Luzie und der böse Mann

Hupperath. (chb) Gewalt, sexueller Missbrauch und ein Selbstverteidigungskurs für Kinder stehen auf dem Programm des Projekts zur Gewaltprävention der Grundschule Humbrecht Hupperath. Auch die Eltern sind mit eingebunden.

Luzie, strubbelige orangefarbene Haare, bunt kariertes Kleid, will spielen, am liebsten Fangen oder Verstecken. Aber es sind keine anderen Kinder auf dem Spielplatz. Da kommt ein Mann mit schwarzen Haaren und bietet an, mit ihr zu spielen. Er will aber auch Luzies Haare anfassen. Luzie sagt "Nein, das ist komisch." So beginnt das Handpuppenspiel, das Christa Lentes von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle den Schülern der dritten Klasse der Grundschule Hupperath zeigt. Es geht um sexuelle Gewalt und Prävention. Von der ersten bis zur vierten Klasse ist Christa Lentes, Kriminalpolizistin und jahrelang bei der so genannten "Sitte", im Einsatz. "Wir sind auch häufig in Kindergärten. Prävention muss so früh wie möglich ansetzen. Viele Eltern und Erziehungspersonen sind unsicher, wie man das Thema anfassen soll. Wir geben hier Anstoß, und Schule oder Kindergarten können dann einfacher damit umgehen." Für viele Kinder sei es eine Katastrophe, dass sie nicht aufgeklärt seien und nicht wüssten was sexueller Missbrauch ist, "denn sie kennen die Mechanismen nicht, wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen, wenn jemand sie anfassen will. Und das müssen sie lernen wie Regeln im Straßenverkehr", sagt die Kriminalpolizistin. Ziel des Projekts an der Grundschule ist es, den Kindern spielerisch klar zu machen, dass es auch Menschen gibt, die es nicht gut mit ihnen meinen. "Sie sollen sich gegen Größere und Stärkere wehren können. Wenn sie auf weiterführende Schulen gehen, werden sie mit älteren Schülern zusammenkommen, es gibt Rangeleien im Bus und immer wieder Grenzüberschreitungen. Dafür wollen wir sie stark machen", erklärt Liane Gorges, Direktorin der Grundschule Hupperath. Die enge Zusammenarbeit mit den Eltern hat eine große Bedeutung für das Projekt. "Nur in Verbindung Elternhaus, Schule und Experten, die Themen kindgerecht ansprechen können, ist das Projekt sinnvoll. Eltern und Lehrer können mit den Kindern anschließend darüber sprechen und haben einen Ansatzpunkt", sagt die Direktorin der Grundschule. So wird auch bei regelmäßigen Elternabenden das Thema ausführlich diskutiert. Da man aber nicht nur darüber reden will, geht es im Selbstverteidigungskurs für Kinder an die praktische Seite. Hier sollen die Kleinen lernen, was zu tun ist, wenn ein Angriff bevorsteht und wie sie sich in Notsituationen wehren können, was sie tun sollen. Auch dazu sind die Eltern eingeladen. Hubert Lenz stellt Gewalt unter polizeilichen Gesichtspunkten dar, zeigt Opfer- und Täterverhalten auf und empfiehlt konkrete Möglichkeiten, wie man sein Kind schützen kann. Die Eltern unterstützen das Projekt und sind froh, dass sie bei diesem Problem nicht alleine gelassen werden. Bisher ist das Konzept zum Thema Gewalt an der Grundschule Hupperath in der Region einzigartig: "Ich kenne keine andere Schule, in der das Thema in verschiedenen Einzelbausteinen wie bei uns angegangen wird", erklärt die Direktorin der Schule.

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