Mehr Einkaufsmöglichkeiten in der Stadt

Bernkastel-Kues · Der Discounter Lidl erweitert seine Verkaufsfläche von 700 auf 1050 Quadratmeter. Den dafür notwendigen Bebauungsplan hat der Stadtrat beschlossen. Ein anderes Vorhaben steht hingegen noch am Anfang: Ein Projektentwickler plant in Kues in den Hallen der ehemaligen Firma Wenzelband eine Einkaufsgalerie. Der Werbekreis der Stadt sieht das sehr kritisch.

 ODie leerstehende Produktionshalle der Firma Wenzelband in Bernkastel-Kues.

ODie leerstehende Produktionshalle der Firma Wenzelband in Bernkastel-Kues.

Foto: Winfried Simon

Bernkastel-Kues. Läuft alles nach Plan, wird der Discounter Lidl noch vor Weihnachten seine vergrößerte und modernisierte Filiale in Kues eröffnen.
Spätestens im Mai werden nach Angaben von Mehmet Eskiocak, Leiter der Lidl-Vertriebs Gmbh & Co. KG Neuwied, die Umbauarbeiten beginnen. "Die Filiale in der Kueser Cusanusstraße entspricht nicht mehr unserem Konzept", sagt Eskiocak. Die Gänge seien zu eng, die Waren zu dicht platziert. Ein neuer Bodenbelag, neue Schaufenster und die Dachsanierung stehen an.
Über die Investitionssumme will Eskiocak keine Angaben machen, sie liege aber im sechsstelligen Bereich.
Vorgesehen ist ein Anbau Richtung Parkplatz. In ihm werden sich auch ein Back-Vorbereitungsraum und eine Tiefkühlzelle befinden. Um weiterhin genügend Parkflächen anbieten zu können, hat Lidl im hinteren Bereich mehrere Parzellen erworben.
Produktionshallen stehen leer



Ein weiteres den Einzelhandel der Stadt betreffendes Projekt, steht noch ganz am Anfang. Geplant ist eine Einkaufsgalerie auf dem Gelände der ehemaligen Firma Wenzelband, die vor wenigen Jahren noch 50 Leute beschäftigte. Seit etwa einem Jahr stehen die Produktionshallen der Firma, Hersteller von Bandagen, Hosenträgern, Einfassbändern für Tischdecken und Träger für Büstenhalter, leer.
Inhaber Nicolaus Wenzel hatte nach dem verheerenden Hagelsturm vom August 2011, bei dem das Dach und mehrere Maschinen zerstört wurden, zunächst die Produktion zurückgefahren und später komplett eingestellt. Laut Wenzel hätten es die Produkte wegen der Konkurrenz aus Billigländern am Markt ohnehin schwer gehabt.
Erich Kraemer, Geschäftsführer der Firma kraemer projekt in Trier, hat mit Wenzel Kontakt aufgenommen und ihm ein Nutzungskonzept vorgelegt. Es sieht eine Einkaufsgalerie vor, möglicherweise auch ein Restaurant-Café und ein Fitnesscenter.
Die Firmenhallen befinden sich direkt oberhalb vom Toom-Markt in der Wuppertal-Straße. Kraemer hat seine Pläne auf der jüngsten Stadtratssitzung im nichtöffentlichen Teil vorgestellt. Nach Angaben von Stadtbürgermeister Wolfgang Port muss gewährleistet sein, dass eine solche Einkaufsgalerie die Geschäfte in der Innenstadt nicht schwächt.
Grundlage dafür ist das Einzelhandelskonzept der Stadt. Darin sind unter anderem die Warengruppen aufgelistet, für die es in Bernkastel-Kues im Gegensatz zum Umland ein deutlich unterdurchschnittliches Angebot gibt, wie zum Beispiel Baby- und Kinderbekleidung, Schuhe, Tiernahrung, Telekommunikation und Elektrogeräte.
Bürgermeister Port meint dazu: "Grundsätzlich steht der Stadtrat dem Projekt positiv gegenüber."
Die notwendige Investition will Wenzel selbst oder zusammen mit einem Partner stemmen. Dazu sagt Wenzel: "Die Finanzierung bekommen wir auf jeden Fall hin. Jetzt kommt es darauf an, dass wir die Baugenehmigung bekommen."
Frank Hoffmann, Vorsitzender des Werbekreises, der die Interessen der Einzelhändler in der Stadt vertritt, sieht die Pläne sehr kritisch. Hoffmann moniert: "Ich bin strikt dagegen. Dort ist ein Industriegebiet. Die Flächen an der Stadtperipherie sind nicht für den Einzelhandel vorgesehen. Wir wollen nicht die Fehler anderer Städte machen."
Auch die längst genehmigte Lidl-Erweiterung ist Hoffmann ein Dorn im Auge - zumal der Discounter einen Backshop einrichte und sein Tiefkühlsortiment deutlich erweitere.Meinung

Die Innenstadt nicht schwächen
Viele Einkaufsmöglichkeiten mit einem vielfältigen Angebot sind gut für die Kunden. Manchmal sind sie aber auch des Guten zu viel. Vor allem die Geschäfte in der Innenstadt fürchten die Konkurrenz. Die Stadt will darauf achten, dass die angebotenen Sortimente in der geplanten Einkaufsgalerie am Stadtrand denen der Innenstadt nicht ins Gehege kommen. Doch diese auf Dauer genau abzugrenzen, ist schwierig. Ein Verdrängungswettbewerb ist zu erwarten. Die Filialen der Billiganbieter Aldi und des bald noch größeren Lidl sind schon Konkurrenz genug. Sie bieten nicht nur Lebensmittel an, sondern in besonderen Aktionen auch Bekleidung, Schuhe, Computer, Taschen, Uhren und vieles mehr. Längst hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass größere Kommunen ihre Zentren stärken müssen. Eine vitale und lebenswerte Stadt hängt vor allem von der Attraktivität und Vielfalt des innerstädtischen Einzelhandels ab. w.simon@volksfreund.de

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