LKW-Lärm nervt Bürger

Vom Schwerlastverkehr vor ihrer Haustüre haben Anwohner der Bahnhofstraße genug. Sie sammeln Unterschriften und fordern ein Verbot für LKW-Verkehr über 7,5 Tonnen. Das Problem: Für die Straße sind zwei Behörden zuständig, die eine verweist jeweils auf die andere.

 Zu viele große Transporter vor der Haustüre beklagen Anwohner in der Bahnhofstraße in Wengerohr. TV-Foto: Klaus Kimmling

Zu viele große Transporter vor der Haustüre beklagen Anwohner in der Bahnhofstraße in Wengerohr. TV-Foto: Klaus Kimmling

 Tempo 30 reicht nicht: Nikolaj Bromberg, Jochen Platz, Franz-Josef Gilgenberg, Leo Becker, Stefan Pick. TV-Foto: Sonja Sünnen

Tempo 30 reicht nicht: Nikolaj Bromberg, Jochen Platz, Franz-Josef Gilgenberg, Leo Becker, Stefan Pick. TV-Foto: Sonja Sünnen

Wittlich-Wengerohr. An den Krach, den normaler Zugverkehr verursacht, haben sich die Wengerohrer gewöhnt. Wer die Adresse Bahnhofstraße hat, muss damit leben können. Neuerdings raubt Anliegern allerdings das, was auf dem Bahngelände passiert, den letzten Nerv. Seit zwei Monaten werden vor ihrer Haustüre Holztransporte aufs Gleis gesetzt. "Es gibt kaum noch nächtliche Ruhe, von morgens 5.30 Uhr bis 23 Uhr nur noch LKW mit Holz". Das steht über der Unterschriftenliste, die in der Bahnhofstraße die Runde macht.

Nikolaj Bromberg hat sie verteilt. Er steht mit Jochen Platz, Franz-Josef Gilgenberg, Leo Becker und Stefan Pick auf dem Bürgersteig am Bahngelände. Auf der Straße ist eine große "30" gemalt. An die Tempobeschränkung hält sich kaum jemand.

Ein paar LKW fahren vorbei in Richtung Industriegebiet. Die aktuellen Langholz-Transporte zum Bahngelände sind "nur" zusätzlicher Verkehr, der das Fass zum Überlaufen bringt. Die Anwohner fordern: Eine generelle Sperrung der Bahnhofstraße für LKW über 7,5 Tonnen.

Das wollen sie seit Jahren erfolglos. "Im Ortsbeirat war das oft Thema. Mittlerweile ist auch längst die Dr-Oetker-Straße zum Industriegebiet gebaut", sagt Jochem Platz. Diese Zufahrtsalternative wird jedoch wenig genutzt. "Über die Bahnhofstraße ist man schneller da. Es heißt auch, die alten Navigationsgeräte zeigen noch immer diesen Weg", erklärt Jochen Platz.

Zum Motorenlärm käme bei den Pizza-Kunden der Krach der Kühlaggregate. Und das Rangieren: Bei jedem LKW, der die Kurve zum Industriegebiet nicht bekomme und zurücksetze, ertöne ein lautes "Piep! Piep!", auch nachts.

Ortsvorsteher Theodor Brock sagt: "Ich verstehe die Leute. Aber die Bahnhofstraße wird erst gesperrt, wenn die Ortsumgehung fertig ist." Er glaubt, das sei im März 2011. "Witterungsabhängig etwa Mitte 2011", teilt dazu Edeltrud Bayer vom zuständigen Landesbetrieb Mobilität Trier (LBM) mit. Sie widerspricht Brock. Der Abschnitt der Straße, für den der LBM zuständig ist, das ist ab der B 50 bis zur Kreuzung Eifelstraße (Zur Linde), werde "auch nach Fertigstellung der Ortsumgehung Landesstraße bleiben und für den Schwerverkehr in Richtung Bombogen geöffnet bleiben."

Laut Bayer ist das Reststück, wo sich die Anwohner beschweren, seit 1993 zur Stadtstraße abgestuft, weshalb dort die Stadt für Verkehrsbeschränkungen zuständig sei. Und was sagt die Stadt? "Die Bahnhofstraße ist auf dem Teilstück von der B 50 bis zur Eifelstraße eine Landesstraße. Zuständig für eine Sperrung für den LKW-Verkehr wäre der LBM", sagt Pressesprecher Ulrich Jacoby.

Manche Wengerohrer wissen mehr. Sie erinnern sich an Anträge aus 2002, 2003, 2006. Klar ist: Den Anwohnern geht es um den Stadtstraßenbereich, zumal dort von den Transportern verursachte Straßenschäden finanziell von Anliegern zu tragen seien.

Und wer ist für die Holzverladearbeiten zuständig? Die Frage bleibt offen. Hartmut Lange, Pressestelle der Bahn, teilt mit: "Die Deutsche Bahn führt dort keine Verladung durch." Es gebe über 300 Unternehmen, die auf der Schiene Güterverkehr betreiben, und die DB Netz AG als Betreiber des Schienennetzes dürfe keine Informationen über ihre Kunden geben.

Meinung

Keiner ist zuständig

Die LKW-Sperrung ist eine alte Forderung. Verwunderlich ist, dass die Stadt einfach darauf verweist, dass der erste Abschnitt der Bahnhofstraße, um den es überhaupt nicht geht, Sache des Landesbetriebs sei. Der wiederum sagt: Sein Stück bleibt für LKW befahrbar, um das anschließende Stück habe sich die Stadt zu kümmern. Die Betroffenen ärgern sich auch, dass mit Steuergeldern für 4,2 Millionen Euro eine Erschließungsstraße gebaut wurde, die die erste Vertröstung war. An der weiteren Vertröstung auf die Ortsumgehung sind sie nicht interessiert, zumal sie offensichtlich heiße Luft ist. Von Anträgen der Wengerohrer weiß man in Wittlich nichts mehr. Allein die Weltfirma Dr. Oetker signalisiert Entgegenkommen, wenn sie mitteilt, sie habe kein Problem mit einer Sperrung. Das ist wenigstens ein klares Wort. s.suennen@volksfreund.deExtra Die Strecken-Alternative zur Bahnhofstraße ist die Dr.-Oetker-Straße. Diese Haupterschließungsstraße von der B 50 ins neue Industriegebiet Wengerohr-Süd und das ältere Industrie- und Gewerbegebiet wurde Ende 2002 fertig. Sie sollte Wengerohr besonders vom LKW-Verkehr entlasten. Zum größten Betrieb, dem Dr.-Oetker-Werk, nach dem die Straße benannt wurde, sagt dessen Pressesprecher Jörg Schillinger: "Wir haben durchschnittlich 100 LKW-Anfahrten täglich, und weisen alle Fahrer an, durch die Dr.-Oetker-Straße zu fahren." Dr. Oetker hätte "kein Problem damit, wenn die Bahnhofstraße dicht gemacht würde". Bis zu einer Million Pizzen würden täglich in Wengerohr hergestellt. Den Spediteuren, die diese abholten oder Ware zulieferten, könne das Werk jedoch die Fahrtstrecke nicht befehlen. "Aber wir machen uns Gedanken, wie wir die Situation verbessern können", so der Firmensprecher. Dazu kündigt Edeltrud Bayer vom Landesbetrieb Mobilität neue Schilder an: "Die gewünschte Entlastung der Ortslage Wengerohr vom Schwerverkehr wird nach Fertigstellung der Ortsumgehung durch eine entsprechende Hinweisbeschilderung nach der Straßenverkehrsordnung auf das Gewerbegebiet Wengerohr unterstützt."

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