Mammutsitzung für Mammutprojekt

THALFANG. Vier Büros bewarben sich in der Sitzung des Thalfanger Verbandsgemeinderats um den Zuschlag für die Architektenleistungen für die Generalsanierung der Regionalen Schule. Das Ergebnis des europaweiten Ausschreibungsverfahrens war eine faustdicke Überraschung: Das Büro Sommerfeld-Brückner aus Thalfang machte das Rennen.

Mit knapp fünf Stunden hatte die Thalfanger Verbandsgemeinderats-Sitzung eine rekordverdächtige Länge. Allein drei Stunden lang befassten sich die Ratsmitglieder mit der Ausschreibung für die Generalsanierung der Regionalen Schule inklusive Turnhalle. Die Zeit war sinnvoll investiert, geht es doch um das Großprojekt in der Verbandsgemeinde in den kommenden Jahren. Und damit die Entscheidung zu fortgeschrittener Stunde nicht mit leerem Bauch getroffen wurde, sorgte die Verwaltung spontan gar für Schnittchen. Auf zwei Millionen Euro Kosten oder mehr schätzt Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo das Vorhaben. Die Architektenleistungen dürften sich auf etwa 200 000 Euro belaufen. Grund genug, die Sanierungsmaßnahme europaweit auszuschreiben. Fanden zunächst die Freien Wähler. Sie hatten nach einer freihändigen Vergabe Bedenken angemeldet. Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) gab ihnen Recht und bestand auf europaweiter Ausschreibung. Insgesamt hatten 38 Architektur- und Ingenieursbüros ihre Bewerbung abgegeben. Nach zwei Sitzungen des Bauausschusses blieben fünf übrig. Ein Büro zog seine Bewerbung zurück. Da waren's nur noch vier, darunter Wulf und Partner aus Stuttgart, das mit der Neuen Messe einer der derzeit bundesweit größten Projekte betreut. Mit von der Partie waren aber auch bekannte Gesichter: die Thalfanger Architekten- und Ingenieurgemeinschaft Sommerfeld-Brückner, die bereits bei dem Erweiterungsbau der Thalfanger Grundschule die Federführung hatte. Alle vier Büros hatten die Gelegenheit, sich dem Gremium vorzustellen, und zwar nach einem strengen Zeitkorsett: fünf Minuten für die Vorstellung des Büros, 15 Minuten für Referenzprojekte und die Arbeitsweise in den Büros. Danach prasselte auf jedes Team eine Fülle von Fragen nieder, weitere zehn Minuten lang. Als "Zeitnehmer" fungierte Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo persönlich. Auch die weitere Vorgehensweise war streng geregelt: Die Ratsmitglieder mussten die Präsentationen nach festgelegten Kriterien bewerten, von der Qualifikation der Mitarbeiter über das Honorar bis hin zur Qualitätssicherung. Jeder Einzelne erhielt einen Bewertungsbogen. In einer Sitzungspause konnten sich die Fraktionen beraten und Punkte vergeben. Die auswärtigen Büros hatten versucht, mit teils originellen, auf jeden Fall aber aufwändigen Präsentationen zu punkten. Eliane Brückner aus Thalfang verzichtete darauf und fürchtete nach eigener Aussage, als heimisches Unternehmen wenig Neues erzählen zu können. Thalfang will Untere Baubehörde werden

Der schlichte Vortrag hat der heimischen Bürogemeinschaft nicht geschadet. Nach kurzer Debatte hinter verschlossenen Türen erhielten die heimischen Architekten den Zuschlag. Wie übrigens bei der freihändigen Vergabe im Vorfeld auch. Zuvor hatte sich das Gremium dafür ausgesprochen, die Aufgaben der Unteren Baubehörde auf das Rathaus zu übertragen. Dellwo hatte dies dem Rat empfohlen. Der Genehmigungsablauf werde dadurch erheblich erleichtert, ist Dellwo überzeugt. Die neue Landtagsabgeordnete Bettina Brück (SPD) und CDU-Fraktionssprecher Gereon plädierten für dieses neue Verfahren, die SPD-Frau vor allem wegen der Bürgernähe und der schnelleren Abläufe, der Christdemokrat, um die Verbandsgemeinde zu stärken. Rudi Marx von der FDP wollte nur zustimmen, wenn die Neuregelung ohne zusätzliches Personal möglich sei. Da er keine konkrete Zusage bekam, wurde der Antrag bei Enthaltungen der FDP angenommen.

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