Liebesgrüße an die "Nati"

BAD BERTRICH. Bereit für die Schweiz: Zwei Wochen vor WM-Beginn ist das Ueßbachtal-Stadion in Bad Bertrich mit einem Benefizspiel eröffnet worden. Ab dem 8. Juni wird dort die Schweizer Nationalmannschaft trainieren. Rund 1000 Zuschauer wollten sich trotz Dauerregens die prominenten Kicker der "Lotto-Elf" nicht entgehen lassen.

So einen Service bekommt nicht jeder Fußballer: Wenn ein Spieler bei einer Auswechslung von einem Schirmträger empfangen wird, der ihn bis zur Kabine "beschützt", ist das oft kein gutes Zeichen. Eher ein Schutz vor Attacken oder Würfen von aufgebrachten Gegner-Fans. Aber es geht auch anders. Bei der Stadion-Eröffnung im schmucken Bad Bertricher Ueßbachtal-Stadion etwa, wo im Benefizspiel die Lotto-Elf (mit vielen Ex-Profis) auf eine Schweizer Auswahl trifft. Nach einer guten halben Stunde ist die Partie für einen früheren Weltmeister zu Ende: Horst Eckel trottet vom neuen Rasen. Das Wunderkind von Bern 1954, mittlerweile 74 Jahre alt, ist immer noch viel in Bewegung. Ein Zuschauer geht auf Eckel zu, raunt etwas von "Fritz-Walter-Wetter" und begleitet ihn bis zum Kabinen-Eingang. Kurz vorher hatte sich mit Wolfgang Overath (62) ein weiterer Fußball-Weltmeister ins Trockene verabschiedet. Spielerisch macht sich das nicht bemerkbar. Die Lotto-Elf (mit Harald Kohr, Edgar Schmitt, Olaf Marschall etc.) gewinnt nach 0:1-Rückstand noch mit 3:1. "Fritz-Walter-Wetter" - das ist eine nette Umschreibung für das, was hektoliterweise vom Himmel klatscht. Die Tänzerinnen und Tänzer der "No Names" - einer Gruppe aus Simmern - hätten sich die Bedingungen für ihre halbzeitliche WM-Tanzeinlage etwas sommerlicher vorgestellt. Das Make-Up in deutschen und schweizerischen Landesfarben trotzt dem Wasser. Rudi Gutendorf, Trainer der Lottoelf, und Ortsbürgermeister Günter Eichberg (er musste sich als früherer Schalke-Präsident öfter den Namen "Sonnenkönig" anhören) sitzen gemeinsam gut beschirmt auf der Bank. "Riegel-Rudi" doziert über "zwei gute Mannschaften, die sich gegenseitig neutralisieren". Eichberg freut sich derweil, dass in kürzester Zeit ein moderner Trainingsplatz für die Schweizer Nationalmannschaft geschaffen wurde - von Wald umsäumt, idyllisch gelegen. Und nun von reichlich Honoratioren offiziell ein- und abgesegnet. Knapp eine Million Euro kostete die Anlage, ein Drittel davon übernahm das Land. "Das ist eine Bereicherung für die ganze Gegend", freut sich Eichberg. Der Orts-Chef hatte gemeinsam mit dem Kurhotel Fürstenhof alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass ein WM-Teilnehmer in Bad Bertrich sein Quartier bezieht. Nun kommt die Schweizer "Nati" (so bezeichnen die Fans ihre Truppe) - und Bad Bertrich samt Region präsentieren sich als "27. Kanton der Schweiz". Die Mannschaft der Eidgenossen um Trainer Jakob "Köbi" Kuhn und die Starspieler Alex Frei oder Johann Vogel wird zwar erst spät nach Bad Bertrich anreisen. Die Hoffnung, dass sie umso länger bleiben werden, haben aber nicht nur Eichberg & Co. Denn eine Fußball-WM mit der erfolgreichen Kombination "Deutschland, Schweiz, Außenseiter-Dasein und einem lauschigen, etwas abgelegenen Quartier" hatte es wohl schon einmal gegeben. Aber da wird Horst Eckel besser Auskunft geben können.

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