London, Hongkong, Wintrich

Wintrich · Weg von der quirligen Großstadt London, hin zum deutlich ruhigeren Wintrich: Die in Newport in Wales geborene Künstlerin Jill Simpson hat an der Mosel eine neue Heimat gefunden. Ihre Werke sind derzeit in der Akademie Kues in Bernkastel-Kues zu sehen.

 Mit dem Schweißgerät schafft Jill Simpson ihre Metallskulpturen. Die Form wird zunächst modelliert und danach werden die Kupferstücke gestaltet (Foto unten rechts). TV-Fotos (3): Nora John

Mit dem Schweißgerät schafft Jill Simpson ihre Metallskulpturen. Die Form wird zunächst modelliert und danach werden die Kupferstücke gestaltet (Foto unten rechts). TV-Fotos (3): Nora John

Foto: (m_wil )
London, Hongkong, Wintrich
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London, Hongkong, Wintrich
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Wintrich. Die Werke von Jill Simpson wirken kraftvoll, opulent. Vielfach sind es Pferdeköpfe, die sie immer wieder anders gestaltet. Geschaffen aus Kupfer, das sie bearbeitet, bis die Konturen, die Muskeln oder eine wehende Mähne der Tiere zu erkennen sind. "Kupfer ist ein schönes Material", sagt Jill Simpson. Auch Edelstahl hat sie schon verwendet, das sei aber sehr schwierig zu bearbeiten.

Wenn man die 42-jährige Jill Simpson sieht, würde man nicht gleich vermuten, dass sie Metall bearbeitet, unter anderem auch mit Schweißgeräten. Und so ganz gewöhnlich scheint es für eine Frau, noch dazu für eine so zierliche Person, wie die Britin nicht zu sein.
In dem Schweißerkurs am North West London College sei sie damals die einzige Frau gewesen, erzählt Simpson. Ein Jahr lang hat sie an zwei Tagen in der Woche dieses Handwerk erlernt.

Seit sechs Jahren ist sie jetzt an der Mosel zuhause. Vorher hat sie in London gelebt. Gebürtig ist Simpson aus Wales und hat viele Jahre mit ihren Eltern in Hongkong verbracht. Doch was bringt eine Frau, die in den Metropolen gelebt hat, dazu, sich in Wintrich an der Mosel niederzulassen? Es ist wie so oft die Liebe. Sie habe ihren Lebensgefährten über eine deutsche Freundin kennengelernt, die sie vor Jahren nach Deutschland eingeladen hatte.

"Ich wollte weg von London", erzählt Simpson. Wenn man jung sei, sei das noch alles toll. Viel Party, viel shoppen. Heute aber genieße sie die Ruhe an der Mosel. "Es gefällt mir", sagt sie. Nach sechs Jahren in Deutschland spricht sie schon sehr gut die Sprache. Das Gespräch wechselt dennoch immer wieder zwischen Englisch und Deutsch. Zur besseren Verständigung zeigt Simpson Bilder von ihren Kunstwerken. Und dabei finden sich wieder viele Skulpturen von Pferden. Denn die haben ihr eine Zeit lang auch ein regelmäßiges Einkommen ermöglicht, was für frei schaffende Künstler nicht immer selbstverständlich ist. Bei der Metal Gallery in London hatte sie dauerhaft die Möglichkeit auszustellen und zu verkaufen. Und da waren ihre Pferdeskulpturen eben besonders gefragt.

Doch Jill Simpson ist eine Frau mit vielen Talenten, die sich immer neuen Herausforderungen stellt. So waren Requisiten und Modelle für Filme lange Zeit ein zweites Standbein für die Künstlerin. Unter anderem hat sie schon für die US-amerikanische Fantasy-Serie "Games of Thrones" gearbeitet. Zur Zeit arbeitet Jill Simpson in Luxemburg an einem Projekt. Dabei fertigt sie technische Zeichnungen für einen Film an. Doch diese Tätigkeit ist zeitlich begrenzt. Danach freut sie sich wieder darauf, in ihrem Atelier in Wintrich an ihren Skulpturen arbeiten zu können.
Die Ausstellung in der Akademie Kues dauert noch bis zum 10. April.

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