Graacher Künstler hinterlässt Spuren Ein Spezialist für hochkarätige Kunst: Johann Nikolaus Leutzgen aus Graach

Graach · Johann Nikolaus Leutzgen aus Graach war ein bedeutender Maler und angesehener Hof-Kunsthändler. Der frühere Moselaner ist vor rund 200 Jahren in Mannheim gestorben.

 Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betrachtet das von Johann Nikolaus Leutzgen geschaffene Gemälde des Kardinals Cusanus mit der Stiftungsurkunde des St.-Nikolaus Hospitals.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betrachtet das von Johann Nikolaus Leutzgen geschaffene Gemälde des Kardinals Cusanus mit der Stiftungsurkunde des St.-Nikolaus Hospitals.

Foto: Bundesregierung/Bergmann, Guido

Fünf imposante Wandgemälde zeugen im historischen Konventsaal des Bernkastel-Kueser St.-Nikolaus-Hospitals vom hohen Talent des Künstlers Johann Nikolaus Leutzgen. Seine um 1760 geschaffenen Bilder prägen die glanzvolle Erscheinung des Barocksaales aus dem 18. Jahrhundert. Mit ihrer auffälligen Farbenpracht ziehen die wertvollen Gemälde, auf denen insbesondere entscheidende Szenen aus dem Leben des großen Philosophen und Theologen Nikolaus Cusanus abgebildet sind, viele interessierte Blicke auf sich.

Besondere Aufmerksamkeit erlangten die hochkarätigen Kunstwerke auch beim  Staatsbesuch des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier im vergangenen Jahr in Bernkastel-Kues. Im Rahmen der feierlichen Besichtigung des Cusanus-Hospitals anlässlich der Informations- und Begegnungsreise mit den Missionschefs des diplomatischen Korps in Rheinland-Pfalz wurde den Gästen eine Auswahl der kostbarsten und seltensten Schätze des Stiftes präsentiert, darunter auch die großformatigen Meisterwerke des Malers Leutzgen. Der Künstler kam in  Graach als Sohn des Ehepaars Nicolaus und Eva Christina Leutzgen, geborene Schunck, zur Welt. Die Jugend des am 24. Dezember 1731 getauften Moselaners war stark vom  katholischen Glauben seiner Familie geprägt. Vor diesem Hintergrund sollte das von den Großeltern Johannes und Anna Maria Schunck, geborene Decker, erbaute „Schuncken-Heiligenhäuschen“ in Graach das wachsende Interesse des späteren Malers an der Bildenden Kunst besonders fördern. Im Verlauf seines beruflichen Studiums in Würzburg und Venedig wurde Leutzgen dann maßgeblich vom Malstil und den farbintensiven Werken des italienischen Meisters Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770) beeinflusst. Das spiegelt sich deutlich in den beeindruckenden Gemälden des Konventsaales wider.

Neben seiner Tätigkeit als Maler widmete sich Leutzgen im späten 18. Jahrhundert verstärkt dem Handel mit hochwertigen Kunstgegenständen. In diesem Zusammenhang trat er um 1783 erstmals mit Herzog Karl II. August (1746-1796) von Pfalz-Zweibrücken in Verbindung. Dieser hatte ab den späten 1770er-Jahren ein leidenschaftliches Interesse am Sammeln von Kunstwerken entwickelt. Seinerzeit baute er auf dem neuerrichteten Schloss Karlsberg bei Homburg an der Saar eine  Gemäldesammlung mit mehr als 2000 Exponaten auf. Die Grundlage der ausgedehnten Kollektion bildeten einst zahlreiche Bilder aus dem Besitz des Hofmalers und Galeriedirektors Johann Christian von Mannlich sowie des kurpfälzischen Baudirektors Nicolaus de Pigage.

Als exklusiver Kunstlieferant des Herzogs zeichnete Leutzgen für die Anschaffung zahlreicher weiterer Objekte  verantwortlich. Dabei erwarb er unter anderem mehrere kostspielige Kunstwerke namhafter europäischer Meister, wie Anthonis van Dyck und Jan Vermeer. Dank der guten Zusammenarbeit mit Leutzgen ernannte Karl II. August seinen geschätzten Einkäufer am 2. November 1786 zum privilegierten „Hofmalerey-Händler“. In Ausübung seiner Tätigkeit als offizieller Hoflieferant sollte der frühere Graacher eine jährliche Besoldung von 400 Gulden erhalten. Während Leutzgen um 1791 seinen umfangreichen Kunsthandel beendete, verkaufte er dem Herzog zuletzt mehrere Gemälde für einen Betrag von etwa 2000 Gulden. Zudem wurde ihm die Zahlung einer lebenslänglichen jährlichen Leibrente für sich und seine Frau versprochen.

Als Truppen der französischen Revolutionsarmee jedoch einige Monate später das damalige Fürstentum Pfalz-Zweibrücken besetzten, floh Karl II. August im Februar 1793 ins Exil nach Mannheim. Während wichtige Teile der herzoglichen Sammlung ins dortige Schloss überführt wurden, verlegte auch Leutzgen seinen Wohnsitz in die frühere Residenzstadt am Neckar.

 Das Graacher Schuncken-Heiligenhäuschen wurde von den Großeltern des Malers Johann Nikolaus Leutzgen gestiftet.

Das Graacher Schuncken-Heiligenhäuschen wurde von den Großeltern des Malers Johann Nikolaus Leutzgen gestiftet.

Foto: Markus Philipps

Am 7. Oktober 1819 starb der große Maler in seiner Wahlheimat Mannheim. Seine Frau Johanna Elisabetha, geborene Kapes aus Kaiserswerth war zuvor am 22. Mai 1814 aus dem Leben geschieden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort