Tourismus Manuel Andrack wird sehr enttäuscht sein

Karl/Oberöfflingen · Der Autor und TV-Moderator hat der Umbenennung der Karl-Kaufmann-Brücke in seinen Namen zugestimmt. Doch nun hat sich der Verbandsgemeinderat kurzfristig umentschieden und muss Andrack absagen. Ein Fauxpas!

 Die Karl-Kaufmann-Brücke auf dem Eifelsteig und Lieserpfad wurde in Bieder-Burg-Brücke umbenannt.

Die Karl-Kaufmann-Brücke auf dem Eifelsteig und Lieserpfad wurde in Bieder-Burg-Brücke umbenannt.

Foto: Verbandsgemeindeverwaltung Wittlich-Land

Selten zuvor dürfte ein kleine Brücke, die über einen Bach im Wald führt, solch ein Politikum gewesen sein wie derzeit die Karl-Kaufmann-Brücke zwischen Karl, Oberöfflingen und Manderscheid. Doch diese schmale Fußgängerbrücke im dunklen, tiefen Eifelwald, auf der sich  für gewöhnlich wohl nur Hase und Igel Gute Nacht sagen, sorgt auf der politischen Ebene der Verbandsgemeinde Wittlich-Land derzeit für reichlich Gesprächsstoff. Nach dem Haupt-, Finanz- und Tourismusausschuss hat sich nun auch noch der Verbandsgemeinderat mit der Karl-Kaufmann-Brücke befasst, die zwischen Karl und Oberöfflingen über die Lieser führt.
Seitdem der Eifelverein seinen nach Kaufmann benannten Wanderweg in Ville-Eifel-Weg umbenannt hat, steht nun auch die Verbandsgemeinde Wittlich-Land unter Zugzwang. Denn auch die Karl-Kaufmann-Brücke trägt, wie der Name schon sagt, den Namen des in Verruf geratenen ehemaligen Eifelvereinsvorsitzenden.

Kaufmann war von 1904 bis 1938 Vorsitzender des Wandervereins. Erst vergangenes Jahr geriet der 1944 verstorbene Kaufmann wegen  mutmaßlicher  Aussagen  in die Kritik (der TV berichtete), die seine Verbundenheit mit dem Nationalsozialismus belegen sollen. Denn in den Augen seiner Kritiker war Kaufmann zweifelsohne ein überzeugter Nazi und soll seine Überzeugung ehemals auch inbrünstig öffentlich kundgetan haben. Doch nicht wenige Mitglieder des Eifelvereins halten Kaufmanns mutmaßliche Nähe zum NS-Regime bis heute für nicht mehr als eine Unterstellung. Sie argumentieren, dass die Haltung Kaufmanns zum Nationalsozialismus gar nicht erwiesen sei. Sie beklagen deshalb, dass man den Wanderweg umbenannt habe, bevor die Historie des ehemaligen Vereinsvorsitzenden aufgearbeitet und geklärt sei.

Wie dem auch sei: Nach der Entscheidung des Eifelvereins, Kaufmann 76 Jahre nach seinem Lebensende  zu einer Persona non grata (lateinisch für unerwünschte Person) zu erklären und seinen Namen auf den Wegschildern zu überkleben,  hat nun auch die Verbandsgemeinde nachgezogen.

Die Ausschüsse  hatten dafür plädiert, die Kaufmann-Brücke, die sich im Eigentum der beiden Ortsgemeinden Karl und Oberöfflingen befindet, in Manuel-Andrack-Brücke umzubenennen. Andrack ist vielen Menschen als Moderator aus dem TV ebenso wie als Autor von Wanderbüchern bekannt, in denen er den Lieserpfad als „weltschönsten Wanderweg“ bezeichnet. Die Ausschüsse kamen zu dem Ergebnis, die Brücke mit Andracks Namen zu schmücken, sei marketingtechnisch ein gelungener Schachzug. Zudem könne man dem Autor damit für seine Verdienste um den Eifeltourismus endlich den notwendigen Dank zollen. So wurde beschlossen, Andracks Einverständnis für diesen geplanten Marketingcoup einzuholen.
Wie auf der jüngsten Verbandsgemeinderatssitzung zur Sprache kam, habe man Andrack zwischenzeitlich gefragt und dieser habe sich dazu bereit erklärt, künftig Namenspate einer Manuel-Andrack-Brücke auf dem Lieserpfad zwischen Karl und Oberöfflingen zu sein. Na fein, dann ist das Thema ja durch, könnte man meinen – aber Pustekuchen.

Die Gremien auf Ebene der Verbandsgemeinde haben die Rechnung ohne die Ortsgemeinden, die immerhin Eigentümer der Brücke sind, gemacht. Zwar haben die 45 Gemeinden der VG ihre Kompetenzen für den überregionalen Tourismus größtenteils mittlerweile an die Verbandsgemeinde abgetreten, aber bei der Umbenennung ihrer eigenen Brücke wollen Karl und Oberöfflingen doch noch ein Wörtchen mitreden.

Sie wollen von einer Manuel-Andrack-Brücke auf ihren Gemarkungen nichts wissen, sondern wünschen sich die Umbenennung in „Bieder-Burg-Brücke“. Denn auf einem in der Nähe der Brücke gelegenen Felsvorsprung stand im 14. Jahrhundert die „Bieder-Burg“.

Wie aus den Stellungnahmen der Fraktionsvorsitzenden auf der jüngsten Verbandsgemeinderatssitzung deutlich wurde, möchte man sich dem Votum der Ortsgemeinden, die Eigentümer der Brücke sind, nicht in den Weg stellen. Dumm nur, dass man Andrack bereits um sein Einverständnis gebeten und dieser seine Bereitschaft erklärt hatte. Nun muss man ihm im Nachhinein wieder absagen, was ja nicht ganz die feine englische Art ist. Doch der Verbandsgemeinderat sieht sich in erster Linie dazu verpflichtet, Entscheidungen im Sinne der Ortsgemeinden zu treffen, auch wenn das Manuel Andrack enttäuschen dürfte.

Doch der Wanderbuchautor soll nicht leer ausgehen: Mehrere VG-Ratsmitglieder sprachen sich dafür aus, gemeinsam mit dem Eifelverein nach einem geeigneten Wanderweg oder Rastplatz Ausschau zu halten, der künftig Andracks Namen tragen könnte. Damit möchte man dem Wanderbuchautor doch noch den verdienten Dank für seine Verdienste um den Eifeltourismus zuteil werden lassen. Die Karl-Kaufmann-Brücke heißt nun Bieder-Burg-Brücke.

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