Meeresfrüchte made in Morbach

Eine Firma aus Neu-Isenburg prüft derzeit die Chancen für eine Zuchtanlage für Shrimps in der Morbacher Energielandschaft (MEL). Zwei Aspekte sind für die Firma, die vor allem im asiatischen Raum Projekte für Zuchtfarmen entwickelt, besonders interessant. Sie brauchen für eine solche Aquakultur mit einer Produktion von bis zu 400 Tonnen im Jahr viel Platz - mindestens vier Hektar - und eine Menge Energie. Denn die Krustentiere benötigen Wasser-Temperaturen von 30 Grad Celsius. Doch Energie ist in der MEL das geringste Problem. Auch Platz ist auf dem 145 Hektar großen Gelände in ausreichendem Maße vorhanden.Innovatives Verfahren sei ökologisch einwandfrei

Die großen Garnelen stammen aus Zuchtanlagen in Südamerika und Südostasien. Sie schädigten Mangrovenwälder, eine besonders gefährdete Biotop-Art, erklärt Michael Grehl von der Gemeinde Morbach. Die Tiere werden tiefgefroren und gelangen per Schiff oder Flugzeug nach Europa. Üblich sei in Europa, merkt Axel Weisse von New Tech GmbH an, bislang die Produktion in offenen Systemen. Das heißt: Ein Bach oder Ähnliches liefere das benötigte Wasser. Schadstoffe, die darin enthalten sind, würden sich später auch in den Krustentieren finden. Rückstände vom Tierfutter oder von abgestorbenen Jung-Shrimps machten ebenfalls Probleme. Ziel der NewTech, die als Projektentwickler mit einer Firma zusammenarbeitet, die das innovative Verfahren entwickelt hat, ist es, ökologisch einwandfreie Ware zu produzieren. In neuen, geschlossenen Systemen sei das zugeleitete Wasser rückstandsfrei, erklärt Weisse. Verunreinigungen, die in der Anlage entstehen, werden über Filter entfernt. Der restliche Schlamm müsste in der MEL nicht entsorgt werden, sondern könnte in einer Biogas-Anlage weiterverwertet werden. Bei der Verstromung entsteht unter anderem Abwärme, die dann zur Temperierung des Wasser verwendet werden könnte. Ernährt werden die Krustentiere mit Sojapellets, doch im Morbacher Rathaus hält man eine Umstellung auf Graspellets, die ebenfalls im Energiepark entstehen könnten, ebenfalls für denkbar. Anfragen wie aus Neu-Isenburg erhält die Morbacher Verwaltung inzwischen regelmäßig. Die Spreu vom Weizen zu trennen, sei nicht immer einfach, betont Morbachs Bürgermeister Gregor Eibes. Allerdings lässt man sich vom Birkenfelder Institut für angewandtes Stommanagement (IfaS) beraten, die den Kontakt auch geknüpft hatten. Grundsätzlich würde der Bürgermeister persönlich gern bald Garnelen ab Werk beziehen, er warnt allerdings vor zu viel Euphorie. Denn von der Realisierung ist das Vorhaben noch weit entfernt. Man sei noch auf der Suche nach Fördergeldern, was sich schwierig gestaltet. EU-Mittel seien zwar vorhanden, aber Subventionen für Aquakulturen gehen in der Regel in Länder in Küstennähe, nach Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern. Und eben nicht in das meeresferne Rheinland-Pfalz. "Doch für uns ist das kein "K.o.-Argument", versichert Weisse. Wichtiger seien die Marktchancen. Und die würden gerade geprüft. "Vom Morbacher Wochenmarkt allein könnten wir nicht leben", schmunzelt Weisse. Die Nähe zu Frankreich und Luxemburg sei interessant. Auch der Flughafen Hahn ist ein Pluspunkt in den Überlegungen von NewTech. Sein Unternehmen zieht auch andere Standorte ins Kalkül. Ob sich der Bürgermeister demnächst also tatsächlich Shrimps made Morbach munden lassen kann, ist deshalb noch offen.

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