Mehr Inhalte statt lächelnder Gesichter

Rund 63 000 junge Menschen dürfen bei der Landtagswahl am 27. März erstmals an die Wahlurnen treten - darunter sechs Gymnasiasten aus Bernkastel-Kues. Dem TV haben die 18-Jährigen erzählt, wie sie sich über die Parteien informieren und warum sie deren Wahlplakate und Internetauftritte nicht überzeugen.

Bernkastel-Kues. Der 27. März ist ein besonderer Tag für Alina Sauren, Melanie Günther, Nischa Clemens, Jan Schneider, Lukas Braun und Max Wilbert. Bei der Landtagswahl dürfen die Schüler der zwölften Klasse am Nikolaus-von-Kues-Gymnasium in Bernkastel-Kues zum ersten Mal ihre Stimme abgeben. Die Vorfreude ist groß: "Ich war richtig aufgeregt, als der Brief mit den Wahlunterlagen kam", verrät Alina Sauren.

Bei der vorherigen Landtagswahl 2006 lag die Wahlbeteiligung bei knapp 58 Prozent. Noch geringer war sie in der Gruppe der Erstwähler: 46 Prozent der Wahlberechtigten zwischen 18 und 20 Jahren (56 000 Erstwähler) gaben ihre Stimme ab.

Die sechs Schüler aus Bernkastel-Kues wollen auf jeden Fall wählen. Bei welcher Partei sie ihr Kreuz machen werden, wissen die meisten jedoch noch nicht. "Es gibt eine Tendenz, aber entscheiden werde ich mich wohl kurzfristig", sagt Melanie Günther. Die meisten Direktkandidaten für die Landtagswahl kennen die Schüler bisher nur vom Plakat. Weil vor Ostern viele Arbeiten geschrieben werden, steht die Schule derzeit im Mittelpunkt. Bevor sie sich gezielt über einzelne Politiker informieren, wollen sie sich erst für eine Partei entscheiden. Als Informationsquelle dienen Tageszeitung, Fernsehnachrichten und vor allem die Internetseiten der Parteien. "Die meisten sind aber nicht sehr schön gestaltet und viel zu unübersichtlich", kritisiert Alina Sauren.

Die Themen, mit denen die Parteien bei den Erstwählern punkten können, sind breit gefächert. Lokale Projekte wie der Hochmoselübergang interessieren die Schüler ebenso wie die rheinland-pfälzische Schulreform, Umweltschutz oder der Afghanistan-Konflikt. Melanie Günther bereitet das Thema Arbeitslosigkeit sorgen: "Ich habe zwar eine gute Ausbildung, aber manchmal habe ich ein komisches Gefühl, wenn ich an die Zukunft denke." Was die Politiker dagegen unternehmen wollen, findet die Schülerin gern im direkten Kontakt bei Wahlkampfveranstaltungen heraus. Dort löchert sie die Kandidaten mit Fragen: "Ich will zum Beispiel wissen, wie sie die Jugend in ihrer Region halten wollen."

Skandale erschüttern Vertrauen



Für Jan Schneider sind solche Veranstaltungen kein Thema: "Die meisten sind abends. Das ist mir zu zeitaufwendig." Dass sich immer mehr Menschen von der Politik abwenden, schreiben die Schüler den zahlreichen Skandalen zu. Affären wie die um Ex-Verteidigungsminister zu Guttenberg, glaubt Melanie Günther, "verstärken noch, dass viele kein Vertrauen mehr in die Politik haben".

Auch die Wahlplakate der Parteien überzeugen die Schüler nicht. "Die Wahlsprüche sind total komprimiert und ohne Inhalt", kritisiert Alina Sauren. Das Parteiprogramm solle "mehr im Vordergrund" stehen. "Man sieht nur Gesichter, das sagt nichts über die Politik aus", beklagt sich auch Jan Schneider.

Max Wilbert stören die vielen Attacken auf die politische Konkurrenz: "Die sollten sich lieber auf sich selbst konzentrieren." Über zwei Plakate regen sich die Schüler besonders auf: Darauf verwenden die Grünen Atommüllsymbole, CDU-Kandidatin Julia Klöckner verspricht eine "Politik ohne Bart". Atompolitik habe mit Landespolitik "nichts zu tun", ärgert sich Lukas Braun. Und das CDU-Plakat wolle gezielt Frauen beeinflussen.

Die Wahlen am Sonntag werden die Schüler dennoch am Fernseher verfolgen. Melanie Günther hofft auf eine spannende Entscheidung: "Diesmal wird es vielleicht richtig knapp."

Viele weitere Informationen zur Landtagswahl finden Sie in unserer heutigen Sonderbeilage.

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