Mahnmale des Danks

REIL. Sie sind Zeugen lebendiger Volksfrömmigkeit. Manche Wegekreuze stehen schon seit Jahrhunderten und erinnern an Menschen und Ereignisse. Diese Mahnmale als Zeitzeugen der Geschichte der Nachwelt zu erhalten, ist ein Bestreben der Gemeinde Reil.

Vier Wegekreuze befinden sich auf der Gemarkung der Gemeinde Reil. Sie alle wurden am Anfang oder zur Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet. Die Gemeinde ist bestrebt, diese Kulturdenkmäler zu erhalten, und investiert trotz Geldmangels kräftig in die Restaurierung. Ortsbürgermeister Artur Greis: "Wir haben eine Verpflichtung, solche Kulturgüter zu erhalten." Zwei dieser Wegekreuze wurden mit einem Kostenaufwand von 25 000 Euro bereits restauriert. Mit 8000 Euro unterstützt die Landesdenkmalpflege die Maßnahme, einen Spendenbeitrag leisten die Kreissparkasse und die Raiffeisenbank, und an Spenden aus der Bevölkerung kamen 6500 Euro zusammen. Letztlich verbleiben bei der Gemeinde knapp 9000 Euro Kosten. Nun müssen noch weitere 17 000 Euro aufgebracht werden, und Artur Greis hofft, dass bis zur der großen Feier "1000 Jahre Reil" im Jahr 2008 auch die beiden verbleibenden Wegekreuze restauriert werden können. Fertig ist bereits das Kreuz unweit der letzten Häuser von Reil, wo ein Wirtschaftsweg in die Weinberge führt. Das "Wolfskreuz", so wird es genannt, ist über drei Meter hoch. Im oberen Schaftteil sind die Heiligenfiguren Petrus und Johannes zu sehen, darunter die Jahreszahl 1722. Das Kapitell ist breit ausladend und ganz mit Bildwerk versehen. Es stellt die Krönung Mariens dar. Eine Taube schwebt über der Personengruppe. Ein anderes, bemerkenswertes Kreuz, befindet sich auf der Höhe bei Reil, gegenüber dem Heiligenhäuschen "Kirschenkreuzchen". Es muss noch renoviert werden. Das Kreuz in Spätbarockform ist 2,50 Meter hoch. Auf dem Schaft befindet sich die Jahreszahl 1750. Besonders kunstvoll ist das breite Kapitell gearbeitet, das die Krönung Mariens darstellt. Gott Vater mit der Weltkugel hält mit dem Gottessohn die Krone über dem Haupt Mariens. Der Blick des Kreuzes ist talwärts auf das Dorf Reil gerichtet. Professor Erwin Schaaf, der sich zeitlebens mit der Regionalgeschichte befasst hat, erklärt die Entstehungsgeschichte der Wegekreuze. Unmittelbar nach dem 30-jährigen Krieg waren es mehr Symbole der Hoffnung. Vielen Menschen, die geplagt waren von Not, Hunger und Seuchen, gab das Kreuz Trost. Später, im 18. Jahrhundert, als die Menschen zu einem gewissen Reichtum gekommen waren, stand nicht mehr allein die Frömmigkeit im Vordergrund, sondern der Stifter selbst. Fast alle Wegekreuze wurden von Privatleuten errichtet, in denen sie sich verewigen wollten. So heißt es oft: "Dieses Kreuz hat errichtet zu Ehren Gottes…"Zeugnisse persönlicher Schicksalsschläge

Aber auch ganz persönliche Schicksalsschläge veranlassten - und tun es auch heute noch - die Menschen, Wegekreuze aufzustellen. An der Abzweigung der Reiler Straße (B 49) nach Bonsbeuren steht ein hohes Schaftkreuz, das 1810 errichtet wurde. Die Inschrift lautet: "Hier verunglückte der Jugendliche Mathis Thome. Bittet für ihn." Es wurde erzählt, dass der junge Mann an dieser Stelle von einem Blitz erschlagen wurde. Fast alle Wegekreuze in der Region wurden aus Sandstein gefertigt und viele stammen aus der Steinmetzwerkstatt der Gebrüder Wolf aus Wittlich. Stets werden biblische Szenen dargestellt - sehr häufig auch die Aufnahme Mariens in den Himmel. In Reil hat man in den vergangenen Jahren bereits mit viel Idealismus die fast vergessenen sieben historischen Bildstöcke vorbildlich restauriert und teilweise nach Vorlage alter Pläne neu errichtet. Kreuzweg-Motive sind als Reliefs eingearbeitet worden. Vor allem der Theaterverein "Moselblümchen" hat sich für den Erhalt dieser Kulturgüter eingesetzt. Er spendete 20 000 Euro für die Restaurierung der Bildstöcke, die vermutlich unmittelbar nach Ende des 30-jährigen Krieges aus Dankbarkeit, überlebt zu haben, aufgestellt wurden.

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