Porträt Schamanin in der Eifel: Mit den Tieren auf einer Wellenlänge

Manderscheid · Esther Willems versteht es, mit Tieren zu kommunizieren. Sie ist mit der Natur verbunden und praktiziert Schamanismus und andere Heilmethoden, ohne die Schulmedizin zu verteufeln - sagt die Schamanin im Gespräch mit unserer Reporterin.

Manderscheid: Schamanin kommuniziert mit Tieren - Bilder
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Esther Willems kann mit Tieren kommunizieren und gibt ihr Wissen weiter

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Foto: TV/Nora John

Tiere spielen für Esther Willems eine große Rolle. Das merkt man als Besucher schon vor der Haustür ihres derzeitigen Domizils im Herzen von Manderscheid. Denn in dem großen leeren Schaufenster, in dem früher vermutlich jede Menge Waren ausgestellt gezeigt waren, sitzt eine einzelne Katze und beobachtet die Welt vor der Tür.

Als Esther Willems die Tür öffnet, ist ein struppiger Hund an ihrer Seite. Und sofort sind Reporterin und Hausbewohnerin in einem intensiven Gespräch, denn zu beiden Tieren gibt es natürlich Geschichten. Die Katze ist eine von drei Katzen aus der Ukraine, die bei Esther Willems in Manderscheid gestrandet sind. Eigentlich wollte sie maximal ein Tier aus einer Hilfsaktion, geblieben sind letztlich drei.

Und auch Hund Natty hat eine Geschichte. Er ist mittlerweile recht betagt, blind und taub, aber dennoch sehr agil und an allem interessiert. Er begleitet das Gespräch und holt sich immer wieder Streicheleinheiten ab. Zum Schluss posiert er sehr gerne für ein Foto.

Und damit sind die Schamanin und die Reporterin schon gleich beim Thema. Esther Willems hat die Fähigkeit, mit Tieren zu kommunizieren, eine Kunst, die sie in Kursen auch anderen vermitteln möchte. Und sie ist als Schamanin tätig, einer alten Heilkunst, die zwischen den geistigen und realen Welten vermittelt. Das alles hört sich zunächst sonderbar an, und es stellt sich die Frage, wie die 52-Jährige zu dem gekommen ist, was sie jetzt tut und woran sie glaubt.

Es war ein langer Weg, wie sie berichtet. Auch oft schmerzhaft und mit vielen Krisen verbunden. Tiere seien schon immer ihre Leidenschaft gewesen. Der Wunsch, die Verbundenheit zu ihnen zum Beruf zu machen, sei auch schon früh da gewesen.

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Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Doch sie tat, was von ihr erwartet wurde, lernte erst einmal „etwas Vernünftiges“ und wurde Bürokauffrau. Sie heiratete, bekam eine Tochter und wurde Hausfrau.

Glücklich sei sie dabei nicht gewesen, gibt sie heute zu. „Gefangen wie Rapunzel in einem Turm, bezeichnenderweise hatte ich immer langes blondes Haar“, so schreibt sie auf ihrer Homepage. Genießen konnte sie vor allem die Zeit, die sie bei den Pferden verbrachte.

Eines dieser Tiere war Fahrenheit. „Mein Seelenpferd“ wie Willems immer wieder betont. „Er hat mich durch sein Verhalten immer wieder in die Situation gebracht, an mir zu arbeiten“, beschreibt sie die besondere Verbundenheit zu diesem Tier. Und: „Er hat mich auf den Weg geschubst.“

Von allein hätte sie sich nicht bewegt, doch für das Pferd nahm sie ihr Leben trotz Widrigkeiten in die Hand. Das Pferd sei nach einem Unfall 2007 austherapiert gewesen, habe aber immer noch ungeheuren Lebenswillen gezeigt, sagt sie rückblickend.

Einen Lebenswillen, den sie trotz privater Krisen wie Trennung von ihrem Mann und großer finanzieller Probleme unterstützen wollte. Eine Freundin habe ihr damals eine Engelsfigur geschenkt. Sie folgte der Spur der Figur, die sie zu einem damaligen Esoterikladen in Wittlich nahe der Lieser führte. Und dort bekam sie einen Flyer zu einem Kurs, der sich mit Tierkommunikation befasste.

Esther Willems nahm an dem Kurs teil und entdeckte eine neue Welt für sich, die sich richtig anfühlte für sie. Die Kursleiterin kommunizierte mit Willems‘ Seelenpferd Fahrenheit, gab die Information weiter, dass das Pferd wohl vermitteln wolle, dass sie an sich arbeiten sollte.

Esther Willems nahm das ernst und begab sich auf neue Wege. Für sie tat sich eine neue Welt auf und sie eignete sich Fähigkeiten an, die es ihr ermöglichten, zu ergründen oder zu erfühlen, was Tiere zu sagen haben. „Vogelschwärme oder Fischschwärme ändern plötzlich gemeinsam die Richtung“, erklärt Willems die Möglichkeiten der Kommunikation. Sie versuche Teil eines solchen Schwarms zu werden, denn das Verhalten innerhalb einer großen Gruppe sei nur möglich durch eine besondere Art der Kommunikation. „Ich muss es als Mensch zulassen, dass ich mich so mit den Tieren verbinde.“

Dabei sei es nicht immer möglich, eine direkte Verbindung zu einem Tier aufzubauen. Manchmal brauche es auch da einen Vermittler. Willems berichtet von einem Pferd, das unter einem Trauma gelitten habe, das ihm durch Menschen zugefügt wurde. Die Verbindung zu dem Tier sei nur durch die Vermittlung durch die anfangs erwähnte Hündin zustande gekommen. Doch immer wieder hat sie die Erfahrung gemacht, wie Tiere zu ihr eine Beziehung aufgebaut haben, wie man es eigentlich nicht für möglich hält.

