MEDIZIN

Zum Artikel "Bündnis gegen Depression schult Hausärzte" (TV vom 18. Juli) schreibt dieser Leser:

Meinung

Wird Hausärzten nicht gerecht
Vielen Dank, dass Sie das Thema Depression und deren Behandlung durch das Interview mit dem Chefarzt der Psychiatrie im Wittlicher Krankenhaus aufgreifen und in die Öffentlichkeit bringen. Seelische Erkrankungen, zumal eine Depression mit Verlust der im gesellschaftlichen Kontext so wichtig gewordenen "Leistungsfähigkeit", werden immer wieder tabuisiert und diese Erkrankungen sind auch im Erleben der Patientinnen und Patienten mit einem Makel belastet. So kommt es, dass in den hausärztlichen Praxen sogenannte "Präsentiersymptome" seitens der Patientinnen und Patienten produziert werden, die die Diagnosestellung einer depressiven Erkrankung erschweren und umfangreiche differential-diagnostische Überlegungen nötig machen. Die in Ihrem Artikel genannten Studien, wonach Hausärzte nur in der Hälfte der Fälle Depressionen richtig diagnostizieren, wurden leider nicht konkret benannt; sie berücksichtigen in vielen Fällen nicht, dass die Diagnosestellung nicht etwa durch fehlende Ausbildung der Hausärzte verzögert wird, sondern durch Patientenvariablen aufgrund der geschilderten Hemmungen. Daher ist der im Artikel entstandene Tenor, Hausärzte müssten nun "endlich" nachgeschult werden, nicht nur zu kurz gegriffen, sondern sicher falsch. Eine solche Haltung von Fachkollegen - sollten sie richtig zitiert worden sein - wird dem zunehmenden Verständnis von Hausärzten für biopsychosoziale Zusammenhänge nicht gerecht. Dr. med. Joachim Faude, Lieser

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