"Luschd aufs Dorf"

ERBESKOPF. In zwei zentralen Punkten waren sich die Referenten bei der Regionaltagung im Hunsrückhaus einig: Der Bevölkerungsrückgang ist in den kommenden Jahren in der Bundesrepublik unvermeidbar. Aber: Das ist noch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken.

"In Frankreich legen sie bei einer Geburtsrate von 1,9 gleich neue Programme auf, und wir werden bei einer Rate von 1,3 noch nicht wach", kritisierte Otmar Weber von der Agentur ländlicher Raum in Saarbrücken den deutschen Umgang mit dem Thema Demografie. Seine Agentur, die dem Umweltministerium unterstellt ist, will die Dörfer sozial und kulturell erneuern, mit vielfältigen Methoden. Ob der Wiederaufbau der örtlichen Kapelle oder der Bau eines schmucken Mäuerchens in der Ortsmitte, wichtig sei, dass es schnell gehe und am Ende ein greifbares Ergebnis steht. Das schafft Identität und leistet einen Beitrag dazu, vor allem Jugendliche an den Ort zu binden. Für "Luschd aufs Dorf" warb Weber bei der vierten Regionaltagung im Hunsrückhaus vor rund 140 Teilnehmern. Dass sich seine Agentur um die Dörfer besonders bemüht, ist kein Zufall. Denn neben den Städten sehen die Experten im Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung die Dörfer als große Verlierer. Denn dort werde es gravierende Probleme geben, bei abnehmender Bevölkerung die Infrastruktur aufrecht zu erhalten. Zum Beispiel Kindergärten: Die Zahl der Kinder im Kindergarten-Alter soll im Laufe der nächsten 50 Jahre im Durchschnitt um 43 Prozent abnehmen. "Um die Frage, welche Kindergärten geschlossen werden, beneide ich sie nicht", sprach Rudolf Oster vom Innenministerium die zahlreichen Kommunalpolitiker im Publikum direkt an. Dreh- und Angelpunkt bei der Bevölkerungsentwicklung ist die Kinderlosigkeit von immer mehr Menschen. Die nach 1965 Geborenen bleiben bereits zu mehr als einem Drittel ohne Nachkommen. Alle Modelle, die präsentiert wurden, haben eine Konsequenz gemeinsam: Der Bevölkerungsrückgang ist unabweisbar. Und: Noch gravierender als der Rückgang selbst ist die extreme Alterung der Bevölkerung. Sie stellt die sozialen Sicherungssysteme vor gewaltige Probleme. Trotz der deprimierenden Zahlen war die Grundbotschaft positiv. Es sei nicht verwerflich, auch die Chancen zu sehen, die hinter diesen Entwicklungen stecken, argumentierte Helmut Moderator Ulmen. Roland Wernig von der Planungsgemeinschaft Region Trier versuchte augenzwinkernd, mit Nachrichten aus dem Jahr 2025 Lust auf Veränderungen zu wecken: Im Jahre 2025 sei im Intrinet zu lesen, dass in Piesport der 10 000. Tele-Arbeitsplatz in der Region geschaffen wurde. Und: Dank der neuen Medien seien im ländlichen Raum attraktive Jobs geschaffen worden, teilte in den Nachrichten aus der Zukunft der beim Arbeitsamt zuständige Leitsachbearbeiter Florian Gerster mit.

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