Malborn will Windräder im Wald

Malborn · Die Ortsgemeinde Malborn plant den Bau von drei bis fünf Windrädern im Hochwald. Der Kastellauner Forstamtsleiter Michael Diemer hat den Rat deshalb über Chancen und Risiken von Windkraftanlagen im Wald informiert. Er plädiert dafür, Windräder auf wenigen Stellen zu konzentrieren.

Malborn. Wer durch den Hunsrück fährt, blickt automatisch irgendwo auf ein Windrad. Derzeit stehen fast alle auf Freiflächen, doch um die angepeilte Energiewende zu erreichen, sollen Anlagen künftig vermehrt in Wäldern stehen.
Auch in Malborn will der Gemeinderat Windräder im Wald errichten. Im Herbst hat das Gremium einen entsprechenden Beschluss gefasst. Nun hatte es den Kastellauner Forstamtsleiter Michael Diemer eingeladen. Er informierte den Rat über Chancen und Risiken von Windrädern im Wald. Diemer ist ein Befürworter (siehe Extra).
Ortsbürgermeisterin Gabriele Neurohr sagte, dass drei bis fünf Windräder auf dem mit Fichten bewachsenen Hochwaldkamm stehen könnten. Die Höhen eigneten sich hervorragend für Windkraftanlagen, ergänzte Diemer. Auch in Morbach sind sie für diese Nutzung im Gespräch. "Der Wind dort ist so stark wie im Küstengebiet", sagte Diemer.
Die Chancen: Die Chancen für diese Standorte liegen für Diemer darin, dass künftig mehr Flächen für Windräder zur Verfügung stehen, die dazu von Siedlungen weit entfernt sind. Trotz ihrer Höhe von fast 190 Metern passten sie sich besser in die Landschaft ein als Windräder auf Freiflächen. Zudem bleibe die Wertschöpfung in der Region.
Pro Windrad winken den Gemeinden laut Diemer Pachteinnahmen zwischen 27 000 und 50 000 Euro. Außerdem blieben 70 Prozent der Gewerbesteuer in der Gemeinde, auf deren Gebiet das Windrad steht.
Die Risiken: Risiken seien die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes und des Lebensraumes Wald. Bei Windrädern im Wald sei eine Mindesthöhe des Rotors von 55 Metern vorgeschrieben. Fichten erreichen eine Höhe von rund 45 Metern. Der Platzbedarf zum Aufstellen und für mögliche Reparaturen eines 3,2 Megawatt starken Windrades betrage etwa einen halben Hektar.
Der restliche Wald, über dem sich auch die Rotorblätter mit einem Durchmesser zwischen 82 und 114 Metern drehen, könne nach wie vor bewirtschaftet werden, sagte Diemer. Die Standorte der Windräder würden nahe an bestehende Wege gelegt, um möglichst viel Waldfläche zu erhalten. Das Wild werde nur während der Bauphase gestört. Die Nähe zu einem möglichen Nationalpark im Hochwald ist laut Diemer kein Ausschlusskriterium für Windräder.
Der Forstamtsleiter sprach sich dafür aus, die Windräder zu konzentrieren. "Es ist egal, ob die Leute auf zehn oder 15 Windräder schauen", sagte er. Zudem regte er eine Zusammenarbeit mit umliegenden Kommunen und dem waldbesitzenden Land an. Diemers Landesforsten-Kollege vom Dhronecker Forstamt, Hans-Jürgen Wagner, stellte für den Staatswald einen Solidarpakt in Aussicht, so dass die Malborner auch von Windrädern profitieren würden, die das Land im angrenzenden Staatswald errichten würde.
Der Zeitplan: Zur Frage, wann Windräder bei Malborn aufgestellt werden könnten, sagte Ortschefin Neurohr, dass die Kommune die Änderung des Flächennutzungsplans der Verbandsgemeinde abwarten müsse. Dies wird voraussichtlich noch ein paar Monate dauern. Laut Michael Suska wird sich der Bauausschuss im Mai erstmals mit einer in Auftrag gegebenen Studie befassen, in der untersucht wurde, wo Windkraft in der VG genutzt werden darf. Erst danach startet das Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans.Extra

Zahl der Windräder Von den 1125 Windrädern, die bis November 2011 in Rheinland-Pfalz errichtet wurden, stehen laut Forstamtsleiter Michael Diemer zehn Prozent im Wald. In der VG Thalfang drehen sich bislang 15 Windräder, keines im Wald, in Talling am Waldrand. Von den 14 Rädern in der Gemeinde Morbach stehen vier im Wald. Forst und Windkraft "Wir wollen den Wald mit Hilfe von regenerativer Energie vor dem Klimawandel schützen. Prognosen sprechen von einer Temperaturzunahme von sechs Grad Celsius bis zum Jahre 2100 in unserer Region", sagt Forstamtsleiter Michael Diemer. cst

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