In Kursen können Menschen lernen, ebenfalls mit ihren Tieren Verbindung aufzunehmen und sie so besser zu verstehen. „Menschen müssen zuhören können“, so ihre Auffassung. Es gehe darum, sich selbst „völlig leer“ zu machen, um so besser spüren zu können. Aus ihren Kursen gehe eigentlich jeder mit einem Erfolgserlebnis heim.

Zu der Tierkommunikation kam bei Esther Willems das Wissen um die schamanische Heilkunst dazu. „Tierkommunikation ist ein Teil des Schamanismus“, so steht es auf der Homepage. Bei einer schamanischen Sitzung wolle sie so wenig wie möglich über die Person wissen. Nur so könne sie unvoreingenommen mit der geistigen Welt in Verbindung treten. Durch die schamanischen Trommeln gerate sie in eine Art Tiefenentspannung und könne so Verbindung in die geistige Welt aufnehmen. Ohne großes Vorwissen über die Klienten könne sie diese auch eher überzeugen von dem, was dabei geschieht. Beim Schamanismus könnten seelische Blockaden gelöst werden. Es gehe darum, die Seele wieder „einzufangen“, denn oft spalte sich bei traumatischen Erlebnissen ein Teil davon ab.

Allerdings sieht Willems auch durchaus die Grenzen ihres Schaffens. An die Heilung körperlicher Leiden mag sie sich nicht heranwagen, nicht nur wegen juristischer Hürden. Die Schulmedizin hält sie trotz ihrer besonderen Sichtweise für notwendig. Allerdings gab es in ihrem Leben auch Zeiten, in denen sie bei medizinischen Fragen auf sich allein gestellt war, aus dem schlichten Grund, dass ihr nach der Scheidung das Geld für eine Krankenversicherung fehlte. „Ich war meine eigene Testperson.“

Neben dem Schamanismus widmet sie sich auch dem „Releasing“. Dabei gehe es eher darum, die Verstandesebene anzusprechen. Es sollten Dinge benannt werden, die passiert sind. Es gelte, diese liebevoll anzunehmen und letztendlich damit abzuschließen, um ein besseres unbelastetes Leben zu führen.

Doch bei allen Wendungen in ihrem Leben ist Esther Willems nach wie vor den Tieren und ihrem Wohlergehen verbunden. Bei einem zweiten Besuch geht es in den Stall in Bonsbeuren bei Bad Bertrich. Dort stehen ihre fünf Pferde in einem großzügigen Offenstall mit Weidegang. Hier sorgt sie für Tiere, die alle ihre Geschichte haben und zum Teil schon auf ihrem Gnadenhof standen, den sie vor Jahren damals noch mit ihrem Mann in der Eifel führte. Später lebte sie mit allen Tieren in Neuheilenbach in der Eifel, bevor sie nach Manderscheid zog.

Alle Pferde sehen an diesem winterlichen Morgen etwas zerzaust aus. Den ganzen Vormittag verbringt Willems bei ihnen. Sie werden gefüttert mit Heu und anderem Futter. Während die Tiere beieinanderstehen und kauen, bürstet Willems die zotteligen Felle. Doch nur dort, wo das erwünscht ist. Wenn eines der Tiere signalisiert, dass es diese Behandlung jetzt gerade nicht wünscht, dann lässt sie es in Ruhe. Die Tiere sind alle zwischen mehr als 20 bis zu 30 Jahre alt und nicht mehr reitbar. Reiten würde sie schon noch mal gerne, wenn das richtige Pferd kommt, sagt Willems. Aber so lange sorgt sie sich um das Wohlergehen der Vierbeiner, von denen jeder seine eigene Geschichte hat.

Wer mit alten und teilweise kranken Tieren zu tun hat, muss sich auch immer wieder mit dem Thema Tod befassen, über das sie auch ein Buch geschrieben hat. Für Esther Willems immer wieder nicht leicht. „Wenn der Moment da ist, habe ich auch die Kraft dazu“, sagt sie rückblickend. Später komme die Trauer, aber auch immer die Einsicht, dass das Loslassen und auch das Selbstmitleid zu einem tiefen inneren Frieden und mehr Gelassenheit beitragen können.

Und auch da spricht sie wieder von ihrem „Seelenpferd“ Fahrenheit. Am Vortag seines Sterbens hatte sie eine schamanische Sitzung, bei der jeder eine Tarotkarte ziehen sollte. Sie zog die Karte „Loslassen“, zunächst unverständlich. Doch am nächsten Tag verabschiedete sich Fahrenheit in ihrem Beisein noch kurz, bevor die Tierärztin die finale Spritze setzen konnte. Sie hatten bis zum Schluss eine besondere Verbindung.

 Ester Willems mit ihrem Hund Natty. Das Tier hat schon ein hohes Alter erreicht, sieht und hört nicht mehr, ist jedoch immer noch an allem sehr interessiert.

Ester Willems mit ihrem Hund Natty. Das Tier hat schon ein hohes Alter erreicht, sieht und hört nicht mehr, ist jedoch immer noch an allem sehr interessiert.

Foto: TV/Nora John

Weitere Infos und Kontakt über die Homepage http://schamaninestherwillems.de

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