"Manchmal kann man keine Kompromisse machen"

TRABEN-TRARBACH. Ulrich K. Weisgerber ist seit vier Jahren Bürgermeister der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach. Zur Hälfte seiner Amtsperiode sprachen wir mit ihm über vergangene und zukünftige Projekte und Aufgaben.

Sie stehen jetzt genau in der Mitte ihrer Amtszeit. Was waren rückblickend die bedeutendsten Projekte und Ereignisse?Weisgerber: Speziell für die Stadt Traben-Trarbach nenne ich den Bau des Hochwasserschutzes, die Brückensanierung und die Sperrung der Schottstraße für den Schwerlastverkehr. Für die Umlandgemeinden erinnere ich an die Fortschreibung und Erneuerung des Flächennutzungsplanes, damit die Gemeinden in die Lage versetzt werden, Bauland auszuweisen. Das ist wichtig auch im Hinblick auf die Entwicklung auf dem Flughafen Hahn, um einer gesteigerten Wohnnachfrage begegnen zu können. Die Gemeinden haben darauf schon reagiert und mit Unterstützung der Verbandsgemeinde damit begonnen, weitere Bauflächen auszuweisen. Was hat Sie ganz besonders gefreut? Weisgerber: Das Thema Schottstraße wird seit über 20 Jahren diskutiert. Es gibt jetzt eine vernünftige Lösung, die einvernehmlich mit den Behörden getroffen wurde."Wir beobachten die Schottstraße genau"

Dennoch: Viele sagen, dass noch immer zu viele Laster die Straße benutzen.Weisgerber: Jede verkehrsrechtliche Maßnahme ist auch ein Spagat zwischen den Anwohnerinteressen auf der einen, und den Wirtschaftsinteressen auf der anderen Seite. Ich denke, wir haben hier einen guten Kompromiss gefunden. Es gibt einige, die diese Regelung unterlaufen. Wir überlegen, wie wir dem begegnen können. Konkret? Weisgerber: Wir beobachten sehr genau die Situation und auch, in welchem Umfang diese Straße missbräuchlich genutzt wird. Wir lassen einen entsprechenden Karenzzeitraum verstreichen, um dann adäquat darauf reagieren zu können. Sie haben vorhin die Sanierung der Brücke angesprochen, es gab außerdem den Hangrutsch bei Rissbach. Das Thema Verkehr spielt eine wichtige Rolle in und um Traben-Trarbach. Wie geht es weiter; wie sieht es beispielsweise mit der von Ihnen gewünschten dritten Moselbrücke aus? Weisgerber: Diese Brücke wird im Grunde von allen Beteiligten, sprich Stadt- und Verbandsgemeinderat, für notwendig erachtet. Diese Brücke soll unter anderen dem Zweck dienen, den Schwerlastverkehr aus dem Stadtteil Traben herauszunehmen. Außerdem wird dann Wolf hochwasserfrei angebunden. Diese Brücke soll gleichzeitig die Möglichkeit schaffen, das Gewerbegebiet Mont Royal anzubinden. Das Bundeskabinett ist dabei, ein entsprechendes Programm aufzulegen, mit dem der Straßenbau besonders gefördert wird. Ich habe einen Brief an Verkehrsminister Tiefensee geschickt mit der Bitte, diese Brücke, für die schon seit 2004 Baurecht besteht, endlich in die Realisierung zu bringen. Ein überragendes Thema im vergangenen Jahr war die Klage der Verbandsgemeinde gegen den Planfeststellungsbeschluss Startbahnverlängerung Flugplatz Hahn. Sie haben vor Gericht verloren. Im Nachhinein betrachtet: Hat sich das alles gelohnt?Weisgerber: Ob sich eine Arbeit gelohnt hat oder nicht, ist immer schwierig zu beurteilen. Der eine sieht es so, der andere so. Es ging letztlich um Aspekte der menschlichen Gesundheit. Da kann man keine Kompromisse machen. Ich bin überzeugt, dass wir für die Trinkwasserversorgung Enkirch eine Lösung finden. Es wird vielleicht noch etwas dauern, aber wir sind bereits in intensiven Gesprächen.Trinkwasser Enkirch: Nach Alternativen suchen

