Mandala macht‘s möglich

MORBACH. Alleinerziehende Frauen mit Kindern haben nur geringe Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Oft scheitert eine Beschäftigung an der Betreuungsfrage. In Morbach soll dies künftig anders sein.

Welche Alleinerziehende kennt das nicht? Die Mutter würde gern arbeiten, zumindest während das Kind im Kindergarten ist. Doch sie kann es nicht rechtzeitig abholen. Oder was tun, wenn es krank wird oder die Kinder Ferien haben? Wer diese Punkte nicht klären kann, hat auf dem Arbeitsmarkt keine Chance. Dass sie Kinder oder Senioren versorgen, ist einer der Hauptgründe dafür, dass Frauen Sozialhilfe beziehen. In Rheinland-Pfalz ist das immerhin ein Personenkreis von 10 900 Frauen. Im Morbacher Sozialamt ist das Thema schon länger im Gespräch. "Viele Alleinerziehende sind aus diesem Grund auf Sozialhilfe angewiesen", weiß Axel Schmitt aus diesen Gesprächen. Die Konsequenz: Kreis und Gemeinde zahlen Sozialhilfe in nicht unerheblichem Umfang. Teilweise sind die Frauen nicht einmal krankenversichert, so der Leiter des Sozialamts weiter. Er hat deshalb die Initiative ergriffen und Gespräche mit dem Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung und der Arbeiterwohlfahrt (Awo) geführt. Mit Erfolg. Innerhalb von nur zwei Monaten wurde das Projekt "Mandala" auf den Weg gebracht. Das Kinderhaus stellt in den Räumlichkeiten der Awo in der Bahnhofsstraße vom kommenden Montag an für Kinder im Alter von zwei bis zehn Jahren eine Kinderbetreuung von 7 bis 19 Uhr sicher. Auch außerhalb der üblichen Zeiten soll die Betreuung in Notfällen angeboten werden. "Mit der Awo haben wir einen kompetenten Träger funden", erläutert Schmitt weiter. In den Räumen in der ehemaligen Post, die dem Awo-Kreisverband gehören, ist genügend Platz vorhanden. Das Mobiliar war im übrigen zum großen Teil kostenlos. "Örtliche Firmen haben bereitwillig gespendet, wenn wir erklärt haben, worum es ging", freut sich die pädagogische Leiterin Heike Kimmling. "Das Kinderbetreuungszentrum ist in ein Gesamtkonzept eingebunden", erklärt Marcus Heintel, der Vorsitzende der Mobilen Sozialen Dienste (MSD) der Awo. Geplant ist auch eine Hausaufgabenbetreuung, ein Babysitting-Angebot und ein Wäscheservice. Auch wenn Kinder unvorhergesehen krank werden, ist angedacht, dass "Omas" in die Familien gehen. Überzeugend an dem Konzept ist für Schmitt die Tatsache, dass der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind. Denn im Kinderhaus sind neben den zwei professionellen Erzieherinnen auch Bezieherinnen von Soziahlhilfe einsetzbar. Kinderhaus steht allen offen

"Sie können sich im Kinderhaus ihre Arbeitsplätze selbst schaffen", betont er. Und: "Sie können auch ihre eigenen Kinder mitbringen." Kostenlos ist das Angebot nicht. "Doch wenn sie statt Sozialhilfe Einkommen beziehen, können sie die Zusatzausgaben auch bestreiten." Der Eigenanteil liegt bei dem geförderten Personenkreis je nach Wochenstundenanzahl monatlich zwischen 40 und 190 Euro. "Das zahlen viele gern", ist Schmitt überzeugt. "Wieder im Berufsleben zu stehen, stärkt auch das Selbstbewusstsein der Frauen", versichert Brigitte Heintel, Vorsitzende des Awo-Ortsvereins. "Grundsätzlich steht das Kinderhaus übrigens allen offen", erklärt Marcus Heintel. Nur die Beiträge sind entsprechend höher. Dennoch will man weder für die Kindergärten noch für die betreuende Grundschule Konkurrenz sein. Erst wenn Tagesstätten und Schulen "Feierabend" haben, greift das Angebot. Auch die Betreuung von behinderten Kindern ist vorgesehen. Ein Förderantrag bei der "Aktion Mensch" ist gestellt.

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