Liss

Neulich hab ich mich fast zu Tode erschreckt. Für einen Augenblick habe ich geglaubt, der Werwolf von Morbach wäre zurück.

So wie damals, als der ganze Hunsrück in Angst lebte. Da hat sich niemand mehr nach Anbruch der Dunkelheit auf die Straße getraut. In den Kneipen haben sie sogar Matratzenlager errichtet für Stammgäste, die sich nicht zeitig genug von der Theke lösen konnten. In Vollmondnächten war es besonders schlimm. Einmal haben wir uns sogar im Keller verbarrikadiert, weil das Geheul der Bestie draußen immer näher kam. Seitdem achten wir peinlich darauf, dass die Kerze an dem kleinen Altar - den Ort verrate ich lieber nicht - nie erlischt. Selbst die Polizei fährt dort Streife und kontrolliert das Licht, das uns vor dem Werwolf schützt. Geht es aus, so will es die Legende, kommt der Werwolf zurück. Jetzt haltet uns Hunsrücker nicht für abergläubisch oder total bekloppt. Den Werwolf gibt es wirklich. Deswegen ist mir auch das Herz stehengeblieben, als ich neulich einen Werwolf gesehen habe. Mein Herrmann hat mich nur ausgelacht, denn ein paar Typen von der Energielandschaft hatten nur das alte Maskottchen Winfried den Werwolf aus der Rumpelkammer geholt und zum Lüften an die Straße gestellt. Humor haben sie ja, die Morbacher. Weitere Kolumnen finden Sie im Internet unter volksfreund.de/kolumne

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