Lockvogel Lidl?

MORBACH. Trotz ihrer entgegengesetzten Standpunkte zum Thema Lidl-Ansiedlung am Morbacher Dreieck, diskutierten die Gesprächspartner beim TV -Stammtisch sachlich und fair über mögliche Vor- und Nachteile.

Es ist schon einige Jahre her, dass in Morbach ein Thema derart heftig diskutiert wurde wie die kurz vor Vertragsunterzeichnung stehende Ansiedlung des Discounters Lidl am Morbacher Dreieck. Ein Grund für den TV , Vertreter aller Beteiligten zum Stammtisch einzuladen. Eibes: "Zusätzliche Kunden kommen"

Die Gesprächspartner waren Morbachs Bürgermeister Gregor Eibes und Ortsvorsteher Hans Jung sowie seitens der IHK Trier Philipp Schultz und für die "Interessengemeinschaft pro Morbach" Kurt Müllers, Vorsitzender des Gewerbe- und Verkehrsvereins. Die Diskussion moderierte TV -Ressortleiter Albert Follmann. Ein Auseinanderdriften der verschiedenen Ansichten gibt es, wie Eibes treffend formulierte, lediglich in der "Einschätzung der Entwicklung". Wird sich Lidl wie Aldi am Morbacher Dreieck als "Frequenzbringer" erweisen oder "Kundenströme umlenken", wie die Interessengemeinschaft Morbacher Gewerbetreibender befürchtet? "Wir glauben, dass dieser potenzielle Kaufkraft-Abfluss aufgefangen werden kann durch zusätzliche Kunden", argumentierte der Bürgermeister. Erfahrungen in der Vergangenheit hätten dies bereits gezeigt. Als Beispiele nannte er die Profilierung Morbachs als Möbelstandort und die erfolgreiche Koexistenz der beiden Lebensmittelmärkte am Dreieck, die zuvor viele nicht für möglich gehalten hatten. Andererseits würden die Leute für Angebote weite Wege in Kauf nehmen. Ein Trend, der nicht aufzuhalten sei, und dem man Rechnung tragen müsse. "Sonst werden wir abgehängt." Ein entscheidender Faktor in der Debatte, die für Eibes sehr stark von der anhaltenden Konjunkturflaute geprägt ist, ist die seiner Ansicht nach "fußläufige" Entfernung zum 250 Meter entfernten Ortskern, der keine Fußgängerzone hat. Anders als Eibes gehen IHK, HWK und Einzelhandelsverband jedoch von einer negativen Entwicklung aus. "Wir befürchten, dass dadurch die Notwendigkeit entfällt, in der Innenstadt einzukaufen", machte Schultz den 2001 noch entgegengesetzten Standpunkt der IHK deutlich. Er verwies auf rückläufige Einzelhandelsumsätze und ein verändertes Kaufverhalten. Zu Eibes' Einwand, wer verpacktes Fleisch kaufe, sei nicht der Metzgereikunde, gab er zu bedenken: "Es gibt doch den hybriden Konsumenten, der geht heute zu McDonalds und morgen ins Sonora." Ein Konsumverhalten, das nach Einschätzung von Müllers angesichts der vermehrt in Richtung "Non-Food" tendierenden Produktpalette von Lidl ein Risiko für die Einzelhändler darstellt. "Es ist doch ein Unterschied, ob die Leute täglich zu Lidl fahren können oder dafür weit fahren müssen", befürchtet er. Was durch die "Ballung" von Discounter plus Märkten am Dreieck noch verstärkt würde. Zumal bei den Größenverhältnissen der Geschäfte: "Die Großen werden immer stärker und die kleinen fallen weg." Ortsvorsteher Hans Jung bedauerte, dass die Sorgen nicht eher in dieser Heftigkeit geäußert wurden. Beim Ortsbeirat steht morgen der Entwurfsbeschluss für den Bebauungsplan an. Beim Gemeinderat am 15. März. Danach folgt die erneute Offenlage; der Bebauungsplan soll am 10. Mai beschlossen werden.

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