Machetenmann gesteht

Trier/Wittlich · Mit einer Machete bewaffnet ist ein Mann im Dezember in einen Jugendgottesdienst in der St.-Markus-Kirche in Wittlich eingedrungen und hat vom Pfarrer eine Million Euro gefordert (der TV berichtete). Gestern musste er sich deswegen beim Prozessauftakt vor dem Trierer Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 47-Jährige schuldunfähig ist. Das psychiatrische Gutachten wird aber erst am 29. April vorgestellt.

Trier/Wittlich. Gleich zu Beginn der Verhandlung legt der 47-jährige Angeklagte ein Geständnis ab und bestätigt damit das, was Staatsanwalt Arnold Schomer in der Anklageschrift verliest. Der Vorfall, um den es vor dem Trierer Landgericht geht, hatte kurz vor Weihnachten für Aufsehen gesorgt: Am 22. Dezember 2012, kurz nach 18.30 Uhr, stürmt der Mann in die Wittlicher St.-Markus-Kirche, läuft an 300 Gottesdienstbesuchern vorbei auf den Pfarrer zu, schlägt mit einer Art Machete auf den Altar und fordert von dem Geistlichen eine Million Euro.
Warum hat er das getan? Eine Frage, die der Vorsitzende Richter Armin Hardt dem Angeklagten im Laufe des ersten Verhandlungstages immer wieder stellen wird. "Ich weiß es nicht", sagt der 47-Jährige. Die Machete habe er im Sommer an der Lieser gefunden. Am 22. Dezember sei er auf Entzug gewesen, er habe versucht, von einem starken Beruhigungsmittel loszukommen - ohne ärztliche Hilfe. "Ich wusste nicht, was ich machen soll. Wenn man auf Entzug ist, ist man nervös, nicht man selbst, einfach kopflos." Und weil er wollte, dass "endlich Schluss mit dem Missbrauch ist", sei er dann zur Kirche gegangen.
Der angebliche Hintergrund: Vor Gericht erzählt der Angeklagte, dass er nicht nur mehrere Menschen kenne, die sexuell missbraucht worden seien, sondern auch beinahe selbst Opfer geworden wäre. Damals sei er Messdiener gewesen, zwölf oder 13 Jahre alt, und ein Pfarrer habe versucht, ihn anzufassen.
Jugendpfarrer Jan Lehmann, der gerade mit dem Friedenslicht-Gottesdienst für die Georgspfadfinder beginnen wollte, als der Mann mit der Machete plötzlich vor ihm stand, erinnert sich vor Gericht: "In diesem Moment war kein wirkliches Angstgefühl da, nur das Verantwortungsgefühl für die Kinder." Deshalb lotste der Priester den Angeklagten in die Sakristei. "Die Machete habe ich sehr ernst genommen, die Forderung nach der Million eigentlich nicht", erklärt Lehmann. Im Beisein eines Dritten schlägt der 33-jährige Pfarrer dem Angeklagten in der Sakristei vor, die Summe zu überweisen. "Er hat sich dann das Messer unter den Arm geklemmt und die Postbankkarte gezückt." So konnte Lehmann sich Namen und Kontonummer notieren.
Mann leidet an Schizophrenie


Viele der Gottesdienstbesucher hatten gedacht, der Auftritt des Machetenmannes gehöre zu dem Schauspiel, das in der Kirche gerade aufgeführt werden sollte. Einige hatten aber die Polizei informiert. Kurze Zeit nachdem der Angeklagte die Kirche verlassen hatte, wurde er in seiner Wohnung festgenommen. Eine Polizistin erzählt: "Er war bekifft. Erst war er ganz aufgeregt, dann hat er über die ganze Sache geschmunzelt." Zurzeit ist der Mann in einer psychiatrischen Klinik. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er nicht schuldfähig ist. Einem Gutachten zufolge soll er unter einer paranoiden Schizophrenie leiden.
Der Prozess wird am Montag, 29. April, fortgesetzt. Dann werden sowohl weitere Zeugen als auch die psychiatrische Sachverständige gehört.

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