Malborn im Gegenwind

Malborn · Die Gemeinde Malborn plant den Bau eines Windparks auf dem Steinkopf. Doch der Thalfanger Verbandsgemeinderat stellt sich seit Jahren quer. Jetzt will Ortsbürgermeisterin Hogh Rechtsmittel einlegen.

 Viele Kommunen verdienen mit Windkraftanlagen Geld. Auch Malborn will daran teilhaben. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Viele Kommunen verdienen mit Windkraftanlagen Geld. Auch Malborn will daran teilhaben. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Foto: (m_huns )

Malborn. Spargel in der Landschaft - so werden Windräder oft genannt. Auch im Hunsrück wird das Thema kontrovers diskutiert. Viele Menschen aus der Region wollen nicht, dass die Anlagen vor ihrer Haustür gebaut werden. Sie starten Petitionen oder bilden Bürgerinitiativen - ganz anders in Malborn.

Die Bürger des kleinen Dorfes wollen einen Windpark auf dem Steinkopf, dem Malborner Hausberg. Das wurde auch bei einer Unterschriftensammlung des Ortsgemeinderates deutlich, bei der sich rund zwei Drittel der Befragten für den Bau der Windräder aussprachen. Jenseits der Grenzen des 1200-Einwohner-Ortes sieht es mit der Zustimmung für das Projekt allerdings anders aus.
Erst kürzlich hat der Verbandsgemeinderat Thalfang es abgelehnt, den Steinkopf als Sonderfläche für Windkraftanlagen in den Flächennutzungsplan aufzunehmen (der TV berichtete). Man fürchtete, dass dadurch andere Windkraftplanungen verzögert würden. Und das nicht zum ersten Mal. Dabei war der Steinkopf in der Beschlussfassung zur jüngsten Sitzung noch ausgewiesen. Die Malborner Ortsbürgermeisterin Petra Hogh ist enttäuscht.

"Ich hatte fest damit gerechnet, dass unser Anliegen dieses Mal Gehör findet", sagt sie. Hogh kämpft seit ihrem Amtsantritt vor etwas mehr als einem Jahr für die Realisierung des Windparks - genau wie ihre Vorgänger. Denn von den Anlagen nahe Malborn ist schon lange die Rede. Ein Blick zurück: "1991 habe ich zum ersten Mal wegen des Steinkopfes bei der Verbandsgemeinde nachgefragt", erinnert sich Herbert Kluth von der Windstrom Malborn GmbH. Der Investor, der seit 25 Jahren im Windkraftgeschäft ist, wurde mit der Planung der Anlagen nahe Malborn beauftragt. "Intensiv verfolgt" habe er das Projekt auf dem Steinkopf spätestens seit 2011. Ohne Erfolg, denn der VG-Rat entscheidet seit Jahren zuungunsten der Malborner Windkraftbefürworter. Zuletzt auf den Sitzungen im April und im November vergangenen Jahres.

Dort wurde beschlossen, nur Flächen im Norden der VG für die Windkraft auszuweisen - der Süden und damit auch Malborn blieben auf der Strecke. Die Begründung: Die Ratsmitglieder wollten langwierige Prüfungen vermeiden. Dadurch, dass unter anderem Projekte in Neunkirchen, Dhronecken und Deuselbach wegfallen, können Windparks im Norden noch vor dem 1. Januar 2017 genehmigt werden, glauben sie.
Denn an diesem Datum tritt ein neues Gesetz in Kraft. Demnach soll der Bau von Windkraftanlagen europaweit ausgeschrieben werden. CDU-Ratsmitglied Winfried Welter ist nicht der einzige, der befürchtet, dass die Suche nach Investoren dann schwerer wird. Das Ziel sei es also, eine realistische Anzahl von Projekten noch in diesem Jahr zu verwirklichen. Die Prüfung von Bauvorhaben wie das zum Windpark in Malborn würden das Genehmigungsverfahren aber unter Umständen sehr lange hinauszögern, glaubt Welter. Das habe auch die Kreisverwaltung und die Struktur- und Genehmigungsbehörde (SGD) Nord den Ratsmitgliedern vermittelt.

Denn der Steinkopf liegt in der Kernzone des Naturparks Saar-Hunsrück. Das Recht, in einem solchen Schutzgebiet zu bauen, werde nur im Ausnahmefall gewährt.
Ein solcher Ausnahmefall liege in Malborn aber vor, meint Kluth. Weder Schwarzstörche noch Fledermäuse, weder Wasserschutz noch Baumbestand seien von dem geplanten Windpark betroffen. Außerdem sei der Steinkopf wegen seiner Höhe für eine solche Anlage geeignet. Ortsbürgermeisterin Hogh schätzt, dass der Strom aus dem Windpark Malborn zu rund 200 000 Euro Mehreinnahmen pro Jahr verhelfen könnte. Die entsprechenden Gutachten haben Kluth und Hogh anfertigen lassen. Es ist ein Berg von Unterlagen, für den die Gemeinde und das Unternehmen rund 150 000 Euro ausgegeben haben.
Nach aktuellem Stand war das alles vergebens. Doch Hogh gibt nicht auf. Nach der Entscheidung des Rates will die Ortsbürgermeisterin jetzt rechtliche Schritte einlegen. "Wenn nötig, gehe ich bis zur letzten Instanz", sagt sie.

Extra

Marc Hüllenkremer (parteilos), Bürgermeister der VG Thalfang, ist offenbar nicht glücklich über die Entscheidung des VG-Rates. "Ich hätte auch sehr gut mit einem Windpark in Malborn leben können", teilt er dem TV mit. Denn zum einen sei der Standort gut, zum anderen gebe es die Akzeptanz im Ort. Nur auf dem Land sei die Energiewende zu bewältigen. Und dazu müsse auch die Verbandsgemeinde Thalfang beitragen. Werner Breit von der FDP im VG-Rat sieht das ganz anders. Er lehnt den Bau von Windrädern in der Kernzone des Naturparks grundsätzlich ab. "Wir haben in der VG noch genügend freie Flächen für die Anlagen", glaubt er. Die Fraktion von Winfried Welter (CDU) hat für eine kleinere Lösung des Flächennutzungsplans, ohne Malborn, gestimmt. Die Sozialdemokraten um Detlef Jochem ziehen hier mit der Thalfanger Union an einem Strang. "Die Kreisverwaltung und die SGD-Nord haben klar gesagt, was realisierbar ist und was nicht." Dieses Argument teilt Richard Pestemer von der Freien Wähler Gemeinschaft nicht: "Alles Quatsch!", sagt er. "Wir, der VG-Rat, entscheiden, wo gebaut wird und wo nicht - nicht die Behörden." Diese wollten die Anzahl der Projekte nur begrenzen, damit in Thalfang kein Wildwuchs entstehe wie im Rhein-Hunsrück-Kreis. Stephan Müller von der Neuen Liste hat bis Redaktionsschluss kein Statement abgegeben. cha

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