Maikäfer bringen Grafen zurück

Mirbach · Im Frühjahr 1902 strömten Heerscharen von Maikäfern durch die Eifel und Teile des Rheinlandes, um über die frischen grünen Zweige und Blätter an Bäumen und Sträuchern herzufallen. Keiner wusste ein probates Mittel zur Vernichtung der Schädlinge.

 Beim Bau der Erlöserkapelle in den Jahren 1902/1903 in Mirbach setzen die Bildhauer an den Mittelgurten zwei Maikäfer in Erinnerung an die Plage dieser Insekten in der Eifel. Der Erbauer der Kapelle, Ernst von Mirbach, gehörte zum sogenannten „Maikäferregiment“. TV-Foto: Felicitas Schulz

Beim Bau der Erlöserkapelle in den Jahren 1902/1903 in Mirbach setzen die Bildhauer an den Mittelgurten zwei Maikäfer in Erinnerung an die Plage dieser Insekten in der Eifel. Der Erbauer der Kapelle, Ernst von Mirbach, gehörte zum sogenannten „Maikäferregiment“. TV-Foto: Felicitas Schulz

Mirbach. Die Zeitungen berichteten mehrfach davon. In größeren Orten und Städten wurden von den Gemeindeämtern für ein Pfund abgelieferte Maikäfer fünf Pfennige gezahlt. Daneben gab es verschiedene Vorschläge, um den Fang der Schädlinge zu fördern und sie radikal zu dezimieren. Die landwirtschaftlich geprägte Bevölkerung und die Forstämter sahen eine Bedrohung ihrer Lebens- und Berufsexistenz. Die Preußische Regierung sandte ein Garde-Füsilierregiment (Infanterieregiment) in die Eifel. Im Volksmund hießen sie Maikäferregiment wegen ihren ähnlich bunten Uniformen.
Dorf- geschichte(n)


Ernst von Mirbach, Erbauer der Erlöserkapelle in Mirbach (Vulkaneifelkreis), war Angehöriger dieses Regimentes und nahm im Jahre 1902 an Manövern in der Eifel teil. Zugleich hielt er sich in dieser Zeit als preußischer General und kaiserlicher Hofbeamter mehrmals am Stammsitz seiner Vorfahren auf. Der lang gehegte Wunsch, dort eine Kapelle zu errichten, "war von seiner Majestät Kaiser Wilhelm II. im Jahre 1898 allergnädigst gestattet" worden. Als Knabe kam Ernst von Mirbach mit seinem Vater, der Regierungspräsident in Trier war, besuchsweise nach Mirbach und war fasziniert davon, dort seine Wurzeln zu finden.
Er schrieb: "In einer flachen Einsenkung erglänzte mir wie im Märchen aus längst entschwundener Zeit der Ort, der unseren Namen trägt." Die Grafen von Mirbach zählen zu den ältesten Adelsgeschlechtern in der Eifel und verdingten sich bereits um das Jahr 1200 mit "Schwert und Buckel" als Lehensträger im Dienste fremder Herrscher. Der Erwerb von 40 Morgen in dem Dorf seiner Ahnen hatte den Militär- und kaiserlichen Hofbeamten Ernst von Mirbach (1844-1925) als Vorsitzendem des Evangelischen Kirchenbauvereins die Möglichkeit aufgezeigt, mit Stiftungen und Spenden eine Kapelle im neoromanischen Stil zu errichten. Die Bildhauer setzten ihm in der 1903 eingeweihten Erlöserkapelle ein Denkmal mit zwei Maikäfern an den Mittelgurten, deren Vorhandensein den Besuchern weder auffallen noch erklärbar sind.
Der ehemals bescheidene Besitz der später in den Grafenstand erhobenen Mirbacher Herren bestand aus zwei Hofgütern. Einer der Höfe, der unter Denkmalschutz stehende Clusenhof, ist noch vorhanden.
Die Erlöserkapelle, einst Privateigentum der Familie von Mirbach, wurde der katholischen Filialgemeinde Mirbach zur Verfügung gestellt. Im Jahre 1956 ging sie als Schenkung in den Besitz der Kirchengemeinde Wiesbaum-Mirbach über und wurde aufwendig renoviert.
Extra

Die Larven (Engerlinge) der Maikäfer leben drei Jahre lang wurzelfressend im Boden, verpuppen sich und kommen im vierten Jahr ab Ende April als voll ausgereifte Insekten aus dem Boden. Der Maikäfer wird zwei bis drei Zentimeter groß, hat rot-braune Flügel, eine schwarze Unterseite und ein Zick-Zackmuster an den Seiten. Er gehört zur Familie der Blatthornkäfer, weil die Fühler vorne fächerartig sind. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort