Mehr als Kaffee und Kuchen: Seniorennachmittage bieten vielfältiges Programm und sorgen für Vernetzung im ländlichen Bereich

Morscheid-Riedenburg · Wer denkt, dass auf Seniorennachmittagen nur über Wehwehchen geklagt wird und ansonsten nichts los ist, liegt falsch und glaubt an ein gängiges Vorurteil. Tatsächlich gibt es muntere Gespräche und selbst gebackenen Kuchen. TV-Redakteur Hans-Peter Linz hat ein solches Treffen in Morscheid-Riedenburg besucht.

 Fitbleiben im Alter: Das wird bei den Senioren in Morscheid-Riedenburg groß geschrieben. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Fitbleiben im Alter: Das wird bei den Senioren in Morscheid-Riedenburg groß geschrieben. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Foto: (m_huns )

Morscheid-Riedenburg. "Man könnte ja auch mal eingelegte Heringe und ein Bier reichen, aber die Frauen mögen lieber Kaffee und Kuchen", scherzt Erwin Schrenk und zwinkert mit den Augen. Der 82-jährige Ortsvorsteher von Morscheid-Riedenburg ist sichtlich stolz auf seinen Seniorennachmittag, der einmal pro Monat angeboten wird.

20 Menschen treffen sich im Gemeindehaus. Manche sind schon seit 2008 dabei, als der erste Seniorennachmittag stattgefunden hat. Die Stimmung ist locker. Man kennt sich, scherzt miteinander und hält ein Schwätzchen. Dann ruft Schrenk seine Senioren zum Totengedenken zusammen.

Nach einer Schweigeminute verteilt der Ortsvorsteher Zettel mit einem Liedtext. "Wir singen immer zusammen, erst danach gibt es Kaffee und Kuchen, zur Belohnung", meint er. Und so stimmen alle "Es dunkelt auf der Heide an". Dann wird der Kuchen aufgetischt. Streusel und gedeckter Apfelkuchen mit Zuckerguss - selbst gebacken aus heimischen Zutaten. Sehr köstlich. Muntere Gespräche entwickeln sich. Gertrud (72) und Günther Bach (76) aus Hoxel berichten: "Wir waren von Anfang an dabei und gehen mit Freude hin. Es ist immer sehr abwechslungsreich."

Klara Schlarp (88), steuert manchmal noch eine Büttenrede bei: "Mir gefällt es gut. Man kommt halt mal zusammen und kann sich unterhalten." Franz-Dieter Rassmann (72) und seine Frau Marita (72) sind vom Rheinland in den Hunsrück gezogen. "Seit 35 Jahren haben wir hier ein Wochenendhaus und fühlen uns hier wohl. Seit zwölf Jahren ist der Hunsrück unser Hauptwohnsitz. Wir haben hier viele Leute kennengelernt und treffen uns auch privat." Diese Vernetzung sei auch wichtig, findet Schrenk: "Manche kommen ja auch zum Senioren-Mittagstisch, dem Balkan-Kesselsche. Außerdem kann man sich gegenseitig helfen und unterstützen."

Nach dem Kaffee ist Sport angesagt: Sitztanzen. "Manche sind halt nicht mehr so beweglich. Da ist es fair, im Sitzen Sport zu machen. Dann kann jeder so gut mitmachen, wie er kann." Und so bewegen sich die Damen und Herren zu munteren Piano-Klängen. Neben den Nachmittagsterminen machen die Senioren auch gemeinsame Ausflüge. "Wir haben schon den Flugplatz Hahn besucht, die Wildenburg oder auch die Energielandschaft Morbach," erzählt Schrenk.
Das gemeinsame Erlebnis sei wichtig. "Manche leben alleine, da sorgen wir gerne für Abwechslung." Eine ganz große Leidenschaft teilen die Morbacher Senioren übrigens allesamt: Sie spielen gerne Bingo. "Da sind alle dabei", sagt Schrenk, der übrigens seinen Posten als Ortsvorsteher im nächsten Jahr abgeben will: "Bis 90 will ich den Job nicht machen. Da muss auch mal ein Junger ran."Ausflug mit fünf Bussen


Der Morscheid-Riedenburger Seniorentreff ist nur einer von vielen solcher Treffs im Hunsrück. Morbachs Bürgermeister An dreas Hackethal erklärt: "Es gibt sehr viele Seniorentreffs in der Einheitsgemeinde. Das sind immer sehr muntere und lebendige Treffen." Neben den Seniorentreffs, die unter anderem auch in Bischofsdhron, Hoxel oder Wolzburg stattfinden, gebe es auch den Jahresausflug der Senioren. "Dafür mussten wir im vergangenen Jahr fünf Busse chartern. Das ist schon eine eigene Dimension," sagt Hackethal.

Und auch in der Verbandsgemeinde Thalfang werden Seniorennachmittage angeboten. Davon profitieren nicht nur die älteren Menschen. In Horath gelang es zum Beispiel den Mitgliedern des Bürgervereins, Informationen über alte Wegkreuze zu finden. Sie besuchten kurzerhand den Seniorennachmittag und kamen mit ihren älteren Mitbürgern ins Gespräch (der TV berichtete am 28. Juni). hpl

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