„Manni“ macht Ferien: Eichhörnchen zu Besuch in Brauneberger Weingut

Brauneberg · Was tun, wenn ein Eichhörnchen seinen Bau aus dem Baum über die Haustür verlegt und vier Junge einquartiert? So geschehen am Brauneberger Weingut Breit. Die menschlichen Gastgeber haben sich erst einmal über die Untermieter informiert und dann über ein tierisches Erlebnis gefreut.

„Manni“ macht Ferien: Eichhörnchen zu Besuch in Brauneberger Weingut
Foto: Arnold Binzen

Ein Moselweingut, ringsrum Natur. Doch ausgerechnet über der Haustür fängt ein Eichhörnchen an, ein Nest zu bauen, das man Kobel nennt.

Am ersten April macht Claudia Breit das erste Foto vom tierischen Architekten mit einem Ästchen im Maul und schickt es ihrem Sohn: "Der hat gedacht, das ist ein Scherz. Und wie soll so ein Bau an der Wand überhaupt ans Halten kommen? Wie soll das gehen?"

Es geht. Das "Manni" getaufte Tier bastelt mit dürrem Heu, feinen Ästchen seine Spezialferienwohnung aus. "Irgendwann dachte ich: Jetzt musst Du aktiv werden", sagt Claudia Breit, die in ihrem Weingut auch eine "richtige" Ferienwohnung hat, woher sie, der Zufall will es so, auch einen Mann kennt, der Eichhörnchen züchtet: "Er hat gesagt, das sei ganz außergewöhnlich. Wir sollten den Bau auf jeden Fall lassen."

Eine zweite Meinung wird eingeholt bei Arnold Binzen von der Naturschutzgruppe Sehlem des Nabu. "Auch hier wurde mir geraten, alles auf jeden Fall zu lassen und auch gesagt: ;Die machen keinen Dreck.'"

Arnold Binzen: "Natürlich hat man so etwas nicht unbedingt so gern am Haus. Aber Familie Breit war sehr schnell zu überzeugen. Sie sind mit Vorsicht an die Sache herangegangen und haben sich nachher, glaube ich, ein bisschen in die Tiere verliebt."

Denn "Manni" ist kein Männchen sondern ein Muttertier, das Mitte April ihre anderswo geborenen vier Jungen mit ins Weingut bringt. "Die sind am Verputz entlang gesaust und haben Nachlaufen gespielt. Ich hatte nicht vermutet, dass die so beweglich sind", sagt der Naturschützer, der rät, das Muttertier zu füttern, weil es Kraft braucht. Claudia Breit legt Nüsse und Vogelfutter im Eierbecher aus. "Das Tier war bestimmt froh, einen sicheren Ort gefunden zu haben", sagt der Nabu-Mann und: "Eigenartig war schon, dass sie die Wände hoch sind, und auch in nur einem Meter Entfernung von Menschen am Fenster gefressen hat. Das sind ja Wildtiere, aber das Muttertier hatte keine Scheu."

"Die sollten einfach bei uns eine unbeschwerte Kindheit haben. Die Feriengäste fanden das auch cool. Es war eine schöne Zeit", sagt Claudia Breit jetzt, denn die Tierfamilie ist ausgezogen, seit die Kleinen selbstständig sind: "Der Kobel bleibt aber. Mein Mann hat noch zwei Latten drunter gemacht."

Eines der Eichhörnchen kann auf keinen Fall wieder kommen. Es ist wohl gefressen worden, denn sein Schwanz wurde gefunden. Claudia Breit sagt: "Das ist das Schlimmste." Sie holt Luft und fügt an: "Aber unsere Katze, die war es nicht!"

Extra Eichhörnchen
Die koboldhaften Eichhörnchen sind beliebte Tiere, auch wenn ein Spruch sagt: "Der Teufel ist ein Eichhörnchen". Vermutlich bezieht sich das auf die früher mehr ins Rote gehende Fellfarbe und die Schnelligkeit der Tiere.

Sie sind tagaktiv und können, wie bei den Vögeln der Kleiber, kopfüber klettern. Die Allesfresser ernähren sich von Nüssen, Samen, Blüten, Insekten. Da sie Vorräte für den Winter anlegen, sorgen sie auch für die Verbreitung von Pflanzen, wenn der gebunkerte Samen nicht gefressen wird sondern anwächst.

Eines der berühmtesten Eichhörnchen ist das Säbelzahn-Eichhörnchen Scrat aus dem Film Ice Age.

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