Heimat Sein Herz hängt immer noch an Kröv

Kröv/Steinen · Manfred J. Römer wurde an der Mosel geboren un lebt in Baden. Er hat seine Lebenserinnerungen in 15 Büchern niedergeschrieben.

 Manfred J. Römer bekennt sich zu seinem Geburtsort. von Kröv handelt ein Großteil seiner Bücher.

Manfred J. Römer bekennt sich zu seinem Geburtsort. von Kröv handelt ein Großteil seiner Bücher.

Foto: harald Pflüger/Harald Pflüger

„I love Kröv“ steht auf dem T-Shirt, das Manfred J. Römer auf dem Titelbild seines Bücherkatalogs trägt. Von Kröv, seiner Heimat, handeln die meisten der mehr als 15, überwiegend bebilderten Bücher, die der Wahl-Steinener (Kreis Lörrach in Baden) geschrieben und herausgebracht hat.

Manfred J. Römer den Steinenern vorstellen zu wollen, das ist wie Eulen nach Athen tragen. In der Wiesentalgemeinde ist Römer, das sagt er von sich selber, bekannt wie ein bunter Hund. Kein Wunder nach mehr als 60 Jahren im Tal der Wiese und seinem Vereinsengagement. Als Mitglied beim Männerchor Steinen und der Chorgemeinschaft Steinen-Höllstein hat Manfred J. Römer das Vereinsleben bereichert.

Neben dem Gesang gehört das Schreiben zum Hobby des Rentners. Immer dann, wenn es außergewöhnliche Ereignisse oder Situationen gab, kam Römer, von Beruf Drucker, der Gedanke: Das sollte man aufschreiben. Mitte der 1980er Jahre fing er dann an, sich Notizen zu machen. Über 15 Bücher hat Römer bislang im Eigenverlag herausgebracht. Sie handeln von seiner früheren Heimat, seiner Kindheit, seiner Jugendzeit, seinem Berufsleben und dem Leben in der Fremde.

Obwohl Jahrzehnte weg von Kröv, hängt sein Herz immer noch an seinem Geburtsort, der Mosel und den Weinbergen. Der 1934 in Kröv an der Mosel geborene Manfred J. Römer hat viele Erinnerungen aus seinem langen Leben in Büchern festgehalten. In Kröv verbrachte Römer seine Kindheit und Jugendzeit – davon erzählt „Eine Kindheit in Kröv“, in der er über die letzten Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg, die darauf folgenden Kriegsjahre und dieNachkriegszeit berichtet.

Unmittelbar daran knüpft Römer mit „Jugendjahre in Kröv“ an. Er schreibt von „trotz bescheidenen materiellen Mitteln und Möglichkeiten durchweg unbeschwerten und unbekümmerten Jahren“. Das Buch endet im Jahr 1956 mit der Hochzeit mit einer Winzertochter. 1962 verließ das Paar seine Heimat und wurde in Südbaden sesshaft. Anfangs habe er Probleme gehabt, das Alemannische zu verstehen, sagt Römer. Sein drittes Buch, „Erinnerungen“, handelt von Römers Arbeit in Betrieben in Deutschland und der Schweiz. Anekdoten aus dem Leben hat Römer in „Originale un Vazeltja“ zusammengetragen. Er habe versucht einige Originale aus seiner Heimat, an die er sich erinnere und aus Erzählungen anderer gehört habe, der Vergessenheit zu entreißen, so Römer zu den Beweggründen.

Obwohl längst in Steinen zuhause, hätte er sich nicht träumen lassen, dass seine Verbundenheit mit Kröv so stark bleiben würde, sagt Römer, und dass er mit Verwunderung registriere, dass diese sich im Alter noch verstärkt. „Ein Teil bleibt zurück“ heißt das Buch mit „Gedanken an  zuhause“. In „Dä neie Wääsch“ beschreibt Römer die Stätten seiner Kindheit. Der Band „Ein Leben über Jahrhunderte“ schildert die Geschichte einer Winzerfamilie an der Mosel über fast Jahrhunderte. Er sei der erste aus der Familie, der kein Winzer ist, aber Wein trinke er trotzdem gerne, sagt er verschmitzt.

Vom „Leben in der Fremde“ handelt ein weiteres Werk, in dem Römer schreibt, dass er zuhause weg gegangen und eigentlich nirgends angekommen sei. Er zieht darin das Fazit: „Es ist alles gut geworden. Heute sind wir eine große Familie.“

Römers Verbundenheit mit seiner alten Heimat Kröv kommt auch in dem Band „Die Liebe zur Heimat vergeht nie“ zum Ausdruck. „Dieser Band ist Nostalgie pur“ schreibt Römer, gewissermaßen ein letzter Spaziergang durch Kröv: „In meinem Herzen hatte mein Kröv immer einen bevorzugten Platz, war sein starker Anker, wenn die Sehnsucht mich überwältigte.“

Von dem staatlich anerkannten Erholungsort handelt auch ein 100 Seiten starker Bildband mit Fotos aus alten Zeiten. Von einem Frauenleben aus dem 20. Jahrhundert handelt „Johanna“, eine Kriegswaise im Ersten Weltkrieg und Kriegswitwe im Zweiten Weltkrieg, „einer starken Frau, die ungebrochen alle Herausforderunger angenommen hat“. Ein sehr persönliches Buch.

„Ab wann ist man alt?“ Dieser Frage geht Manfred J. Römer in „Hey Alter“ nach. Und schließlich gibt es da noch „Endspurt“ mit Erinnerungen an „all die schönen Momente im Leben, die man erleben durfte“.

Die „Römer-Chronik – eine Kröver Familiengeschichte“ ist ein Roman und im Gegensatz zu den anderen Büchern nicht zu kaufen, ebenso wenig wie „Leuchttürme“, das von seinen Enkeln handelt, und „Unvergessen“, das Personen gewidmet ist, die Römers Leben geprägt haben.

„Nichts bleibt für immer. Das einzige was bleibt, ist die Erinnerung an eine schöne Zeit, in der man miteinander lachen konnte“, sagt Manfred J. Römer, der seine Vita auf vielen Seiten festgehalten hat. Römer betrachtet sich nicht als Literat, sondern eher als Erzähler. In „Piano und Fortissimo“ schreibt Römer über seine knapp 30 Jahre beim Männerchor Steinen. Als Zugezogener habe er durch den Eintritt in den Chor im Jahr 1972 viele neue Menschen kennenlernen dürfen.

Es waren überwiegend erlebnisreiche und bereichernde Jahre mit wechselnden Dirigenten und Vorständen und in verschiedenen Funktionen im Vorstand. Das Buch endet, als der Männerchor wegen Sängermangels mit dem Männerchor Höllstein eine Chorgemeinschaft bilden musste. Einen weiteren Band widmet Römer dem Frauenchor Steinen.

Römer zeigt sich beim Besuch vielfältig interessiert und sehr belesen. Im höheren vierstelligen Bereich bewegt sich die Zahl der Bücher, die er gelesen hat. Heute trägt er in seinem E-Book-Reader eine kleine Bibliothek mit sich. Auch mit über 85 Jahren strahlt Römer Optimismus aus. Daran konnten auch gesundheitliche Beeinträchtigungen nichts ändern. „Aufgeben gibt es bei mir nicht“, sagt er beim Abschied.

Aus dem Markgräfler Tagblatt

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