Mann schlägt im Vollrausch mit Schnapsflasche zu

Wittlich · Sie tranken zusammen, bis das Geld fehlte. Danach stritten zwei Endsechziger häufig. Schließlich schlug der volltrunkene Mann der schlafenden Frau eine Flasche ins Gesicht. Vor Gericht zeigte er Reue und nahm die Strafe an.

Wittlich. Sie konnten nicht miteinander, sie konnten nicht ohne einander. Dieser Satz von Richter Hermann-Josef Weber gibt wahrscheinlich am besten das Verhältnis zwischen einem 68 Jahre alten Mann und einer 67-jährigen Frau wieder. Dabei verband die beiden nur Freundschaft. Doch selbst, als die zunehmend in Aggression vonseiten des oft alkoholisierten Mannes umschlug, trafen sie sich immer wieder.
Dann eskaliert die Situation. Der Wittlicher, das ergibt die Verhandlung vor dem Wittlicher Amtsgericht, schlägt der schlafenden Frau mit einer Flasche ins Gesicht und verletzt sie unterhalb eines Auges und an der Nase. Acht Monate auf Bewährung lautet das Urteil gegen den bisher unbescholtenen Mann. "Seien sie froh, dass nicht mehr passiert ist. Dann wäre das Urteil härter ausgefallen", sagt Richter Weber.
"Sie haben ein erhebliches Alkoholproblem." Dieser Satz fällt mehrfach während der Verhandlung. Wie viel der Mann zur Tatzeit intus hatte, ist nicht bekannt. Er kann sich an nichts erinnern. Er hatte die in seiner Wohnung schlafende Frau offenbar frühmorgens geweckt, als er von einer Zechtour zurückkehrte. Als sie wieder einnickt, schlägt er mit einer leeren Schnapsflasche zu.
Der Polizei wird der Vorfall viel später von Bekannten des Mannes gemeldet. Als Beamte elf Stunden nach der Tat seine Atemalkoholkonzentration messen, kommen 2,93 Promille heraus. Ein Vollrausch also.
Lange gutes Verhältnis


Ihr Verhältnis sei lange gut gewesen, sagen Angeklagter und Opfer. Irgendwann sei es dann schlecht geworden. Das könnte zu dem Zeitpunkt gewesen sein, als ihr zeitweise die Rente gesperrt wurde und es kein Geld für den Alkohol gab, so die Frau. "Sie ist arrogant gewesen, hat alles besser gewusst", sagt der Mann.
Es war allerdings nicht so, dass nur der Mann getrunken hat, manchmal zwei Flaschen Schnaps am Tag. Auch die Frau sprach dem Alkohol zu. Sogar einige Stunden nach der Tat hoben die beiden offenbar gemeinsam die Gläser. Denn anzeigen wollte die Frau ihren Peiniger nicht.
Dass er mit der Flasche zugeschlagen hat, kann der Rentner nicht glauben. "Ich habe noch nie eine Frau geschlagen. Das ist nicht meine Art. Da können sie ganz Wittlich fragen", erklärt er.
Diesem Vorschlag folgen Richter und Staatsanwalt natürlich nicht. Was die Frau und drei Polizisten aussagen, erscheint ihnen glaubhaft. Und auch der Angeklagte sagt, dass es wohl so gewesen sein muss, obwohl er sich an nichts erinnern kann. Vor Weihnachten 2012 hatte er der Frau offenbar auch Haarbüschel ausgerissen. Sie sagt aus, dass er sie auch geschlagen habe. Immer unter Einfluss von Alkohol.
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft ist eine Therapie notwendig. Die verordnet der Richter nicht. Erst solle abgewartet werden, wie sich die Bewährungszeit gestaltet. Berg schließt aber nicht aus, dass der Mann auch in eine Klinik eingewiesen werden kann.
Der 68-Jährige nimmt das Urteil an. "Es wird nicht wieder vorkommen." Mit diesen Worten entschuldigt er sich.

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