Das heißt, Enkirch wird sein Wasser bald nicht mehr aus dem Ahringstal bekommen?Weisgerber: Der letzte Störfall hat gezeigt, dass die Situation nicht zu 100 Prozent beherrschbar ist. Wenn es um menschliche Gesundheit geht und eine hundertprozentige Sicherheit gewünscht ist, muss man nach Alternativen zu suchen. Welche Alternativen gibt es?Weisgerber: Es gibt zwei Alternativen, die wir favorisieren. Die eine ist die Versorgung über den Zweckverband Eifel/Mosel, die andere ist eine Versorgung über den Zweckverband Hunsrück I. Beide Möglichkeiten werden gleichberechtigt nebeneinander verfolgt. Würden Sie diesen juristischen Streit mit den Behörden beziehungsweise mit dem Flughafen Hahn nochmal so führen?Weisgerber: Wie schon gesagt, wenn es um die menschliche Gesundheit geht, kann man keine Kompromisse machen. Sie haben sich mit Ihrer kompromisslosen Haltung auch Ärger eingehandelt. Ich denke an einige Hoteliers in Traben-Trarbach. Haben sich die Wogen wieder geglättet?Weisgerber: Dass der eine oder andere Gastronom, der gute Kontakte zum Flughafen Hahn hat, von der Maßnahme nicht begeistert war, leuchtet sicher ein. Aber ich bin Bürgermeister aller Bürger und muss das Wohl aller im Auge haben. Sich auf Einzelinteressen zu beschränken, wäre falsch. Die VG Kröv saniert und erweitert ihr Rathaus, die VG Traben-Trarbach hat kurz vor einer möglichen Verwaltungsreform ähnliche Pläne. Macht das alles Sinn?Weisgerber: Wir brauchen dringend diese Erweiterung des Rathauses in Trarbach. Zurzeit sind die Mitarbeiter noch auf verschiedene Gebäude verteilt. Wir können außerdem der Stadt ein Geschenk machen, weil es gleichzeitig für den Blockbereich hinter dem Rathaus eine vernünftige Lösung geben wird. Ihre grundsätzliche Meinung zu einer Verwaltungsreform?Weisgerber: Diese wird kommen. Die Interessen der Bürger müssen aber im Vordergrund stehen. Die Verwaltung muss für die Bürger in erreichbarer Entfernung sein. Die Bürger müssen das Gefühl haben, dass Rat und Verwaltung in der Lage sind, die Interessen vor Ort zu vertreten. "Wir wollen, dass das Freibad bald saniert wird"

Wie ist die Zusammenarbeit mit der Nachbar-Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf und Ihr persönliches Verhältnis zu Bürgermeister Bastgen? Weisgerber: Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Otto Maria Bastgen. Wir tauschen uns regelmäßig aus, und ich habe auch gute Kontakte zu vielen Ortsbürgermeistern in der VG Kröv-Bausendorf. Wir sind doch sehr nahe beieinander, Kröv und Traben-Trarbach liegen doch nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Ich will dieses gute nachbarschaftliche Verhältnis nicht nur aufrechterhalten, sondern möglichst noch vertiefen. Ich verfolge beispielsweise mit großem Interesse die Diskussion um das Freibad Kröv. Uns ärgert auch, dass Kröv mit der Sanierung des Freibades nicht weiterkommt. Das Bad ist auch für das Mittelzentrum Traben-Trarbach wichtig. Wir haben mit der Moseltherme ein wunderschönes und beliebtes Erlebnisbad in Traben-Trarbach, aber in den heißen Sommermonaten wollen doch einige Gäste lieber in ein Freibad. Wie können Sie die Kröver da unterstützen?Weisgerber: Wir haben es ein bisschen mit einem weinenden Auge gesehen, dass Kröv bei der Förderung nicht zum Zuge kommt - auch vor dem Hintergrund, dass wir mit unserer Maßnahme Sanierung Sportplatz Enkirch vor den Krövern drankommen sollen. Auch der Gemeinderat Enkirch hat der Sportplatzsanierung eine niedrigere Priorität eingeräumt. Wir hätten also kein Problem damit, wenn Kröv eher zum Zuge kommt. Wichtig ist, dass wir ein gutes Angebot für unsere Gäste haben. * Die Fragen stellte unser Redakteur Winfried Simon

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