Manche in der Gruppe haben Tränen in den Augen

Wittlich · Welchen Stellenwert hat ein Friedhof in der Gesellschaft, und wie steht es um die Friedhofskultur vor Ort? Mit dieser Fragestellung sind zahlreiche Bürger der Einladung der CDU Wittlich zur Stadterkundung am Historischen Friedhof Burgstraße gefolgt.

Wittlich. Friedhöfe gelten als wichtige Orte der Trauer, der in Stein gefassten Erinnerung, aber auch der Begegnung. Folgt man den einladenden, ruhigen Wegen unter den Baumriesen mitten im Herzen Wittlichs, begibt man sich auf eine Reise durch die Zeit: Brunnen und Vasen, Grabmäler von großer Höhe oder beeindruckender Breite, je nach gültiger Friedhofssatzung der jeweiligen Zeit. Man trifft auf Werke von Künstlern wie Scherl, Dell` Antonio und Langner, die Persönlichkeiten der Stadt ein Denkmal gesetzt haben.
Neben richtigen Gruften, einem jüdischen Ewigkeitsgrab und interessanten Gedenksteinen fördert der Gang auch zwei Original-Jugendstil-Grabeinfassungen zutage. "Es wäre wichtig, wenigstens die großen Grabdenkmäler über die Liegezeit hinaus der Nachwelt zu erhalten", regt Sebastian Langer an. Der Bildhauer begleitet die Gruppe und gibt kulturhistorisch fundierte Einblicke in Kunst und Tradition.
"Ebenso sollte die Flächengliederung des Friedhofs erhalten und mit neuen Formen wie Urnen-Gräberfeldern ergänzt werden". Sie verbrauchen weniger Fläche. Sind sie auch Belege dafür, dass man beim Tod seinen Nachkommen nicht zur Last fallen und ihnen aufwendige Gräberpflege nicht mehr zumuten möchte? Manche der Wittlicher Stadtwanderer schließen sich dieser Haltung an, andere bedauern den Verlust der individuellen Gräberkultur.
Gräber für Sternenkinder


Wie wichtig ein Ort zum Trauern sein kann, zeigt sich auf dem Gräberfeld für Kinder und besonders für die sogenannten Sternenkinder, die vor oder während ihrer Geburt gestorben sind. Hier zeugen Fotos und Stofftiere von den tragischen Verlusten und dem Versuch der Trauerbewältigung.
Tränen in den Augen haben einige in der Gruppe auch beim Besuch des Ehrenfriedhofs. Für viele sind die Bombardierung der Stadt und die Massenbegräbnisse nicht vergessen. Und auch das gehört zur Stadterkundung: Während ältere Menschen zu einem Schwätzchen am Rande der Gräber stehen bleiben, eine junge Mutter mit Kinderwagen die Ruhe und den Frieden der Parkanlage genießt, werden noch viele Details der aktuellen Friedhofssatzung besprochen. Wie können die Gebühren zukunftsfähig gestaltet werden, was geschieht mit den Grabsteinen? Wie können wir sicherstellen, dass jeder Bürger der Stadt unabhängig von seinem Einkommen auch in seiner Stadt beerdigt werden kann?
Das Resümee der Stadtwanderer lautet schließlich: "Eine interessante Führung durch ein historisches Kleinod, das es zu erhalten gilt." red

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