Manch einer hört die Flöhe husten

WITTLICH. 14 Millionen Deutsche haben eine Hörminderung. Aus diesem Grund haben die Fördergemeinschaft Gutes Hören und das Grüne Kreuz diese Woche zur ersten Deutschen Hörtest- Woche erklärt. Die lokale Prominenz ging bei einem Hörtest mit gutem Beispiel voran.

Paul Lütticken, Rektor des Cusanus-Gymnasiums in Wittlich, stellte sich als erster den Anforderungen des Hörtests, zu dem Brillen Müller eingeladen hatte. Ausgerüstet mit Kopfhörern lauschte er auf Töne, die mit ansteigender Lautstärke zu hören waren. Sobald er einen Ton wahrnahm, tat er dies mit einem deutlichen "Ja" kund.Nur vier Töne werden auf jedem Ohr geprüft, erklärte Hörgeräteakustikerin Elke Winkler. Bei einem richtigen Hörtest sei die Bandbreite von Frequenzen höher. Beim Schuldirektor fiel der Test vor allem auf dem linken Ohr nicht ganz so gut aus. Doch Lütticken versprach, sich einem weiteren gründlichen Hörtest zu unterziehen.Nicht nötig ist dies beim ersten Beigeordneten der Stadt Wittlich, Albert Klein. Trotz Ablenkung durch Presseleute und deren klickende Kameras erkannte er die Geräusche recht früh. Auch Landrätin Beate Läsch-Weber bestand den Hörtest, obwohl sie zuvor Bürgermeister Ralf Bußmer warnte, dass das Hörvermögen nach zehn Jahren Lokalpolitik nachlässt. Dies hatte er sich wohl zu Herzen genommen, denn übereifrig kündigte er das Hören von Geräuschen schon an, obwohl Elke Winkler noch gar nicht mit dem Test begonnen hatte.Früher hörten Menschen mit 70 schlecht, heute mit 35

Landtagsabgeordnete Elfriede Meurer nahm als letzte Testkandidatin Platz. Auch sie konnte die Gewissheit, ein gutes Gehör zu haben, mit nach Hause nehmen. Bundestagsabgeordneter Peter Rauen hatte sich auch zum Test angemeldet, erschien aber nicht rechtzeitig, so dass nicht zu erfahren war, auf welchem Ohr der CDU-Mann gut oder schlecht hört."Früher kamen die Leute ab 70 aufwärts mit Hörminderungen", erklärte Elke Winkler. Heute seien Menschen ab 30 oder 35 Jahren mit dieser Behinderung keine Seltenheit mehr.Von den rund 14 Millionen Menschen in Deutschland mit Hörminderung seien nur 2,5 Prozent mit entsprechenden Geräten versorgt. Winkler riet so früh wie möglich die Hörfähigkeit prüfen zu lassen, weil nur dann wieder vollständige Hörfähigkeit mit Hilfe eines Hörgerätes erreicht werden könne. Vor allem bei Kindern sei eine frühe Erkennung ganz wichtig.In Rheinland-Pfalz gebe es deshalb auch das Screening, mit dem schon bei Neugeborenen die Hörfähigkeit überprüft werden könne. "Die Hörkurve hat sich insgesamt abgesenkt", beschrieb Elke Winkler die nachlassende Hörfähigkeit der Bevölkerung. Gründe dafür seien die ständig steigende Lärmbelastung am Arbeitsplatz durch Großraumbüros oder laute Maschinen, im Straßenverkehr oder durch ständige Musikberieselung. Dabei sei die besondere Schwierigkeit nicht das Hören als solches, sondern das Verstehen, also die Fähigkeit, Geräusche zu selektieren.Die Hörgeräte seien heute ganz klein und von außen kaum zu sehen. Außerdem hätten sie nicht wie früher nur einen Kanal, sondern bis zu 20, die automatisch die verschiedenen Geräusche unterschiedlich verstärken. Allerdings sei dies auch eine Kostenfrage. Ein hochmodernes Hörgerät koste bis zu 2500 Euro, die Kasse würde davon nur 500 Euro, also die Ausstattung mit einem einfachen Modell, übernehmen. Für die Verordnung eines Hörgeräts sei ein Besuch beim Facharzt notwendig. Mit der Deutschen Hörtest-Woche, so Winkler, hoffe man, viele Menschen anzusprechen.Die lokale Polit-Prominenz ging ja schon mal mit gutem Beispiel voran.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort