"Man erwidere den Gruß des Landvolkes"

"Wochenende und Sommerfrische an Mosel und Saar" ist der Titel des 205 Seiten umfassenden Büchleins von Dr. Felix Meyer aus Zeltingen, das Ostern 1928 in Traben-Trarbach erschien. "Werbung für den Fremdenverkehr im Moseltal" wollte der Autor mit dem Reiseführer bezwecken, aber zugleich hoffte er, dass sich das Buch überflüssig macht "und man von Mund zu Mund fernab der Mosel wirbt und Gutes stets nur spricht von ihr, von ihrer Schönheit, Gastfreundschaft und ihren lieben Menschen".

Traben-Trarbach. Vor 80 Jahren stellte der Autor fest, dass die Mosel aus ihrer "mittelalterlichen Abgeschlossenheit" erwacht ist. "Die Landstraßen wurden ausgebessert und modernisiert und neue Durchgangsstraßen angelegt." Am ganzen Strom seien Verkehrs- oder Verschönerungsvereine emsig bemüht, "den Fremden den Aufenthalt möglichst angenehm zu gestalten". Die Jahreszeiten schildert Felix Meyer mit Pathos: "Ein Märchenland, ein Paradies - die Mosel im Blütenschmuck des Vorfrühlings". Zu Ostern gibt es "ein Zwitschern und Trillern aus Wald und Busch. Voll Freude und Scherz ist das Volk". Pfingsten "ladet der Fluß ein zum Bade". Im Sommer ist es "Sonne und nochmals Sonne, die der Traube die Lebenslust einflößt, die sprudelnd den Zecher beseelt". Und im Herbst hämmern die Küfer "tagsüber und nachts aus schlanken Eichendauben die bauchigen blitzsauberen Fässer". Natürlich widmet sich der Verfasser auch der Weinherstellung, bei der "die Hefe, der Kobold, das Leben des Weines, den Zucker entzwei" scheidet, "Kohlensäure rebellisch entweicht und voll des Alkohols wird dann der Wein"."Selbstverständliches für Wochenendler und Sommerfrischler" hält Dr. Meyer einige Seiten später parat: Zimmer sind im voraus und dem Geldbeutel angepasst zu bestellen. "Man vergesse nicht, daß die Straßen voll von Gefahren sind, beachte die Verkehrsdisziplin und fahre als Auto- und Motorradfahrer möglichst geräuschlos und ohne viel Qualm und Staub." Überdies soll der Reisende seine gute Erziehung nicht vergessen. "Man erwidere den Gruß des Landvolkes, mache keine abfälligen Bemerkungen über sie, denn sie belästigen dich auch nicht in der Großstadt." Das Landschaftsbild sei nicht zu verschandeln, nach der Rast im Freien sollen keine Eierschalen und Konservenbüchsen liegen bleiben, und in Hinblick auf die Waldbrandgefahr im Sommer mahnt der Autor: Man "werfe im Walde keinen brennenden Zigarren- oder Zigarettenstummel, viel weniger noch brennende Streichhölzer fort". Überdies appelliert er, dass der Reisende bescheiden in seinen Ansprüchen sein möge: "Auf dem Lande kann man keineswegs derart verwöhnte Ansprüche stellen, wie in der Großstadt." In den Gasthäusern "benehme man sich geziemend, störe andere nicht im Schlaf durch lautes Lärmen und Singen". Extra "Eine Insel der Seligen" Traben-Trarbach wird vom Verfasser als Städtchen mit 6000 Einwohnern und "bedeutendster Weinhandelsplatz der Mittelmosel" erwähnt. Hier gebe es unter anderem ein Amtsgericht, Katasteramt, Postamt, Stadtbürgermeisteramt, zwei Tageszeitungen, vier Ärzte, einen Zahnarzt, drei Zahntechniker, einen Tierarzt, ein Krankenhaus und eine Apotheke. Dazu Thermalbäder in Bad Wildstein und Wildbad und eine städtische Badeanstalt in der Mosel mit Herren-, Damen und Familienbad. "Herzlich küßt hier die Sonne mit ihrem warmen Strahl den bunten reich bestickten Teppich der malerischen Mosellandschaft, und ein klarblauer Himmel wölbt das ganze wie einen Dom harmonisch ab. Ein Märchenland, eine Insel der Seligen und Weinfröhlichen" schwärmt Felix Meyer von Traben-Trarbach. (GKB)

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