Mehr als nur Geselligkeit

Wittlich · Eine der ältesten Bürgervereinigungen Wittlichs ist die Casino-Gesellschaft. Früher war sie nur elitären Kreisen zugänglich, inzwischen ist sie für alle offen. Vereine treffen sich in ihren Räumen, es gibt Veranstaltungen und eine Gastronomie sorgt für Geselligkeit.

 Das Casino um 1900 von Viktor Wintrich auf einer Postkarte, die uns das Kreisarchiv zur Verfügung gestellt hat. TV-Foto: Christina Bents

Das Casino um 1900 von Viktor Wintrich auf einer Postkarte, die uns das Kreisarchiv zur Verfügung gestellt hat. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Wittlich. Die Casino-Gesellschaft wurde 1858 gegründet, als es einen Machtkampf zwischen Monarchen und Bürgertum gab. In der damaligen Satzung war als Ziel "die Pflege der Geselligkeit" angegeben. Daneben gab es politische Diskussionen. Die Mitglieder kamen aus dem Bildungsbürgertum, es wurden nur Männer zugelassen, die zwei Bürgen haben mussten.
"Die Zeiten sind längst vorbei. Das Casino steht allen Menschen offen", sagt Waltraud Niles, ehrenamtliche Geschäftsführerin. Das Gebäude, das der Gesellschaft gehört, wird rege genutzt. In einem kleinen Gastraum, dem "Stübchen", das jeden Tag geöffnet hat, treffen sich Kartenspieler, Elterngruppen und Privatpersonen zum Austausch. Die Küche bietet Kleinigkeiten zu essen an, auf Vorbestellung auch Größeres. In einem weiteren Raum haben Vereine die Möglichkeit sich zu treffen, die Gartenbauer, Imker und Philatelisten nutzen das. Die Wittlicher Winzer präsentieren einmal jährlich hier gemeinsam ihre Weine. Der Jazzclub nutzt das Gebäude. Es werden Konzerte gegeben, in einem Raum mit edler roter Tapete, Parkettboden und einem Flügel. Ein Biergarten und eine Kegelbahn gehören ebenfalls zum Komplex.
Zurzeit 187 Mitglieder


Der Vorstand würde sich freuen, wenn noch mehr Leben ins Haus käme: "Viele fahren hier vorbei, sehen das Haus, wissen aber nicht, was hier geboten wird, welche Veranstaltungen hier sind und dass man hier gemütlich zusammen sitzen oder feiern kann", bedauert Waltraud Niles. Für die Zukunft wäre es auch gut, wenn weitere Mitglieder zur Gesellschaft stoßen würden. "Um nochmal frischen Wind rein zu bringen und Teilhaber unserer ideellen Idee zu werden", erklärt Evi Hosp, für die Öffentlichkeitsarbeit im Casino zuständig. Aktuell hat die Vereinigung 187 Mitglieder.
In das Gebäude hat die Casino-Gesellschaft in den vergangenen Jahren viel investiert. Die Fenster und die Heizung erneuert, blickdichte Vorhänge für Vorträge und einen modernen Beamer angeschafft sowie die Böden abgeschliffen. "Es ist bei einem alten Gebäude natürlich wichtig, dass es energietechnisch auf dem Laufenden gehalten wird", sagt Hosp. Eigene Veranstaltungen hat die Casino-Gesellschaft mit den Vortragsreihen: "Ich bin Wittlicher und komme aus...", die sie mit der Stadtbücherei gemeinsam organisiert und "erfolgreiche Wittlicher erzählen". Zudem organisiert die Casino-Gesellschaft jedes Jahr einen Neujahrsempfang, zu dem zwischen 50 und 100 Personen kommen.
Errichtet wurde das markante Bauwerk der Casino- Gesellschaft 1899. Mit dem Bezug des Gebäudes, gründeten die Mitglieder damals einen erfolgreichen Weinhandel, der 1907 schon 700 000 Mark Einnahmen verbuchen konnte. Heute finanziert sich die Casino-Gesellschaft durch Mitgliedsbeiträge und Verpachtungen des Tankstellengeländes und des Casinokellers nebenan. chb
Die nächste Veranstaltung im Casino ist das Konzert des Jazz-Club Wittlich mit dem Stephanie Lottermoser Quintett, am 25. Juni, um 20 Uhr.
Extra

Öffnungszeiten: Das Casino hat von Montag bis Freitag ab 17 Uhr geöffnet, samstags ab 18 Uhr. Zudem ist mittwochs und freitags von 10.30 Uhr bis 13 Uhr offen. Sonn- und feiertags ist geschlossen, außer für Familienfeiern. Die Küche ist von Montag bis Freitag von 18 bis gegen 21 Uhr geöffnet. chb

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