Manderscheid hat ein neues Pflaster

Manderscheid · Der Manderscheider Marktplatz füllt sich wieder mit Leben: Die neuen Pflastersteine sind verlegt worden, und auch die Sonnenuhr nimmt Form an. Doch jetzt klagen Bürger über fehlende Parkplätze.

Manderscheid. 757 Kilometer bis St. Tropez, 236 Kilometer bis Enschede, 543 Kilometer bis Prag, 7439 Kilometer bis zum kanadischen Winnipeg, heißt es auf den Bronzeplatten, die den Marktplatz zieren - und Manderscheid liegt mittendrin. Na ja, nicht ganz. Aber zumindest ist Manderscheids Mitte wieder in aller Munde. Denn der Marktplatz ist fertig gepflastert, und die Stadt freut sich über das Ende des Streits um die Steine.
Vor wenigen Tagen sind die neuen, zweifarbigen Exemplare aus Granit verlegt worden. Nach dem ersten Regen, der den Sand teilweise weggespült hat, können die Manderscheider jetzt einen besseren Blick auf die Pflasterung erhaschen. Der alte Belag, der im Januar 2008 verlegt worden war, hatte sich als zu holprig erwiesen. Die Fugen waren zu breit.
Lange war darüber gestritten worden, wer für die neuen Steine zahlen soll - bis die Versicherung des Architekten zusagte, dafür aufzukommen, da die Ausführung nicht mit der Bestellung der Stadt übereingestimmt hatte.
Bürgermeister Günter Krämer freut sich jetzt über viele positive Rückmeldungen. "Die Leute haben den Platz regelrecht gemieden, jetzt wird er wieder begangen", sagt Hans Stölben, dessen Museum Die Steinkiste direkt am Platz liegt. Er war es auch, der die Idee ins Spiel gebracht hatte, dort eine Sonnenuhr zu errichten.
Das Kreuz aus Mayener Basaltsteinen, das die Himmelsrichtungen anzeigt, sowie die halbrunde Skala aus Sandstein sind verlegt, und auch der vier Meter lange Zeiger aus Stahl, der bei Veranstaltungen aus dem Boden herausgenommen werden kann, wirft bereits seinen Schatten. Lediglich die Stunden- und Halbstundenmarkierungen auf der Skala fehlen noch.
An den vier Enden des Kreuzes sind in Bronzeplatten die nächsten Städte verewigt, die auf dem gleichen Längen- oder Breitengrad wie Manderscheid liegen: eben St. Tropez, Enschede, Prag und Winnipeg. Eine weitere Tafel erklärt, warum die von der Kirchenuhr angezeigte Zeit, also die Mitteleuropäische Zeit, meist nicht genau mit der Sonnenzeit übereinstimmt.
Die Kosten für die Sonnenuhr belaufen sich nach Auskunft der Stadt auf etwa 6500 Euro. "Es sieht so aus, dass wir dafür genügend Spenden zusammenbekommen", sagt Krämer.
Idee: Wochenmarkt


In den nächsten Wochen werden die Umrandungen der Platanen mit Mutterboden gefüllt und bepflanzt. Zudem erhalten sie Sitzauflagen, und ein Tisch wird aufgebaut. So soll der Platz wieder zum Treffpunkt werden.
Marlene Marxen vom benachbarten Weincafé de Port sagt, jetzt gelte es, den Platz mit Leben zu füllen - mit Veranstaltungen wie einem Wochenmarkt beispielsweise, schlägt sie vor.
Doch auch Kritik wird laut, denn einige Manderscheider würden es lieber sehen, wenn sie den Markt- auch als Parkplatz nutzen könnten - was vor einigen Jahren noch möglich war. Krämer weist dagegen auf die neuen Parkplätze am Friedhof hin, die als Ausgleich geschaffen wurden. Dass auf dem Marktplatz wieder Parkplätze entstehen, "ist im Moment ausgeschlossen". uq
Eine Sonnenuhr zeigt die Uhrzeit mit Hilfe des Stands der Sonne am Himmel an. Der Schatten des Zeigers fällt auf die entsprechende Markierung in der halbrunden Skala. Der Stab hat eine Neigung von 40 Grad und steht damit parallel zur Erdachse. Allerdings ist die Mitteleuropäische Zeit (MEZ) nicht identisch mit der dort angezeigten Zeit, da die MEZ nur ein Mittelwert der Sonnenzeit ist. Wegen der elliptischen Bahn der Erde um die Sonne bewegt sich die Erde mal langsamer und mal schneller. Das hat zur Folge, dass die Sonnenuhr gegenüber MEZ mal nach- und mal vorgeht. uq

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