion der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf mit der VG Traben-Trarbach ein Thema. Die Alftaler sehen ihre Zukunft nach einem Ende ihrer VG bei der VG Wittlich-Land.

Bausendorf. Wenn es um die Zukunft der Verbandsgemeinde (VG) Kröv-Bausendorf geht, dann ist Bürgermeister Otto-Maria Bastgen in seinem Element. Bei der Informationsveranstaltung zum Thema Kommunalreform in Bausendorf-Olkenbach spricht er gleich mehrfach davon, was in der VG alles geleistet worden ist. Und er spricht mehrfach davon, dass die Kommunalreform unausgegoren, ungerecht und unnütz ist. Doch das wollen viele der gut 70 Bürger nicht schon wieder hören. Sie wollen wissen, wohin die Reise geht und sind sich schnell einig: nicht nach Traben-Trarbach.Mit dieser Einschätzung liegen die Bürger auf der Linie des Ortsgemeinderats, der sich vor einer Woche gegen eine Fusion ihrer VG mit Traben-Trarbach gewandt hat (der TV berichtete). Für den Fall der Auflösung der VG hatte Ortsbürgermeister Ossi Steinmetz gar den Rücktritt des Ortsgemeinderats in Aussicht gestellt.Kommunal Reform

Bei mehr als einem Redner an diesem Abend stößt dieses Festhalten an der eigenen VG auf Unverständnis. Durch das standhafte Beharren auf der Eigenständigkeit sei viel Zeit verloren worden. Zu viel Zeit. Schnellstmöglich müsse das Gespräch mit der VG Wittlich-Land gesucht werden, um über einen Anschluss an die Nachbarn im Westen zu sprechen, sagen einige Bausendorfer.Gleich mehrfach ist von einem Plan B die Rede. Winfried Görgen von der Wählervereinigung Gemeinsame Zukunft hatte diesen Begriff ins Spiel gebracht, als es in der Gemeinderatssitzung um die künftige Zugehörigkeit des Alftalorts zu einer Verbandsgemeinde ging. Zwar hatte Ortsbürgermeister Steinmetz anfangs gewarnt, durch alternative Überlegungen die Position derer zu schwächen, die für den Erhalt der Verwaltungseinheit sind. Dieser Argumentation können an diesem Abend mehrere Redner jedoch nicht folgen. Sie betonen, dass Wittlich schon heute zentraler Anlaufpunkt für die Bürger sei. Zudem sei den Bausendorfern das Hemd näher als der Rock. Nicht die Zukunft einer VG stehe im Vordergrund, sondern die Zukunft der Gemeinde. Damit nicht genug: Eher ungewöhnlich ist es in der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf, dass Kritik am Bürgermeister laut wird. Während Bürgermeister Bastgen für seine langen Redebeiträge Kopfschütteln erntet, platzt Hermann Braun gleich mehrfach der Kragen. Der Alt-Ortsbürgermeister widerspricht unter anderem der offiziellen Linie der Kröv-Bausendorfer Kommunalpolitik, dass die VG eine Liebesheirat gewesen sei. Er fragt auch, mit welchem Recht die von der Landesregierung in Aussicht gestellte Hochzeitsprämie bei einer freiwilligen Fusion leichtfertig ausgeschlagen worden sei. Bastgen kontert diese Anwürfe mit dem Hinweis, dass es nicht um die Aufarbeitung der Vergangenheit gehe, sondern um die Zukunft. Noch in diesem Jahr sollen sich alle Bausendorfer zur Zukunft der Gemeinde bei einer Fragebogenaktion äußern dürfen. Eine Abstimmung im Saal ergibt, dass eine Mehrheit für den Erhalt der VG ist, während sich für eine sofortige Auflösung nur einige Stimmen finden. Einig sind sich hingegen alle Besucher des Informationsabends, dass die VG Wittlich-Land neue Heimat werden soll, falls die VG Kröv-Bausendorf nicht mehr zu halten ist. Meinung

Pragmatische BürgerNatürlich wollen Bürger am liebsten bekannte Strukturen beibehalten. Das gilt für den Marschweg des St.-Martin-Umzugs genauso wie für die Zugehörigkeit zur VG Kröv-Bausendorf. Insoweit können sich Bürgermeister Bastgen und die Bausendorfer Ratsmitglieder im Kampf für den Erhalt der Verwaltungseinheit gestärkt fühlen. Bei der Veranstaltung ist klar geworden, dass die Bürger vor allem eins sind: pragmatisch. Das Zusammengehörigkeitsgefühl zu der Ende der 60er Jahre erfundenen Verwaltungseinheit wird nicht nur in Bausendorf immer hinter die Zukunft der Heimatgemeinde zurücktreten. Die Bausendorfer handeln so, wie es in ihren Augen für Bausendorf gut ist, genauso wie es die Kröver für sich tun müssen. Schließlich ist das eigene Dorf die Heimat und nicht eine virtuelle Gebietskörperschaft. Dies mag wie eine Binsenweisheit klingen. Doch so richtig vernommen haben die Kommunalpolitiker diese Botschaft bisher offensichtlich nicht. Warum eigentlich? Es stellt sich die Frage, warum nicht schon vor vier Jahren auch die Bürger gefragt wurden, wie sie sich die Zukunft der VG vorstellen. Vielleicht deshalb, weil die Bürger pragmatischer in ihren Entscheidungen sind, als es vielen Kommunalpolitikern lieb ist? h.jansen@volksfreund.de

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