Mauern fallen, damit Autos fahren können

Odert · In wenigen Tagen wird die Gaststätte "Oderter Haus" komplett verschwunden sein. 2015 könnte dann der Umbau der Einmündung zur Kreisstraße 99 in Richtung Hunolstein beginnen. Eine Linksabbiegerspur soll das Abbiegen sicherer machen.

 Ein Bagger entfernt Balken am Oderter Haus. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Ein Bagger entfernt Balken am Oderter Haus. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Odert. Langsam fährt der Bagger zur bereits freiliegenden Ecke des ehemaligen Gasthauses Oderter Haus, aus dem die Tapeten eines ehemaligen Hotelzimmers schimmern. Behutsam zieht der lange Arm des Abbruchfahrzeuges an einem Dachbalken, woraufhin donnernd Holzteile und Schieferschindeln zu Boden fallen.
Sicherheit für Autofahrer


Das Oderter Haus an der Hunsrückhöhenstraße wird in wenigen Tagen Geschichte sein. Die ehemalige Gaststätte fällt einem Umbau der Kreuzung B 327/K 99 (Abbiegung in Richtung Odert/Hunolstein) zum Opfer. Mit dem Umbau soll die Verkehrssicherheit der Kreuzung verbessert werden, sagt Hans-Michael Bartnick vom Landesbetrieb Mobilität (LBM). Damit verbunden sei nicht der mögliche Ausbau der Hunsrückhöhenstraße auf drei Fahrspuren.
Der Kreuzungsbereich wird um einige Meter in Richtung Morbach verlegt. Dabei entsteht für die Fahrzeuge, die aus Richtung Trier kommend dort links in Richtung Hunolstein fahren wollen, eine Linksabbiegerspur. Die Einmündung liegt in etwa im Bereich der Fläche, auf der derzeit die Bagger die ehemalige Gaststätte abreißen und führt dann in einem Bogen auf die Kreisstraße 99 in Richtung Odert. Der Betreiber des Hunsrück-Grills neben dem Oderter Haus, Imam Günes, befindet sich derzeit noch im Rechtsstreit mit dem LBM, da er das Grundstück nicht räumen und seinen Grill dort weiter betreiben will.
Der LBM strebt indessen ein vereinfachtes Baurechtsverfahren zum Umbau der Kreuzung an. Bartnick sagt, dass die bauliche Umsetzung des Vorhabens ab 2015 realistisch sei. Die voraussichtlichen Baukosten werden unter einer Million Euro liegen.
Der angedachte Ausbau der Hunsrückhöhenstraße auf drei Spuren zwischen der Abzweigung Odert und dem Kreuzungsbereich B 327/B 269 sei hingegen mittelfristiger Natur, sagt Bartnick. "Hier stehen wir planerisch eher noch in den Kinderschuhen."
Ein genauer Realisierungszeitraum sei derzeit noch nicht in Sicht. Aufgrund der Größenordnung des Projektes seien dafür auch umfangreichere Fristen für Planung, Baurecht und Haushaltsmittel einzukalkulieren.
Extra

Das Oderter Haus war ursprünglich ein Bauernhaus. Teile des Gebäudes sind 155 Jahre alt. Bis April 2013 hat die Morbacherin Doris Stein zusammen mit ihrer Mutter noch in dem Gebäude gewohnt. Beim Bau der Hunsrückhöhenstraße hatten die Großeltern Getränke an die Arbeiter verkauft. 1954 bauten die Eltern die erste Tankstelle an der Hunsrückhöhenstraße im Bereich Morbach. "Die anderen kamen erst später", sagt Stein. Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre verschwanden bei zwei Umbauten Ställe und Scheune. Stattdessen entstanden eine Gaststube, eine Terrasse und Fremdenzimmer mit insgesamt 23 Betten, in denen meist Fernfahrer und Vertreter übernachteten. Die Tankstelle bauten die Steins 1992 ab, weil mit dem Spritverkauf kein Geld mehr zu verdienen war. Zudem hätten es die Eltern versäumt, erneut zu investieren und das Gasthaus auf einen modernen Stand zu bringen. 2002 kamen bei den Familienmitgliedern Krankheiten hinzu. Am 4. März 2002 schlossen Doris Stein und ihre Mutter das Gasthaus. cst

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