Mehr als 70 Demonstranten appellieren an die Menschlichkeit

Die regulären Möglichkeiten sind erschöpft. Nun hofft eine aus Aserbaidschan geflohene und seit gut einem Jahr in Brauneberg lebende Familie auf die Hilfe der Bevölkerung. Mehr als 70 Menschen haben sich einer Kundgebung angeschlossen, zu der der Verein Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage eingeladen hat.

Brauneberg. Die Menschenmenge ist bunt gemischt. Junge Eltern protestieren ebenso wie Leute mittleren Alters oder Ältere gegen die drohende Abschiebung einer seit gut einem Jahr in Brauneberg lebenden Familie. Wie mehrfach berichtet sollen Chiala und Ramin Ibrahimli mit ihren Töchtern Laman (5) und Zehra (15 Monate) zurück nach Aserbaidschan. Ihr Asylantrag wurde abgelehnt, weil sie nach ihrer Flucht über Russland, ein als sicher eingestuftes Drittland, einreisten.

"Das sind anständige und sehr fleißige Leute", begründete Hugo Orthmann seine Unterstützung. Gerechtigkeit und Menschlichkeit sollten immer Vorrang haben, sagte Christiane Heiden.

Jeder habe seine Chance verdient. Und sie höre nur Gutes von der Familie, die sich in Worten und in Taten um Integration bemühe. Die fünfjährige Laman habe schon nach einem Jahr akzentfrei Hochdeutsch gesprochen, nannte Manfred Knob ein Beispiel. Ramin sei "ein prima Kerl", versicherte Erhard Ruppenthal, ein Arbeitskollege. Arno Schiffmann forderte Gerechtigkeit ein. In einem reichen Land gebe es auch Platz für Benachteiligte.

Aufgerufen zur Demo hatte das Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage. "Behörden richten sich nach Gesetzen, die Menschen helfen sollen - aber die Humanität bleibt oft auf der Strecke", bedauerte Vorsitzender Yaghoub Khoschlessan, der auch Kirchenasyl in Erwägung zieht. Pfarrer Thomas Berke mahnte jedoch, alles zu versuchen, dass die Familie "auf ordentlichem Weg" bleiben könne. Seit Ende März haben laut Berke rund 330 Menschen eine Unterschriftenliste der evangelischen Kirchengemeinde Mülheim unterzeichnet.

Alle hätten die Familie ins Herz geschlossen, deren Vater "ungemein fleißig" sei und viel geleistet habe. Ramin sei sehr tüchtig und immer freundlich, appellierte Ortsbürgermeister Klaus Denzer an die Politik, "die Menschlichkeit in den Vordergrund" zu rücken. "Kein Mensch ist illegal" plädierte Wolfgang Tilsner für einen Abschiebestopp. urs

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